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Die Vergessene Welt

Die Vergessene Welt

Titel: Die Vergessene Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sir Arthur Conan Doyle
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Lord John, ich nehme doch an, daß Sie einen
    derartigen Blödsinn nicht unterstützen.«
    »Ein genialer Einfall«, sagte der Edelmann. »Ich bin
    wirklich gespannt, ob das System auch funktioniert.«
    »Es wird funktionieren, da können Sie Gift darauf nehmen«,
    sagte Challenger. »Seit Tagen zerbreche ich mir den Kopf, wie
    wir von diesen Klippen wieder herunterkommen. Daß es keinen
    Tunnel gibt, der nach unten führt, und wir nicht hinunterklettern
    können, steht fest. Ebenfalls, daß wir keine Brücke zu der Zinne
    hinüber konstruieren können. Was also dann? Vor einiger Zeit
    habe ich unseren jungen Freund hier darauf aufmerksam
    gemacht, daß aus den Geysiren freier Wasserstoff ausströmt.
    Die Idee, einen Ballon zu konstruieren, war also naheliegend.
    Ich hatte einige Schwierigkeiten, das gebe ich zu, das Problem
    des Ballons selbst zu lösen, aber wie Sie sehen, habe ich auch
    diese Schwierigkeit überwunden. Köpfchen muß man eben
    haben. Hier das Resultat meines Denkprozesses.«
    Er hakte den Daumen in einen Riß seines zerschlissenen
    Jacketts und deutete stolz auf seine Erfindung.
    »Ein Hirngespinst ist das, weiter nichts«, maulte
    Summerlee.
    Doch Lord John war begeistert. »Ein schlauer Fuchs, was?«
    flüsterte er mir zu und wandte sich an Challenger. »Und worin
    findet die Reise statt?« fragte er.
    »Darum kümmere ich mich jetzt anschließend«, antwortete
    der Professor. »Die Pläne für Herstellung und Befestigung habe
    ich bereits im Kopf. Aber erst will ich Ihnen einmal beweisen,
    daß mein Flugkörper funktioniert.«
    »Und uns alle miteinander in die Lüfte hebt?« fragte
    Summerlee spöttisch.
    »Nein, jeden einzelnen, der Reihe nach. Wie an einem
    Fallschirm wird einer nach dem anderen von den Klippen
    schweben, und der Ballon wird dann mit Hilfsmitteln, die ich
    noch anfertigen muß, wieder nach oben gezogen. So, und jetzt
    ans Werk.«
    Er rollte einen großen, in der Mitte eingekerbten
    Besaitbrocken herbei, an dem man leicht ein Seil befestigen
    konnte. Dazu benutzte er das Kletterseil, das wir mit aufs
    Plateau genommen hatten. Es war über hundert Fuß lang und
    zwar dünn, aber fest. Challenger hatte eine Art Lederkragen
    angefertigt, an dem zahlreiche Riemen befestigt waren. Diesen
    Kragen legte er auf die obere Hälfte des Ballons und band die
    Riemen unten zusammen, so daß sich der durch die Last
    entstehende Druck auf eine größere Oberfläche verteilte, dann
    wurde der Basaltbrocken an den Riemen festgebunden. Das
    freie Ende des Seils wickelte sich der Professor mehrmals um
    den Arm.
    »Ich will Ihnen nun die Tragkraft meines Ballons
    demonstrieren«, sagte er mit einem Lächeln voll freudiger
    Erwartung und trennte mit einem Messer die zahlreichen
    Ankertaue durch.
    Der prall gefüllte Sack schoß mit einem mächtigen Ruck in
    die Luft. Im gleichen Augenblick wurde Challenger von den
    Füßen gerissen und mit hochgezogen. Es gelang mir gerade
    noch, die Arme um seine nach oben entschwindende Taille zu
    schlingen, da wurde auch ich schon in die Lüfte entführt. Lord
    John packte mich mit hartem Griff um die Beine. Aber ich
    fühlte, daß auch er schon den Boden unter den Füßen verlor.
    Für einen Augenblick sah ich vor meinem inneren Auge vier
    Forschungsreisende wie eine Wurstkette über das Land
    dahinsegeln, das sie entdeckt hatten, aber zum Glück hatte
    wenigstens die Tragfähigkeit des Seiles ihre Grenzen, wenn
    auch die Auftriebskräfte dieser höllischen Maschine
    beängstigend waren. Es gab einen Knall, und wir lagen unter
    Seilschlingen auf dem Boden. Als wir uns wieder aufrappelten,
    sahen wir weit oben im tiefblauen Himmel einen schwarzen
    Fleck, wo der Basaltbrocken dahinsauste.
    »Großartig!« rief der unverwüstliche Challenger und rieb
    sich den zerschundenen Arm. »Eine gründliche und
    befriedigende Demonstration! Einen derartigen Erfolg konnte
    ich nicht erhoffen. Meine Herren, ich verspreche Ihnen, daß in
    einer Woche der nächste Ballon fertiggestellt ist und Sie fest
    damit rechnen dürfen, in ihm den ersten Abschnitt unserer
    Heimreise sicher und bequem zurückzulegen.«
    §
    Bis zu dieser Stelle habe ich jedes der Ereignisse sofort
    anschließend niedergeschrieben. Jetzt beende ich meinen
    Bericht im alten Lager am Fuße der Felszinne, wo Zambo so
    lange auf uns gewartet hat. Inzwischen haben wir alle unsere
    Nöte und Gefahren wie einen Traum auf der Höhe jener
    rötlichen Felsen zurückgelassen, die sich jetzt wieder hoch vor
    uns

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