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Die Vergessenen. Thriller (German Edition)

Die Vergessenen. Thriller (German Edition)

Titel: Die Vergessenen. Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mike Wächter
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Ihrer Mutter eigentlich jemals verziehen?«
    »Bitte?«
    »Na, Verzeihen lockert die Seele. Wenn Sie nicht verzeihen können, staut sich Ihr ganzer Zorn nur unnötig an. Sie müssen loslassen lernen.«
    »Das klingt jetzt genau wie die Hippiescheiße, die ich mir als Kind die ganze Zeit anhören musste.«
    Wieder lacht ihn sein Gegenüber nur an. »Kommen wir zu Ihrem Problem mit Frauen.«
    »Ich hab kein Problem mit Frauen.«
    »Hehe.«
    Kann der nicht mal aufhören zu lachen? »Was willst du mir denn jetzt weismachen! Etwa dass ich keine feste Beziehung eingehen kann, weil ich als Kind bei meinen Eltern nur gesehen habe, wie eine Beziehung nicht funktioniert, und dass ich außerdem keine Frau an mich heranlasse, nur weil ich sauer auf meine Mutter bin?!«
    »Und? Ist es denn nicht so? Hehe.«
    Noch einmal dieses blöde Lachen ... »Nein. So ist es nicht!«
    »So, so ...« Der Psychologe erhebt sich und wendet sich zur Lampe. Kimski gefällt der besserwisserische Unterton in der Stimme des Psychologen überhaupt nicht.
    »Der wahre Grund, dass ich mich von Eva getrennt habe ...«
    »Ich dachte, Sie waren gar nicht richtig zusammen?«
    Tief durchatmen, Kimski! »Der wahre Grund, dass ich mich nicht mehr bei Eva gemeldet habe, ist, dass mir klar geworden ist, dass wir eigentlich gar nicht zusammenpassen.«
    »Ach so.«
    »Ich mein ... das war eine ziemlich gefährliche Zeit letzten Sommer, als wir uns kennengelernt haben.«
    »Sie meinen, als Sie beide den Mannheimer Oberbürgermeister aus den Fängen eines Entführers befreit haben?«
    »Genau. Das war lebensgefährlich. Und Gefahren, die man gemeinsam erlebt, schweißen doch zusammen. Da braucht man dann schon mal eine Schulter, an der man sich anlehnen kann. Das müsstest du als Seelenklempner doch wissen!«
    »Ja, ja, schon ...«
    Schon wieder dieser Unterton!
    »Aber«, der Psychologe dreht sich jetzt wieder Kimski zu, »Sie wollen mir jetzt also erzählen, dass Sie ganz allein darauf gekommen sind, dass Ihre Beziehung – nennen wir sie ruhig mal so – nur auf einer verbindenden Extremsituation basierte? Und dass Sie allen verliebten Hormonausschüttungen zum Trotz die rein logische Entscheidung getroffen haben, diese Verbindung aufzulösen, noch bevor Sie überhaupt absehen konnten, wie sich Ihre Liaison mit Eva weiterentwickeln würde?«
    »Ja. Und?«
    »Hehe.«
    »Was soll denn die ganze Zeit dieses Hehe! Du bist doch MEIN Unterbewusstsein. Jetzt glaub mir doch mal, was ich sage!«
    Der Psychologe fängt urplötzlich an, eine Melodie zu summen. Was soll denn der Quatsch! Dann fängt er auch noch an zu singen.
    »Happy Birthday ... la la la ... Happy Birthday ... la la la ...«
    »Sag mal? Geht’s noch!«
     
    Kimski wird von lauten Schreien geweckt. Auf der Straße brüllen mehrere Männer unterschiedlicher Stimmlage ihre ganz eigene Version eines Geburtstagsständchens. Er hört immer zu nur: »Happy Birthday, lieber ...« Den Namen, der dann folgt, kann Kimski beim besten Willen nicht verstehen.
    Mühsam zieht er seinen Kopf unter dem Knäuel aus Bettdecke und Kopfkissen hervor und sieht auf die Anzeige seines Funkweckers. 3.17 Uhr.
    Kimski steht auf und schlurft lediglich mit einer Unterhose bekleidet zum Fenster. Vor dem Haus sieht er fünf junge Männer herumstehen, die Bomberjacken und Springerstiefel tragen und rasierte Schädel haben. Allesamt sturzbesoffen, stützen sie sich gegenseitig ab und brüllen in die Nacht hinaus. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite geht ein Licht nach dem anderen an.
    Der Jungbusch, wo Kimski wohnt, ist ein Stadtviertel, in dem zum größten Teil Ausländer wohnen. Nach einer Minute brüllt jemand aus einer der Wohnungen unter ihm in einer Sprache, die Kimski nicht versteht. Es scheint eher ein Fluch zu sein und kurz darauf fliegt der erste Blumentopf. Auf der Straße wird weiter gesungen.
    Kimski schließt das Fenster und läuft zurück zum Bett. Vom Nachttisch nimmt er sich ein Taschentuch und reißt es in kleine Stücke. Bevor er sich die Papierfetzen in die Ohren steckt, fällt sein Blick noch einmal auf den Wecker. Diesmal liest er auch die Datumsanzeige: 20. April. An irgendetwas erinnert ihn dieses Datum, in irgendeinem historischen Zusammenhang hat er es schon einmal wahrgenommen.
    Schließlich fällt es ihm ein. Und als er sich wieder hingelegt hat, versteht er genau, was die Jungs singen: »Happy Birthday ... lieber Adolf.«
    Kimski steckt sich die Taschentücher in die Ohren, schließt seine Augen und

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