Die Vergessenen. Thriller (German Edition)
dafür, dass die Anschläge linksextremen Terroristen angelastet wurden. Wenn er sich richtig erinnert, wurden allein bei dem Anschlag auf den Bahnhof von Bologna an die hundert Menschen getötet. Ziel der Aktionen war es gewesen, die italienische Bevölkerung so sehr zu verängstigen, dass diese von sich aus den Staat um eine Verschärfung der Gesetze bat. Für die Durchführung der Attentate konnten Rechtsextremisten gewonnen werden.
Auch wenn hinter dem Mord an Kampowski wahrscheinlich kein Geheimdienst steckt, ist Benesch sich sicher, dass er den richtigen Ansatz gefunden hat, um den Fall zu entwirren. Irgendjemand versucht hier, Strategie der Spannung mit ihnen zu spielen. Aber nicht mit ihm! Als Nächstes muss er mit Kimski reden.
»Mir reicht es jetzt!«, brüllt Vollmer, reißt seine Dienstwaffe hoch und macht einen Schritt vor.
»Moment!«
Zu spät, Vollmer hört ihn nicht mehr.
Ein Schuss ertönt und die angespannte Stille der Nacht zerbirst in tausend kleine Fetzen.
42.
Als er etwa zehn Meter von der Bühne entfernt ist, merkt Kimski, dass etwas nicht stimmt. Er macht ganz eindeutig zwei Figuren im hinteren Teil des Durchgangs aus. Zwei Männer, nicht etwa nur einen Mann oder eine Frau und einen Mann. Es handelt sich ganz eindeutig um zwei männliche Personen. Plötzlich kommt einer der beiden auf ihn zu und reißt eine Pistole hoch. Kimski fährt zusammen.
Das ist doch Vollmer! Was soll der Scheiß? Wie kommt es, dass Vollmer am Treffpunkt ist?
Für einen Moment versteht Kimski gar nichts mehr. Aber es kommt noch besser, nachdem Vollmer ein paar Schritte vorgetreten ist, gibt er den Blick frei auf ein Rudel schwarzer Gestalten, das nun hinter ihm herstürmt.
Eine Gruppe SEKler!
Kimski ist vollkommen überrumpelt, rennt los, bremst abrupt ab und schleudert wie in Trance die Flasche in seiner Hand reflexartig in Vollmers Richtung. Das Ganze kommt einem Akt der Selbstverteidigung gleich, denn er kann es einfach nicht mehr ertragen, von Vollmer verfolgt zu werden.
Dennoch bereut Kimski umgehend diese Tat, und das nicht zu Unrecht. Vollmer drückt ebenso reflexartig den Abzug, als er die Flasche auf sich zufliegen sieht.
Er hat sich am Waldrand im Unterholz verschanzt. Den braunen Fechtanzug und die Maske hat er wieder übergezogen, wodurch er sich bestens an die farbliche Gegebenheit seiner Umgebung anpasst. Erstmals fühlt er sich auf seinem Beobachtungsposten wie ein Soldat. Es ist großartig und diesmal ist es, anders als zuvor, auch gefährlich. Vor allem kommt es darauf an, nicht von den Scharfschützen der Polizei entdeckt zu werden, die sich ihrerseits auf verschiedenen Posten verstecken.
Sebastian ist gleich aufgebrochen, nachdem Kimski die Unterlagen in dem Mülleimer deponiert hatte, und ist zu seiner jetzigen Position geschlichen, wobei er sich nicht mal hätte beeilen müssen, da Kimski es mit der Pünktlichkeit nicht sonderlich genau nimmt. Statt der vorgeschriebenen zwei Minuten hat er sich bestimmt drei Minuten Zeit gelassen. Sogar auf dem eigentlichen Gelände der Thingstätte bewegte er sich nicht besonders schnell. Erst nach dem Anruf rannte Kimski auf einmal los. Gut so.
Sebastian schiebt seinen Kopf ein Stück vor, da er nur schlecht erkennen kann, was dort unten vor sich geht. Dann ertönt ein Schuss und der Platz vor der Tribüne wird für einen kurzen Augenblick von dem Mündungsfeuer einer Pistole erhellt.
»Na also«, denkt er. »Geht doch.«
Kimski wird mit voller Wucht zu Boden geschmettert. Das Handy gleitet ihm aus seiner linken Hand und fliegt durch die Luft. Als ihm klar wurde, dass Vollmer auf seinen Angriff reagieren würde, erteilte er seinem Körper noch rechtzeitig den Befehl, sich fallen zu lassen. Allerdings gelingt es ihm nicht, sich ordentlich abzufangen, und er stürzt unsanft zu Boden.
Mühsam richtet er sich in der Gewissheit wieder auf, dass er Vollmer mit seinem Wurf gestreift hat, was diesen vermutlich nicht außer Gefecht gesetzt, aber für einen Moment gehörig aus der Fassung gebracht haben wird. So bleibt Kimski genug Zeit, sich zu berappeln und aus der Schusslinie zu verschwinden.
In dem Moment fallen ihm die SEK-Männer wieder ein.
Er sieht auf, mindestens vier Mann rennen direkt auf ihn zu. Da er selbst Teil des Kommandos gewesen ist, kommt ihm die Situation jetzt noch bizarrer vor und er stellt fest, dass die Einsatzgruppe viel zu sehr auf ihre eigene Sicherheit bedacht ist, sodass sie nur aus einer Richtung und auch noch
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