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Die Vergessenen. Thriller (German Edition)

Die Vergessenen. Thriller (German Edition)

Titel: Die Vergessenen. Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mike Wächter
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weißt schon.«
    »Keine Angst, ich hab mein eigenes Zimmer im Nebenhaus«, sagt sie und zeigt auf das kleine Dienstbotengebäude zu ihrer Linken.
    »Da sind wir ungestört.«
    »Wow«, sagt er noch einmal. »Na dann.«
    Er will sie an sich ziehen, doch sie befreit sich aus seiner Umklammerung.
    »Warte mal.«
    »Was denn?«
    »Ich gehe nur mal eben schnell, um nach dem Rechten zu sehen. Warte hier auf mich.«
    Sie läuft los in Richtung Haupthaus.
    »Und nichts anstellen.«
    »Geht klar«, sagt der Junge.
    Als sie aus seiner Sichtweite ist, stöhnt er unwillkürlich auf und plumpst auf den Boden. Der Inhalt von fünf Flaschen Exportbier entfaltet seine Wirkung.
     
    Lisa fächert sich mit dem Handrücken Luft zu, in der vagen Hoffnung, durch den extra Sauerstoff einen klaren Kopf zu bekommen. Aber da sie nur drei Bier getrunken hat, können ihr Zustand und ihre Fahne so schlimm nicht sein. Sie drückt ihr Kreuz durch und zupft ihre Bluse zurecht.
    Bis wann hatte der alte Kampowski gesagt, wolle er nicht gestört werden? Sie weiß es nicht mehr genau, aber jetzt ist es ohnehin schon sehr spät. Der Privatdetektiv ist bestimmt wieder weg und schließlich kann sie den alten Mann nicht die ganze Nacht allein in dem Haus herumsitzen lassen. Sie sollte zumindest mal nach ihm sehen.
    »Und hoffentlich stellt Johnny in der Zwischenzeit nichts an«, denkt sie noch, als sie den Degen sieht. Was soll das denn? Der Alte achtet so akribisch auf seinen Krempel, er würde doch nie zulassen, dass eine seiner Waffen in den Boden gerammt wird und über Nacht dort stecken bleibt.
    Lisa streckt ihre Hand danach aus und will den Griff packen, zuckt aber unwillkürlich zurück, denn an der Klinge befindet sich eine dunkle Flüssigkeit. Das kann doch nicht etwa Blut sein! Sie springt einen Schritt zurück, dann dreht sie sich zur Treppe, läuft die Stufen hinauf und drückt die Tür auf.
    »Hallo?«
    Sie erinnert sich, dass sich der Alte im Salon befand, bevor sie vorhin in die Altstadt aufgebrochen ist. Sie spürt, wie ihre Hand zittert, als sie die Türklinke herunterdrückt, um den Raum zu betreten.
    »Stell dich nicht so an!«, ermahnt sie sich selbst. Die Tür springt auf und sie blickt in das schummrig beleuchtete Zimmer. Dann atmet sie erleichtert auf, denn Kampowski sitzt mit dem Rücken zu ihr in seinem Rollstuhl und blickt aus dem Fenster in die Dunkelheit.
    »Da sind Sie ja.«
    Lisa betätigt den Dimmer neben dem Türrahmen und der Kronleuchter in der Mitte des Raums wird heller und lässt den Salon erstrahlen.
    »Ich hatte mir schon Sorgen gemacht. Draußen vor der Tür steckt einer Ihrer Degen in der Erde. Soll ich ihn rein ...«
    Sie stockt, denn der Alte rührt sich nicht, als sie ihm ihre Hand auf seine Schulter legt. Sie schüttelt ihn sanft, kann aber immer noch kein Lebenszeichen feststellen. Sie nimmt seine Hand und da sieht sie es.
    Ihre Handfläche ist blutverschmiert.
    Jetzt kann sie nicht mehr zu sich halten – ein Aufschrei entweicht ihrer Kehle.

28.
    Mittwoch, 30. April
    Mannheim
     
    Kimski steigt im Schwarzwaldviertel aus seinem Wagen. Er steht vor dem Portal einer der trostlosen Siebzigerjahrevillen, die sich wie zu groß geratene Reihenhäuser am Straßenrand einer schmalen Allee aneinanderdrängen. Sein Blick schweift über den Namen des Klingelschilds.
    Kimski ordnet seine Gedanken, denn in wenigen Augenblicken wird er seine Auftraggeberin damit konfrontieren, dass er sie für die Hauptverdächtige mehrerer Mordfälle hält. Ist das, was er gerade macht, richtig? Und hat er auch alles bedacht? Maria muss von Anfang an von der wahren Identität ihres Mannes gewusst haben. Sie hat mitbekommen, wie Jonathan Lautenbach ihren Mann aufsuchte und verkündete, er würde mit seinen Erkenntnissen an die Öffentlichkeit treten, sobald er die entsprechenden Zeitzeugen interviewt habe. Maria wurde panisch, denn sie liebt ihren Mann. Sie liebt ihn aufrichtig, was er bereits bei seinem ersten Besuch in der Kampowski-Villa gespürt hat. Also bringt sie den jungen Historiker um oder – was noch wahrscheinlicher ist – sie hat einen Komplizen. Nur wer könnte das sein?
    Kimski atmet tief durch. Er fährt mit seinen Gedanken fort. Maria ist auch nach Lautenbachs Tod noch panisch. Was ist, wenn Lautenbach bereits einige der Widerstandskämpfer aufgesucht hat? Sie will auf Nummer sicher gehen und diese ebenfalls ruhig stellen. Allerdings kennt sie nicht ihre Namen und beauftragt einen Privatdetektiv, um ihre nächsten Opfer

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