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Die Vergessene Welt

Die Vergessene Welt

Titel: Die Vergessene Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sir Arthur Conan Doyle
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Bescheid«, sagte ich.
    »Ich habe William viel von dir erzählt«, sagte Gladys. »Wir
    haben keine Geheimnisse voreinander. Es tut mir ja so leid.
    Aber so tief kann deine Liebe zu mir nicht gegangen sein, sonst
    wärst du nicht um die halbe Welt gereist und hättest mich
    allein hier zurückgelassen. Du bist doch jetzt nicht
    eingeschnappt, oder?«
    »Überhaupt nicht. Aber ich glaube, ich muß jetzt wieder
    gehen.«
    »Wollen Sie nicht etwas trinken?« fragte der mickrige
    Rotschopf. »Es ist offensichtlich immer wieder dasselbe, was?
    Muß ja aber auch so sein, wenn wir die Polygamie nicht
    einführen wollen.«
    Er lachte idiotisch, während ich zur Tür ging.
    Ich war schon draußen, als ich einer plötzlichen Eingebung
    folgend noch einmal zurückging.
    »Würden Sie mir bitte eine Frage beantworten?« bat ich.
    »Kommt darauf an«, sagte Mr. Potts.
    »Wie haben Sie es denn geschafft? Haben Sie einen
    verborgenen Schatz ausgegraben, einen neuen Pol entdeckt, als
    Pirat die Welt umsegelt, oder sind Sie über den Kanal geflogen?
    Mit welcher Art von Romantik haben Sie ihr imponiert?«
    Aus dem gutmütigen, dümmlichen Gesicht sahen mich zwei
    Augen entgeistert an.
    »Finden Sie diese Fragen nicht etwas sehr persönlich?«
    meinte er.
    »Nein«, sagte ich. »Noch eine letzte Frage: Was sind Sie von
    Beruf?«
    »Ich bin Buchhalter«, sagte Mr. Potts stolz. »Zweiter Mann
    bei der Firma Johnson und Merrivale in der Chancery Lane
    Nummer einundvierzig.«
    »Aha«, sagte ich. »Dann gute Nacht.«
    Und damit ging ich endgültig. Und wie allen Helden, denen
    das Herz gebrochen wird, brodelte in mir eine Mischung aus
    Zorn, Kummer und Heiterkeit, während ich in die Dunkelheit
    hinausstapfte.
    Noch eine letzte kleine Szene, und ich bin fertig. Gestern
    waren wir in Lord Johns Appartement zum Abendessen
    eingeladen. Hinterher saßen wir in guter Kameradschaft
    rauchend beisammen und unterhielten uns über unsere
    Abenteuer. Es war sonderbar, diese alten vertrauten Gesichter
    in so veränderter Umgebung zu sehen. Da war Challenger mit
    seinem herablassenden Lächeln, dem unduldsamen Blick, den
    halb gesenkten Lidern, seinem angriffslustigen gesträubten
    Bart und seinem gewaltigen Brustkasten, der sich blähte und
    vorwölbte, während er Summerlee die Meinung sagte. Und
    Summerlee selbst saß da, die kurze Stummelpfeife zwischen
    dem dünnen Schnurrbart und dem grauen Ziegenbart, das
    faltige Gesicht im Eifer des Gefechts vorgebeugt, während er
    alles, was Challenger sagte, der Reihe nach bestritt. Und
    endlich war da unser Gastgeber mit seinem kantigen
    Adlergesicht und den kalten, gletscherblauen Augen, aus deren
    Tiefe Übermut und Humor schimmerten. Das ist das letzte
    gemeinsame Bild von ihnen, das sich meinem Gedächtnis
    eingeprägt hat.
    Nach dem Abendessen in Lord Johns Allerheiligstem – dem
    Zimmer mit der rötlichen Beleuchtung und den unzähligen
    Trophäen – war es, daß Lord John uns noch etwas zu sagen
    hatte. Er hatte eine alte Zigarrenkiste aus dem Schrank geholt
    und vor sich auf den Tisch gestellt.
    »Da wäre noch eine Sache«, sagte er, »die ich vielleicht
    schon früher hätte zur Sprache bringen sollen, aber ich wollte
    erst mal genau wissen, woran ich bin. Es hat schließlich keinen
    Zweck, unnötig Hoffnungen zu wecken, aus denen dann
    nichts wird. Aber jetzt haben wir es ja mit Tatsachen zu tun,
    nicht mit Hoffnungen. Erinnern Sie sich noch an den Tag, als
    wir die Pterodactylenkolonie im Sumpf entdeckten? Nun, an
    der Bodenbeschaffenheit dieses Platzes fiel mir etwas auf.
    Vielleicht ist es Ihnen entgangen. Es war ein vulkanischer
    Trichter mit blauem Ton.«
    Die Professoren nickten zustimmend.
    »Bisher habe ich nur an einer einzigen Stelle auf der ganzen
    Welt einen Krater mit blauem Ton gesehen. Das war bei der
    großen De-Beers-Diamantenmine in Kimberley. Ich habe den
    Gedanken an die Diamanten nicht mehr aus dem Kopf
    vertreiben können und mir deshalb diesen Apparat
    zusammengebastelt, der mir die stinkenden Biester vom Leibe
    hielt, und dort einen wunderschönen Tag mit der Hacke
    verbracht. Das hier habe ich gefunden.«
    Er öffnete die Zigarrenkiste, kippte sie um und schüttete
    etwa vierzig bohnen- bis haselnußgroße, unansehnliche Steine
    auf den Tisch.
    »Sie werden vielleicht sagen, ich hätte Ihnen gleich von
    meinem Fund erzählen müssen«, fuhr er fort. »Das mag richtig
    sein. Nur wußte ich, daß es für den Unerfahrenen eine Menge
    Täuschungsmöglichkeiten gibt und

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