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Die Vergessenen. Thriller (German Edition)

Die Vergessenen. Thriller (German Edition)

Titel: Die Vergessenen. Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mike Wächter
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eigentlich?
    »Ich will, dass das, was Sie da mit meiner Frau treiben, umgehend aufhört!«
    »Oh, ich glaube, Sie missverstehen da etwas.«
    Denkt der Alte etwa, Kimski hätte eine Affäre mit seiner Frau?
    »Ihre Frau hat mich in einer Angelegenheit beauftragt, in der sie den Beistand eines Privatdetektivs braucht.«
    »Ich weiß schon, was Sie für einer sind. Privatdetektiv, natürlich. Denken Sie, ich bin blöd?«
    »Nein.«
    Was soll er auch denken, Kimski kennt den alten Mann eigentlich überhaupt nicht, sieht man von der kurzen Begegnung zwischen Tür und Angel ab.
    »Wissen Sie, es gibt Menschen, die wühlen in Dingen herum, die sie nichts angehen.«
    »Ich fürchte, ich kann Ihnen immer noch nicht folgen.«
    »Das wundert mich nicht. Sie kamen mir gleich etwas beschränkt vor.«
    Kimski schweigt ihn an und der Alte schweigt zurück. Schließlich zeigt Adelbert Kampowski wortlos auf eine schmale Mappe, die auf einem Tisch in der Mitte des Salons liegt.
    »Gehen Sie schon!«
    Als Kimski auf den Tisch zuläuft, hört er den Alten in seinem Rücken atmen. Vorsichtig nimmt er die Dokumente in seine Hand und blättert sie durch. Darunter befinden sich mehrere Vernehmungsprotokolle der Gestapostelle Mannheim, ein Versetzungsbefehl und der Name Friedrich Schulze taucht immer wieder auf, SS-Unterscharführer Friedrich Schulze. Sind dies die Unterlagen, die er im Keller der Villa vergeblich gesucht hat?
    Hinter ihm ertönt ein Surren, das ihn herumfahren lässt. Der Alte in seinem Rollstuhl ist wieder auf ihn zugefahren.
    »Ist es das, was Sie gesucht haben?«
    »Sie sind Friedrich Schulze?«
    »Ja«, ächzt der Alte. »Vor einigen Wochen kam ein junger Mann hier vorbei, ein unangenehmer Zeitgenosse. Man sah ihm sofort an, dass er sich nur um sich selbst drehte. Erst behauptete er, er wäre ein Geschichtsstudent, der zum Schloss-Wolfsbrunnenweg und den alten Villen recherchieren wolle. Doch wie sich schnell herausgestellt hat, war er zwar Historiker, aber wegen einer ganz anderen Angelegenheit gekommen.«
    »Lassen Sie mich raten, der junge Mann hieß Jonathan Lautenbach.«
    »Sie kennen ihn? Dann wissen Sie ja, was für eine erbärmliche Kreatur er war.«
    »Ich kannte ihn nicht. Jonathan Lautenbach ist tot. Die Polizei ermittelt, ob er aufgrund von Gewaltanwendung verstorben ist.«
    »Gut so«, sagt der Alte, ohne zu zögern. »Das war ein Schädling. Er war zu sehr von sich selbst eingenommen und bei seinen Recherchen war es ihm egal, ob er dabei über Leichen geht. Hauptsache er schlägt für sich und seine Doktorarbeit den größten Nutzen heraus. Ich kenne diese Art Mensch, die vor lauter Selbstverliebtheit nicht in der Lage ist, sich in die Volksgemeinschaft einzugliedern, nur zu gut.«
    »Und, sind Sie bei Ihrer Arbeit schon mal über Leichen gegangen?«
    Kimski hebt die Akte hoch.
    »Ha«, sagt der Alte und lacht. »Es gibt Dinge, die man tun muss. Insbesondere wenn man Teil einer Gemeinschaft sein will, muss man dazu bereit sein, auch wenn sie einem nicht gefallen. Manchmal muss man auch töten, um eine Gemeinschaft zu schützen. Ja denken Sie denn, ich hätte damals im Krieg alles freiwillig getan?«
    »Sie meinen, ein Mensch hat keinen eigenen Willen?«
    Der Alte schweigt.
    »Ich weiß nicht, was Sie während des Kriegs alles getan haben«, sagt Kimski. »Aber eine Freundin von mir, ebenfalls Historikerin, hat mir erzählt, dass beispielsweise Offiziere an der Ostfront, die sich weigerten, an Erschießungen teilzunehmen, keine Konsequenzen zu fürchten hatten. Es gibt genug Beispiele dafür. Dabei erzählen Offiziere, die an Massenerschießungen teilgenommen haben, genau das Gegenteil – sie hätten mitmachen müssen, sie hätten keine Wahl gehabt.«
    »Was wissen Sie schon! Waren Sie damals dabei?«
    Der Alte beginnt zu zittern.
    »Ich hatte keine Wahl, weil ich mein Volk schützen wollte! Meine Familie! Die Barbaren bedrohten uns an allen Fronten. Auch an der Heimatfront«, sagt er und wird plötzlich ruhig. Sein Kopf sinkt herab und sein Blick schweift ziellos durch den Raum.
    »Was wissen Sie über den Tod von Jonathan Lautenbach?«, fragt Kimski.
    »Nichts weiß ich darüber. Sie haben mir davon doch gerade erst erzählt.«
    »Wissen Sie denn, wer etwas mit seinem Tod zu tun haben könnte?«
    »Nein, das weiß ich nicht!«, seine Worte fahren schneidend durch die Luft und er fixiert Kimski jetzt wieder eindringlich mit seinen Augen. »Und ich habe Sie auch nicht herbestellt, damit Sie Ihre

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