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Die vergessenen Schwestern (Hackenholts erster Fall) (German Edition)

Die vergessenen Schwestern (Hackenholts erster Fall) (German Edition)

Titel: Die vergessenen Schwestern (Hackenholts erster Fall) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Mohr
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einmal von vorne an: Wie standen Sie denn persönlich zu Herrn Siebert?«
    »Das habe ich Ihnen doch letztes Mal schon erzählt«, protestierte sie.
    »Dann beantworten Sie die Frage jetzt bitte wieder.«
    »Peter hat über mir gewohnt und hat mich nächtelang wachgehalten mit dem, was er in seiner Wohnung veranstaltet hat. Darüber hinaus hatte ich kein Problem mit ihm. Ich habe mich nie mit ihm gestritten, falls Sie das meinen.«
    »Wir haben aber dennoch den Eindruck gewonnen, dass Sie uns ein paar Dinge nicht erzählt haben, die für uns wichtig gewesen wären.«
    »Und zwar?«
    Stellfeldt zog eine Kopie des Zeitungsartikels aus seiner Tasche und legte ihn vor ihr auf den Tisch. Teck blickte stumm auf das Blatt. Mit einem Mal, fasste sie danach und zog es näher zu sich heran, während sie mit der anderen Hand nach ihrer Lesebrille griff. Stellfeldt beobachtete sie die ganze Zeit über scharf. Ihr Gesicht zeigte zunächst Erstaunen, dann ehrliche Bestürzung und schließlich grenzenlose Wut. Noch bevor sie etwas sagte, wusste er, dass sie den Artikel nie zuvor gesehen hatte.
    »Und was hat das mit Peter Siebert zu tun?«
    Stellfeldt fiel auf, dass sie nicht versuchte, den Artikel als völlig abwegig darzustellen.
    »Vielleicht hat Herr Siebert Sie damit erpresst?«
    »Das ist völlig absurd. Ich war überhaupt nicht in Nürnberg, als der Artikel erschienen ist.« Sie wies auf das Datum rechts über dem Artikel. Nach einer Pause sagte sie leise: »Ich habe Ihnen schon letztes Mal erzählt, dass ich aus gesundheitlichen Gründen in den Ruhestand versetzt wurde. Sieglinde von Liebscher hat dafür gesorgt, dass ich ein halbes Jahr in einem Sanatorium in der Schweiz verbringen konnte. Ich bin erst im Mai wieder nach Nürnberg zurückgekehrt.«
    »Herr Siebert könnte Ihnen den Artikel erst vor kurzem gezeigt haben. Vielleicht wollte er Geld von Ihnen erpressen, nachdem er nun arbeitslos war.«
    Patricia Teck schüttelte heftig den Kopf. »Ich hätte ihm nichts zahlen können, und ich bin mir sicher, dass er das wusste.«
    Stellfeldt sah sich übertrieben deutlich in dem Zimmer um. »Da würde ich meine Hand nicht dafür ins Feuer legen.«
    »Peter Siebert hat nie versucht, mich zu erpressen«, sagte Frau Teck
    »Warum mochten Sie ihn dann nicht?«
    »Er hatte mir gegenüber immer wieder Anspielungen gemacht, dass ich mich von Sieglinde aushalten lasse, aber das ist nicht wahr.«

Lila – 6
     
    Sie musste lange in der alten Anrichte ihrer Mutter nach dem Büttenpapier suchen. Da sie es nicht sofort fand, wurde sie wieder wütend. Früher hatte sie nie solche Anwandlungen gehabt, doch wenn ihr jetzt etwas nicht auf Anhieb gelang, war sie sofort gereizt und verärgert – über sich selbst. Sie fühlte sich zu allem unfähig, schimpfte auf sich, weil sie die einfachsten Verrichtungen nicht mehr so hinbekam, wie sie es sich vorstellte. Wieder begann sie zu suchen und diesmal stieß sie tatsächlich auf die alte Pappschachtel mit den Karten, die ihre Mutter gekauft hatte, als der Vater gestorben war, und auf denen sie die Antworten zu den wenigen Kondolenzbriefen geschrieben hatte.
    Sie trug die Schachtel in ihr Arbeitszimmer hinauf und legte sie auf den Schreibtisch. Ihr ging durch den Kopf, dass sie dieses Papier eigentlich stilecht mit Tusche und Feder beschreiben müsste. Also fing sie an, in den alten Schränken zu kramen, kehrte nach einer Weile aber unverrichteter Dinge zurück, da sie im tiefsten Inneren wusste, dass sie weder Tusche noch Federhalter finden würde. Derlei Schreibgerät gab es im Haushalt ihrer Eltern nicht. Ihr blieb also nichts anderes übrig, als schließlich doch zu einem normalen Füller zu greifen. Als sie ihn in die Hand nahm, versetzte es ihr einen Stich. Es war der Füllfederhalter, den ihr Lila geschenkt hatte. Der mit der breiten Feder.
    Jetzt musste sie einen Brief schreiben. Sie wollte sich mit so wenigen Worten wie möglich begnügen. Es mussten jedoch die richtigen sein, das war ihr bewusst. Ansonsten würde er am Ende nicht erscheinen, und ihr Plan nicht aufgehen – andererseits, zog sie diese Möglichkeit zu keinem Zeitpunkt ernsthaft in Betracht. Dazu war er viel zu neugierig. Sicher würde er glauben, dass er nun zum Zuge kam, jetzt, nachdem Peter Siebert nicht mehr war. Damit hatte er auch recht, jetzt war die Reihe an ihm.
    Sie machte zwei Entwürfe auf normalem Papier. Als sie jedoch merkte, wie ihre Konzentration sie zu verlassen begann, legte sie das Gekritzel unvollendet

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