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Die Vergessenen. Thriller (German Edition)

Die Vergessenen. Thriller (German Edition)

Titel: Die Vergessenen. Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mike Wächter
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alles noch ziemlich frisch, das stimmt. Dienstagabend waren wir zusammen essen.«
    Das ist doch alles Bullshit. Eva hat ihm nichts davon erzählt, dass sie jemanden kennengelernt hat. Sie sind doch Freunde, warum sollte sie es ihm gegenüber nicht erwähnen? Andererseits – wann hätte sie die Gelegenheit dazu gehabt? Und was war das am Dienstagnachmittag, als sie nicht von ihm nach Hause gefahren werden wollte? Hatte sie vielleicht etwas von einem Termin erwähnt?
    »Denkst du, ich lüge, Kimski?«
    Schweigen.
    »Du denkst, ich verarsche dich, Kimski. Das merke ich doch. Aber keine Sorge, ich kann es dir beweisen. Ich weiß, dass du eine kurze Beziehung mit Eva hinter dir hast. Ja, da staunst du, was ich alles weiß. Eva hat mir davon erzählt. Was war damals eigentlich los mit euch beiden? Warum hast du dich nicht mehr bei ihr gemeldet? Du stehst doch immer noch auf sie, da kannst du mir erzählen, was du willst.«
    Woher will er das wissen? Verdammt! Kimski weiß es doch selbst nicht so genau. Und wie kann er über ihre kurze Beziehung im Bilde sein?
    »Eva hat mir von ihrem letzten missglückten Versuch der Kontaktaufnahme mit der Männerwelt erzählt«, erklärt Sebastian, als hätte er Kimskis Gedanken gelesen. »Keine Angst, sie hat keinen Namen genannt. Eva ist ja ganz diskret. Ich konnte mir trotzdem zusammenreimen, dass sie dich gemeint hat. Schließlich kenne ich dich mittlerweile ein bisschen. Und weißt du was? Eva würde das zwar nie zugeben, aber ich glaube, die Geschichte mit dir hat ihr ziemlich zugesetzt.«
    »Komm endlich zur Sache, Drecksau. Ich bin nicht hier hergekommen, damit ich mir dein dummes Geschwafel anhören muss!«
    Er wollte Sebastian nicht beleidigen, es ist einfach so passiert. Bei der Schulung über Verhandlungsmethoden mit Geiselnehmern, an der er während seiner SEK-Zeit teilgenommen hat, wurde ihm etwas anderes beigebracht. Aber dieser Typ legt es doch echt drauf an, es ist zum Verrücktwerden! »Ich komm jetzt rüber!«
     
    »Er kommt.«
    »Das sehe ich«, entgegnet Benesch.
    »Der hält etwas in der Hand!«
    Vollmer flüstert und schreit gleichzeitig.
    »Das ist doch das Telefon.«
    »Sicher? Könnte auch eine Waffe sein.«
    »Nein.«
    Das ist das Mobiltelefon, das Kimski die ganze Zeit an sein Ohr gehalten hat. Nachdem er das Gespräch beendet hat, ist er losgelaufen. In der rechten Hand hält er immer noch das Handy, oder?
    Was, wenn er es doch weggesteckt und stattdessen eine Waffe hervorgezogen hat? Verdammt! Muss es denn so furchtbar dunkel sein.
    »Der wird immer schneller«, sagt Vollmer. »Gucken Sie doch mal. Der trampelt wie ein wilder Stier auf uns zu!«
    Vollmer greift zu seinem Funkgerät.
    »Ich sage den Scharfschützen, dass sie feuern sollen.«
    »Nein.« Benesch fasst Vollmer am Arm.
    »Aber wir müssen zuerst an unsere eigene Sicherheit denken. Sie haben doch gesagt, dass Kimski hier oben jemanden abknallen will!«
    Benesch muss nachdenken. Kimski ist zwar bedrohlich nahe, aber nach wie vor passt überhaupt nichts zusammen.
    »Wir sollten wenigstens in Deckung gehen!«
    Doch Benesch, der in Extremsituationen oftmals die besten Einfälle hat, bewegt sich nicht – und es ist eine Extremsituation, in der sie sich jetzt befinden.
    Er holt die einzelnen Puzzlestücke vor sein inneres Auge und fügt sie zusammen. Da ist Adelbert Kampowski, tot, ein gesuchter Kriegsverbrecher, der untergetaucht war. Da ist Kimski, der Ex-Bulle mit Kommunistenvater, der aber eigentlich nicht den Eindruck macht, sonderlich politisch zu sein. Da ist ein anonymer Anrufer, der behauptet, Kimski wolle ihn umbringen, und Kimski als politischen Amokläufer hinstellt. Kimski ein politisch motivierter Mörder? Ja, er hat es! Das ist es!
    »Sagen Sie mal, Vollmer. Kennen Sie die Strategie der Spannung ?«
    »Was?«
    Die Strategie der Spannung könnte die Lösung sein, auch wenn er jetzt keine Zeit hat, Vollmer das Konzept zu erklären, wobei es recht einfach wäre, da Benesch vor ein paar Jahren einen Vortrag darüber angehört hat. Ihre Anfänge gehen zurück auf ein Netzwerk, das sich Ende der Sechzigerjahre in Italien gebildet hat. Damals kam es dort, wie in fast allen westlichen Ländern, zu Studentenunruhen, aus denen zahlreiche linksextremistische Gruppierungen hervorgegangen sind. Um dieser Entwicklung entgegenzutreten, begann ein Netzwerk aus Mitgliedern italienischer Geheimdienste, Bombenattentate auf die Zivilbevölkerung zu verüben. Mithilfe gefälschter Beweise sorgte man dann

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