Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Vergessenen. Thriller (German Edition)

Die Vergessenen. Thriller (German Edition)

Titel: Die Vergessenen. Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mike Wächter
Vom Netzwerk:
Kimski war vor ein paar Jahren auch mal dabei, aber schon im Jahr darauf fühlte er sich für das Remmidemmi zu alt und für die Menschenmassen zu klaustrophob und ist nicht mehr hingegangen.
    Er läuft weiter. Die Sonne ist vor etwa fünf Minuten hinter den Baumwipfeln verschwunden. Der Treffpunkt liegt nur noch wenige Hundert Meter entfernt. Sebastians Anweisungen sind nicht gerade ausführlich. In dem Moment klingelt auch schon das Handy in seiner Tasche.
    »Wie ich sehe, tragen Sie die Unterlagen bei sich. Gut.«
    Kimski sieht sich unwillkürlich um. Wird er beobachtet?
    »Wo sind Sie?«
    »Unwichtig. Wir treffen uns gleich an der Stelle, die ich Ihnen genannt habe. Aber kommen wir erst zur Doktorarbeit. Sehen Sie vor sich die Bank und den Mülleimer am Wegrand?«
    »Ja.«
    Wo befindet sich Sebastian?
    »Legen Sie die Unterlagen dort hinein, dann warten Sie zwei Minuten und kommen anschließend den Berg hinauf zum vereinbarten Treffpunkt.«
    »Ich dachte eigentlich, ich übergebe sie Ihnen persönlich sobald ich Eva gegenüberstehe.«
    »Negativ. Ich bestimme die Spielregeln. Und ich denke doch, dass ich in der besseren Position bin, nicht wahr?«
    »Vorsicht, Junge«, sagt Kimski wütend, geht aber weiter und tut wie ihm geheißen.
    »Gut so. Also dann, bis in zwei Minuten.«
    Sebastian hat aufgelegt. Kimski blickt vorsichtig den Hügel hinauf. Irgendwo da oben muss er sich versteckt halten und ihn observieren. Oder besser gesagt observiert haben. Wenn er von ihm verlangt, zwei Minuten hier zu warten, kann dies nur eins bedeuten: Sebastian will zwei Minuten Vorsprung haben, um sich hinter der Tribüne zu verschanzen.
    Das heißt auch, dass Sebastian ihn nach Ablauf der Wartezeit nicht mehr im Blick haben wird. Kimski sieht auf seine Uhr. Die Zeit ist abgelaufen.
    »Scheiß drauf!«, denkt er, und bückt sich. Er zieht die Unterlagen ein weiteres Mal aus einem Mülleimer und schiebt sie hinter seinem Rücken zwischen Unterhose und Hosenbund.
    Als er auf dem Hügel ankommt, liegt die Thingstätte in Dunkelheit gehüllt vor ihm, vom Mond keine Spur. Am unteren Rand des Areals sind lediglich die Lichter der Stadt Heidelberg im Talkessel zu sehen.
    Langsam steigt Kimski die Stufen der Tribüne hinab, die Hände in den Hosentaschen vergraben. Der Papierstapel in seiner Hose drückt bei jedem Schritt. Er muss daran denken, dass er nicht bewaffnet ist, was er ändern sollte. Da er beim Sondereinsatzkommando gelernt hat, in ungewohnten und bedrohlichen Situationen blitzschnell zu improvisieren, sucht Kimski vor sich den Boden ab, aber es dauert einen Moment, bis seine Augen sich an die Finsternis gewöhnt haben.
    Eher durch Zufall stößt er mit seinem Fuß gegen einen Berg leerer Bierflaschen. Er geht in die Knie und nimmt eine in die Hand.
    »Warum nicht?«, denkt er. Die Idee mit der Glasflasche, die man recht unauffällig in der Hand halten und der man im Bedarfsfall den Hals abschlagen kann, um sie als Waffe zu nutzen, ist zwar nicht besonders originell, aber hilfreich. Mit der Flasche in der Hand schlendert er weiter, bis er in der Mitte des Geländes zwischen Tribüne und Bühnenkomplex angelangt ist. Er bleibt kurz stehen und sieht sich um. Er kann jetzt die Umrisse des Steinklotzes vor sich gut ausmachen. Und da ist auch der Durchgang, so wie Sebastian es beschrieben hat. Ob dort jemand steht, kann er allerdings nicht erkennen.
    Kimski bleibt nichts anderes übrig, als näher heranzutreten. Gerade als er loslaufen will, klingelt das Handy erneut.
     
    »Was macht er da?«
    »Er telefoniert.«
    Kommissar Vollmer und Kriminalhauptkommissar Benesch stehen im hinteren Teil des Durchgangs im Dunkeln und starren auf den Platz in der Mitte. Als Vollmer sich in Bewegung setzen will, packt Benesch ihn am Arm und hält ihn fest.
    »Was haben Sie vor?«
    »Ich werde ihn mir jetzt kaufen gehen.«
    »Warten Sie ab. Ich will sehen, ob noch etwas passiert. Außerdem haben Sie selbst gesagt, dass Kimski gefährlich ist.«
    Vollmer trampelt schon den ganzen Abend gehörig auf seinen Nerven herum. Benesch macht einen Schritt vor, er will unbedingt sehen, was Kimski als Nächstes macht. Irgendetwas an dieser skurrilen Situation ist faul, er kann es förmlich riechen. Das hat schon mit diesem sonderbaren Anruf heute Nachmittag begonnen. Der anonyme Anrufer hat ihm erklärt, dass Leonard Kimski ihn umbringen will.
    »Kimski? Was wissen Sie von Kimski?«
    »Er hat sich mit mir für heute Abend verabredet. Nach Einbruch der Dunkelheit

Weitere Kostenlose Bücher