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Die Vergessenen. Thriller (German Edition)

Die Vergessenen. Thriller (German Edition)

Titel: Die Vergessenen. Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mike Wächter
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wollte er es dabei belassen. Dass Eva sein Gesicht nicht gesehen hat, entspricht auch nicht der Wahrheit. Zu gerne hätte er diesem Mistkerl ins Gesicht gesagt, wie er sie unter falschem Namen zum Essen eingeladen hat und wie sie sich ihm danach ganz freiwillig hingegeben hat. Doch darüber wäre Kimski wahrscheinlich auf der Stelle ausgerastet. Den Wutanfall des Schnüfflers hebt er sich aber für später auf.
     
    Monoton rattert die Vespa über die Bundesstraße. Carlo merkt jetzt erst, dass er den Kinnriemen seines Helms nicht geschlossen hat, da die rote Halbkugel beständig auf seinem Kopf auf und nieder wippt.
    Vorhin auf dem Marktplatz ging alles so schnell. Was für ein Tag! Kimski klingelte ihn aus dem Bett, als es nicht einmal hell war. Das an sich ist – und auch noch an einem Feiertag – schon der bodenlosen Gemeinheit genug, um ihm die Laune für den gesamten Tag zu verderben. Übertroffen wurde dies von Kimskis Nachricht: Eva entführt!
    Verschleppt und eingesperrt, seine Eva! Zugegebenermaßen wundert es ihn nicht, dass man umgehend in Lebensgefahr gerät, sobald man sich mit dem Verrückten einlässt. Kimski zieht diese Art von Kalamitäten doch förmlich an, was er ihm auch gleich gesagt hat.
    »Wir haben jetzt keine Zeit für Diskussionen«, hatte Kimski entgegnet.
    »Erst mal müssen wir uns um Eva kümmern. Kann ich mich auf dich verlassen?«
    »Was soll ich machen?«
    Kimski gab ihm kryptische Anweisungen, die er nicht verstanden hat. Aber natürlich hat er sich sofort auf seine Vespa geschwungen und ist über Seckenheim, Ladenburg und Handschuhsheim bis in die Heidelberger Altstadt getuckert. Er brach so übereilt auf, dass er seinen Flachmann vergessen hat. Aufgefallen ist ihm das erst, als er auf dem Marktplatz stand, doch da war er bereits mit dem Observieren beschäftigt. Er sollte den Mann im Auge behalten, mit dem Kimski sich traf, und diesem folgen, sobald er aufbrechen würde. Und einen Flachmann hätte er in der Stadt sowieso nicht kaufen können, da die Geschäfte zu sind. Er braucht ihn ja auch nicht unbedingt. Er würde einen Schluck zwar begrüßen, das aber doch nur, weil sein Mund so trocken ist.
    Ein wildes Kitzeln in seinem Herzen lässt ihn plötzlich zusammenfahren, sodass er für einen Moment Schlangenlinien fährt. Es ist zum Glück kein Herzinfarkt, wie er erleichtert feststellt – bei so viel Aufregung ist schließlich alles möglich –, sondern lediglich der Vibrationsalarm seines Handys, das in der Innentasche seiner Windjacke steckt.
    Der Verkehr geht nicht sonderlich schnell voran. Sein Zielobjekt, ein dunkelblauer Audi, kann er deutlich zwei Autos vor sich ausmachen, also fummelt er das Telefon aus der Tasche, nimmt ab und hält es ans Ohr, wobei sich der Umstand, dass der Helm lose ist, nun doch bezahlt macht. Hoffentlich fährt er jetzt an keiner Polizeistreife vorbei.
    »Ja?«
    »Kimski hier.«
    »Ich dachte, du würdest dich erst später melden?«
    »Ich wollte nur sichergehen, dass du an ihm dran bist.«
    »Bin ich, keine Angst. Er fährt noch. Wir kommen gerade nach Handschuhsheim.«
    »Alles klar. Ich habe jetzt auch ein Handy. Ruf mich einfach auf dieser Nummer zurück, wenn es was Neues gibt.«
    Carlo verabschiedet sich. Kimski will also nur kontrollieren, ob er seinen Auftrag richtig ausführt. Natürlich tut er das, kein Grund, misstrauisch zu sein. Auf ihn ist sehr wohl Verlass.
    Carlo nimmt die Hand mit dem Mobiltelefon vom Ohr und will das Gerät gerade einstecken, als das Zittern wieder beginnt. Verdammt, muss das jetzt sein? Ausgerechnet jetzt, als er gerade anfängt, sich wie James Bonds kleiner Bruder zu fühlen. Carlo versucht, seinen Arm Richtung Jacke zu bewegen, doch dieser entwickelt ein Eigenleben, ohne sein Zutun streckt er sich, sodass das Telefon zwischen seinen Fingern hin und her schaukelt. Jene wollen nicht mehr auf seinen Befehl zum Zugreifen reagieren. Mit der anderen Hand kann er dem Handy nicht zu Hilfe kommen, irgendwie muss er ja auch noch den Lenker festhalten. Zielkonflikt! Während er noch darüber nachdenkt, was James Bond in solch einer Situation machen würde, fliegt das Handy in hohem Bogen über seinen Kopf hinweg.
    Und als hätte seine Hand gewusst, dass sie ihn nun genug geärgert hat, hört das Zittern von einer Sekunde zur nächsten auf. Er bremst abrupt, was eine drohend erhobene Faust des Autofahrers hinter ihm zur Folge hat. Carlo will schon am Straßenrand halten und von seiner Vespa steigen, um nach dem Handy

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