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Die Vergessenen. Thriller (German Edition)

Die Vergessenen. Thriller (German Edition)

Titel: Die Vergessenen. Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mike Wächter
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zurück. Er hatte einige Kratzer im Gesicht, die schien er aber nicht weiter zu beachten. Walter lag auf seiner Matratze im Schlafzimmer der Familie und tat so, als würde er schlafen. In Wirklichkeit aber beobachtete er durch einen Spalt in der Tür seine Eltern, die sich in der Küche unterhielten.
    »Gab es diesmal Tote?«, fragte die Mutter.
    »Ich glaube nicht«, antwortete der Vater. »Einige von uns haben sie aufgeschlitzt und einer ist noch immer bewusstlos, aber ...«
    Die Mutter legte ihr Gesicht in ihre Hände und begann zu schluchzen.
    »Was hast du denn, Anny?«, fragte der Vater. »Die Hauptsache ist doch, dass wir uns verteidigen. Wir lassen die hier nicht rein!«
     
    Am nächsten Morgen durfte Walter wieder zum Spielen auf die Straße. Bedächtig schritt er jeden Zentimeter der Straßenkreuzung ab, auf der am Vortag der Kampf getobt hatte, bis er die Stelle fand, an welcher der Mann zu Boden gegangen war. Er blieb stehen. Auf dem Asphalt vor ihm war ein riesiger dunkelbrauner Fleck zu sehen. Er bückte sich und starrte eine ganze Weile auf die Stelle. Dann streckte er seine kleine Hand aus und legte sie auf das getrocknete Blut.
    »Da haben die einen von uns niedergestochen«, murmelte er leise.

4.
    Sonntag, 20. April
    Mannheim
     
    Das Licht geht an. Ein Strahler wie in einem Filmstudio steht genau vor ihm. Das helle Licht lässt ihn zusammenfahren und Kimski muss sich die Hand schützend vor die Augen halten, so lange, bis er sich an die Helligkeit gewöhnt hat. Von irgendwoher hört er Schritte, die immer näher kommen. Als sie deutlich zu vernehmen sind, setzt sich eine Gestalt auf einen Stuhl, genau vor ihm. Kimski nimmt die Hand herunter, um besser sehen zu können, dennoch kann er nur eine schwarze Silhouette erkennen, da die Person sich vor dem großen Strahler befindet.
    »Wer sind Sie?«, fragt Kimski.
    »Ich?« Die Figur beugt sich etwas vor. »Ich bin Ihr Psychoanalytiker.«
    »Ich brauch niemanden, der in meiner Seele herumwühlt«, entgegnet Kimski mit fester Stimme.
    »Sicher?« Sein Gegenüber beugt sich jetzt noch näher an ihn heran.
    Kimski kann sein billiges Eau de Toilette riechen.
    »Also, wenn ich mir Sie so ansehe, würde ich sagen: Mann, der Kerl hat echte Probleme!«
    Kimski folgt einem plötzlichen Impuls, packt den Psychologen an der Krawatte und zieht ihn zu sich heran. Als dieser nah genug ist, holt Kimski aus und verpasst ihm mit seinem Schädel und mit voller Wucht eine Kopfnuss, direkt auf die Nase.
    »Oho«, sagt der Mann belustigt und reißt sich los.
    Kimski stellt irritiert fest, wie dieser sich wieder aufrichtet und in Seelenruhe, ohne erkennbare Regung zu seinem Platz zurückkehrt.
    »Ja, ja, hehe, Ihr Wutproblem, dazu kommen wir auch noch.«
    Er wirft einen Arm über die Stuhllehne und sitzt lässig da. Nur eine Hälfte seines Gesichts wird vom Strahler erhellt. Kimski kann sehen, wie ihm das Blut bis in den Hemdausschnitt fließt.
    »Heute widmen wir uns erst einmal Ihrer Unfähigkeit, eine feste Beziehung aufrechtzuerhalten.«
    »Was soll der Mist? Und warum können Sie nicht wenigstens ein bisschen erschrecken, wenn man Ihnen in die Fresse haut?«
    »He, he«, kichert es Kimski entgegen. »Im normalen Leben erzittert immer noch jeder vor Ihrer Männlichkeit, keine Angst. Aber nicht in Ihren Träumen.«
    »Ich träume das Ganze nur?«
    »Jap.«
    Das erklärt einiges. Wenn er es sich recht überlegt, braucht er gar keine Angst vor dem Gespräch zu haben. Sein Gesprächspartner ist schließlich nur sein eigenes Unterbewusstsein.
    »Wie haben Sie sich eigentlich gefühlt, als Ihre Mutter die Familie verlassen hat?«
    »Was hat denn meine Mutter mit meinem Verhältnis zu Frauen zu tun? Machen Sie mal nicht auf Sigmund Freud.«
    »Wie alt waren Sie damals eigentlich?«, fragt sein Gegenüber, ohne auf ihn einzugehen.
    »Oh Mann, zehn!«
    »Zehn Jahre. Fühlt sich nicht schön an, wenn man mit zehn eines Morgens erwacht und die eigene Mutter ist spurlos verschwunden.«
    »Nein.«
    So plötzlich war das gar nicht gewesen. Seine Eltern stritten sich so lange er denken konnte. Zuletzt war es bei ihren Auseinandersetzungen um irgendeinen Guru gegangen, dem seine Mutter sich angeschlossen hatte. Sein Vater war wenig begeistert gewesen und eines Morgens war sie verschwunden. Das erste Lebenszeichen kam sieben Monate später in Form einer Postkarte aus Indien: Hi Junge, alles easy hier. Kümmer dich gut um deinen Vater, der hat’s nötig !! Das war’s.
    »Haben Sie

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