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Die Vergessenen Schriften 1: Die Legenden der Albae

Die Vergessenen Schriften 1: Die Legenden der Albae

Titel: Die Vergessenen Schriften 1: Die Legenden der Albae Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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ziehen zu müssen. Fragile Körper, findiger Verstand, aber vor Torheiten nicht gefeit.
    Barbaren galten als lästig, doch sie wurden nicht als Bedrohung für das Gleichgewicht angesehen. Dafür waren sie zu leicht zu töten, sogar wenn sie in scheinbar erdrückender Überzahl aufmarschierten. Er selbst würde hundert in den Tod schicken, bevor sie ihn überhaupt zum ersten Mal treffen könnten.
    Wie sollten sie ihm etwas anhaben?
    Selbst die unglaublichen starken Krieger der Albae vermochten ihnen im Zweikampf kaum etwas entgegensetzen.
    Er verfolgte, wie sich Rhârgann näherte, wie der Staub unter den beschlagenen Stiefeln aufstieg, welche Abdrücke die Sohlen hinterließen, wie Erde unter seiner Gewalt zurückwich. Stattlichkeit.
    Die Götter hatten sein Volk auserkoren, für das Gleichgewicht unter den Übelsten zu sorgen, und dafür verliehen sie den Hütern unglaubliche Fertigkeiten.
    Ein jeder von ihnen maß drei Schritt, mit beeindruckenden Muskeln voller Kraft, die sich unter grauen Haut spannten. Die Häupter waren haar- und fleischlos, und das Antlitz eines Acïjn Rhârk flößte durch den bloßen Anblick Furcht ein: Anstelle der Nase saßen schmale Löcher, mit den kräftigen Kiefern und den nadelspitzen Reißzähne fetzten sie sich das Fleisch von den Knochen ihrer besiegten Feinde. Des Weiteren vermochten sie ihre Augen hell wie violette Blendlaternen aufleuchten zu lassen, um die Gegner nochmals einzuschüchtern.
    Und nichts, wirklich nichts übertraf die Stimme.
    Rhârgann hatte ihn erreicht. »Ein großartiger Tag«, rief er dröhnend und riss die Arme triumphierend hoch. »Der Wille der Heiligen Kaisermutter ist erfüllt. Die Oudwen sind ausgemerzt.«
    »Das Gleichgewicht der Welt rückt wieder näher«, antwortete Lrashàc. Sie teilten sich ihren zweiten Namen, wie es üblich für ihre Art war, wenn man aus der gleichen Brutkammer stammte; insgesamt waren es zwanzig der einhundert Krieger, die Draigònt genannt wurden; thar wiederum bedeutete die Ordnungszahl und zeigte an, aus welcher Brut der Draigònt sie stammten.
    Wie stets, wenn sie einen Gegner niedergeworfen hatten, musste er die Frage stellen. »Haben wir etwas gefunden?«
    Rhârgann senkte die Arme, dann schüttelte er den behelmten Kopf.
    Lrashàc spürte die Enttäuschung. Sein Volk verfolgte seit dem niederträchtigen Anschlag die größten Anstrengungen, Neuigkeiten und Wissen über die Schwarzaugen zu sammeln, um einen Schlag gegen ihr Reich zu führen. Nicht unbedingt wegen des Gleichgewichts der Welt, sondern als Erwiderung, als Vergeltung, als Strafe. Dieses Mal wollten sie nicht weniger niederträchtige Mittel zum Einsatz bringen, um die Albae zu vernichten. Sollte es gelingen, diese Rasse aus der Welt zu fegen, gab es nichts, was den Acïjn Rhârk am Kampfkraft im Feld widerstand. Gar nichts.
    »Die Oudwen besaßen keine wertvollen Aufzeichnungen. Wir übergaben alles dem Feuer. Möge ihr aufgeschriebenes Wissen mit den Verfassern zusammen untergehen.« Rhârgann sah auf den beschmutzten Panzerhandschuh seines Gegenübers. »Bedanke dich bei mir. Ich habe ihn dir in die Arme getrieben«, sprach er amüsiert, »anstatt ihn selbst zu töten wie seinen Begleiter. Damit du nicht einschläfst.«
    »Ich preise deinen Großmut, mir Abwechslung verschafft zu haben«, gab Lrashàc zurück und lachte. »Haben wir unserer Brutstatt Draigònt Ehre gemacht?«
    »Das soll nicht anmaßend klingen, doch ich wage zu behaupten, dass jeder von uns Tausend umbrachte. Außer dir, natürlich.« Er lachte freundlich. »Es sei dir verziehen, dass du unsere Leistung geschmälert hast.«
    Lrashàc wusste, wie es gemeint war, bedauerte es aber dennoch, nicht gewütet zu haben. Sein Leben bestand aus Kampf, er wollte töten, den Ausgleich bringen, für die Zeit des Friedens und Einklangs streiten. Aber einer hatte Wache halten müssen.
    Durch das Tor marschierte die restliche Einheit.
    Keine der Rüstungen sah beschädigt aus, an keiner Stelle sickerte Blut hervor, das gelb leuchtete, sobald es an die Luft gelangte.
    Still hatten sich die Hundert in der Stadt verteilt, nachdem sie innerhalb weniger Lidschläge das Tor durchbrochen und die Wächter ausgeschaltet hatten. Mordend ging es von Haus zu Haus, und nachdem sich ihre Anwesenheit nicht länger verbergen ließ, war es zu Scharmützeln gekommen, wie Lrashàc aus seinem Versteck heraus beobachtet hatte. Er fühlte großen Stolz, zu ihnen gehören zu dürfen.
    Die Acïjn Rhârk nahmen Aufstellung.
    Die

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