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Die vergessenen Welten 01 - Der gesprungene Kristall

Die vergessenen Welten 01 - Der gesprungene Kristall

Titel: Die vergessenen Welten 01 - Der gesprungene Kristall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. A. Salvatore
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hätte genausogut der gewalttätige Elchstamm begangen haben können.
    »Mein Volk tötet«, fuhr Drizzt grimmig fort, »und es tötet ohne Gnade.« Er richtete seinen Blick auf Wulfgar, um sich zu überzeugen, daß der Barbar ihn genau verstand.
    »Sie töten ohne Gefühle.«
    Er hielt kurz inne, damit der junge Mann Zeit hatte, die volle Bedeutung seiner Worte zu verdauen. Die einfache, aber eindeutige Beschreibung kaltblütiger Mörder hatte Wulfgar verwirrt. Er war unter leidenschaftlichen Kriegern groß geworden, unter Kriegern, deren ganzer Lebensinhalt darin bestand, Ruhe in der Schlacht zu finden und zu Tempus' Lob zu kämpfen. Der junge Barbar konnte gefühllose Grausamkeit einfach nicht verstehen. Obwohl der Unterschied nur sehr fein war, wie Wulfgar plötzlich zugeben mußte. Dunkelelf oder Barbar, das Ergebnis dieser Überfälle blieb gleich.
    »Die Tanar-Ri-Göttin, der sie dienen, kennt kein Existenzrecht für andere Rassen«, erklärte Drizzt. »Insbesondere nicht für andere Elfenrassen.«
    »Aber du wirst in dieser Welt niemals akzeptiert werden«, wandte Wulfgar ein. »Du mußt doch wissen, daß die Menschen dich immer meiden werden.«
    Drizzt nickte. »Die meisten«, stimmte er zu. »Es gibt wenige, die ich Freunde nennen kann, aber trotzdem bin ich zufrieden. Weißt du, Barbar, ich habe meinen eigenen Stolz, ohne Schuld und ohne Scham.« Er erhob sich und ging in die Dunkelheit. »Komm«, wechselte er das Thema. »Laß uns heute abend gut kämpfen. Ich bin mit deinen Fortschritten wirklich zufrieden, und dieser Teil deines Unterrichts nähert sich dem Ende.«
    Wulfgar blieb einen Augenblick nachdenklich sitzen. Der Dunkelelf führte ein hartes und entbehrungsreiches Leben, und trotzdem war er in mancher Hinsicht reicher als jeder andere Mann, den Wulfgar kennengelernt hatte. Denn Drizzt war seinen Prinzipien treu geblieben und hatte dafür sogar freiwillig die vertraute Welt seines Volkes verlassen und auf sich genommen, in einer Welt zu leben, in der er niemals geachtet und anerkannt werden würde.
    Er sah dem Elfen nach, der jetzt nur noch ein Schatten in der Dunkelheit war. »Vielleicht unterscheiden wir uns beide gar nicht so sehr voneinander«, murmelte er.
    »Spione!« flüsterte einer der Verbeeg.
    »Ist aber dumm, bei einem so hellen Feuer zu spionieren«, meinte ein anderer.
    »Laßt sie uns zerquetschen!« schlug der erste vor und wollte auf das orangene Licht zugehen.
    »Der Boß sagt nein!« erinnerte der dritte die anderen. »Wir sollen nur beobachten, aber niemanden zerquetschen!«
    Sie gingen so verstohlen, wie sie konnten, den steinigen Pfad hinunter auf das kleine Lager der Zwerge zu, das heißt, sie bewegten sich so leise wie niedergehende Findlinge.
    Die zwei Zwerge hörten natürlich, daß sich jemand oder etwas näherte. Zur Vorsicht zogen sie zwar ihre Waffen, glaubten aber eigentlich, Wulfgar und Drizzt oder einige Fischer aus Caer-Konig hätten ihr Feuer gesehen und wollten sich zum Abendessen zu ihnen gesellen.
    Als das Lager in Sicht kam, sahen die Verbeeg die Zwerge daher mit ihren Waffen in der Hand dastehen.
    »Sie haben uns gesehen!« meinte einer von ihnen und tauchte in der Dunkelheit unter.
    »Ach, halt den Mund!« befahl der zweite.
    Der dritte Riese, der ebenfalls sehr wohl wußte, daß die Zwerge sie auf diese Entfernung nicht hatten erkennen können, packte den zweiten an der Schulter und zwinkerte ihn bösartig an. »Wenn sie uns gesehen haben«, folgerte er, »bleibt uns nichts anderes übrig, als sie zu zerquetschen!«
    Der zweite Riese kicherte leise und ging mit seiner schweren Keule über der Schulter auf das Lager zu.
    Die Zwerge waren völlig überrascht, als nur wenige Meter von ihrem Lager entfernt die Verbeeg um einen Findling bogen und sich an sie heranarbeiteten. Aber ein Zwerg, der in die Enge getrieben wird, ist von Kopf bis Fuß hart wie Stahl, und diese zwei gehörten der Sippe von Mithril-Halle an, die ihr ganzes Leben lang in der gnadenlosen Tundra Kriege geführt hatte. Dieser Kampf würde daher nicht so leicht zu gewinnen sein, wie die Verbeeg glaubten.
    Der erste Zwerg duckte den schwerfälligen Schlag des ersten Verbeeg ab und schmetterte im Gegenangriff seinen Hammer auf die Zehe des Ungeheuers. Der Riese hob unwillkürlich den verletzten Fuß und hüpfte auf einem Bein herum. Der erfahrene Zwergenkämpfer schlug ihm prompt seinen Hammer ans Knie.
    Der andere Zwerg hatte ebenso schnell reagiert. Er erwischte einen anderen Riesen am Auge,

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