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Die Vergessenen. Thriller (German Edition)

Die Vergessenen. Thriller (German Edition)

Titel: Die Vergessenen. Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mike Wächter
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unterschätzen uns. Halten Sie mich für dumm, Kimski?«
    Kimski zuckt wieder mit den Achseln. Für ungebildet hält er ihn nicht, für sympathisch aber auch nicht.
    »Wissen Sie, meine Mutter hat mir, als ich noch ein Teenager war, von Friedrich Schulze – oder sollte ich sagen Adelbert Kampowski – erzählt. Sie hatte ihn in Spanien ausfindig gemacht. Sie war eine unerschrockene Frau, das muss man ihr lassen. Sie hätten sie kennenlernen sollen, sie hätte auch eine gute Detektivin abgegeben. Allerdings hat sich niemand für ihre Entdeckung interessiert – außer mir. Ich habe über die Jahre viel an Schulze denken müssen. Und dann fand ich heraus, dass er mittlerweile wieder in Heidelberg wohnte, genau vor meiner Nase, einen Eintrag im Telefonbuch inklusive. Als ich dann auch noch erfuhr, dass er im Rollstuhl saß und einen Pfleger suchte, konnte ich mir diese einmalige Chance doch nicht entgehen lassen, oder?«
    »Was für eine Chance denn?«
    »Nun, der alte Mann hatte Kontakte gehabt bis in die höchsten Kreise des Dritten Reichs. Das war für mich eine Möglichkeit, mich aus erster Hand darüber zu informieren, was damals vor sich gegangen war.«
    »Sie wollten beim Erzfeind Ihrer Mutter in die Lehre gehen?«
    »Genau. Das haben Sie jetzt schön formuliert. Das Problem war nur, dass es mir nie gelang, eine Vertrauensbasis zu dem Alten aufzubauen. Von früher wollte er überhaupt nichts mehr wissen, man
    durfte ihn auch nicht darauf ansprechen, sonst verschlechterte sich sein Zustand zusehends. Ich hatte die Hoffnung eigentlich schon aufgegeben, aus meinem Aufenthalt in seinem Haus irgendeinen Mehrwert für meine weitere Laufbahn mitzunehmen, als sich die Ereignisse plötzlich überschlugen. Zuerst tauchte dieser Historiker auf, der irgendwie an Informationen zu Kampowskis Identität herangekommen war, die anscheinend meine Mutter vor ihrem Tod der Universität Mannheim übermittelt hatte. Das Zusammentreffen mit Lautenbach war der endgültige Todesstoß für Kampowski, denn nach dieser Begegnung verschlechterte sich sein Zustand sehr. Ich hatte zum ersten Mal echtes Mitleid mit meinem Patienten, vor allem aber empfand ich eins:Wut auf diesen Pseudowissenschaftler. Den hätten Sie mal sehen sollen, eine jämmerliche Erscheinung. Außerdem war er skrupellos und total egozentrisch. Der Kerl geilte sich regelrecht daran auf, als er sah, wie der alte Mann unter seinen Anschuldigungen zerbrach. Endlich war er mal jemand, der Macht über einen anderen Menschen hatte, mit Sicherheit das erste Mal in seinem Leben. Der große Historiker, der Richter der Nation. Dabei ist Geschichte und das Wissen darum doch vor allem Auslegungssache und wird immer von den Gewinnern geschrieben. Und Lautenbach hat sich an diesem Abend wie ein Gewinner gefühlt, das können Sie mir glauben. Als er das Haus verließ, hatte er ein überlegenes, falsches Grinsen im Gesicht. Und als ich ihn zur Tür brachte, beschloss ich in dem Moment, ihm dieses Grinsen ein für alle Mal aus dem Gesicht zu schlagen.«
    »Sie haben also beschlossen, ihn umzubringen, bevor er seine Arbeit veröffentlichen konnte?«
    »Zunächst war es noch kein fester Entschluss, vielleicht hätte ich ihn auch nur eingeschüchtert. Als Erstes habe ich mich über ihn informiert, und wenn ich dienstfrei hatte, habe ich ihm hinterherspioniert. Ich habe aus dem Keller der Kampowskis einen alten Fechtanzug mitgehen lassen, mit dem ich mich maskiert habe.«
    »So einen Anzug wie Kampowski ihn auch in seiner Zeit als SS-Schlächter getragen hatte?«
    »Ja. Der Fechtanzug taucht auch in Lautenbachs Ausführungen auf. Ich war mir sicher, dass ich ihm damit einen gehörigen Schrecken einjagen könnte. An einem Tag fuhr ich ihm auf gut Glück hinterher, er besuchte einen alten Mann im Odenwald. Ich war mir sicher, dass es sich um einen der Widerstandskämpfer handeln müsste, den er irgendwie ausfindig gemacht hatte. Dann, kurz bevor Lautenbach sich auf die Rückfahrt machen konnte, brach dieser Sturm los. So etwas habe ich noch nicht erlebt. Und da hatte ich die Idee. Was, wenn ich ihn jetzt einfach von der Straße abdrängen würde? Jeder würde zuerst an einen Unfall denken und bei dem Regen würde es später wenig verwertbare Spuren geben.«
    »Na ja. Ein paar Spuren wurden sehr wohl gefunden, sonst gäbe es keine Sonderkommission, die sich seit zwei Wochen mit dem Fall beschäftigt.«
    »Sie haben aber nichts gefunden, das in meine Richtung deutet. Wollen Sie wissen, wie die

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