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Die vergessenen Welten 01 - Der gesprungene Kristall

Die vergessenen Welten 01 - Der gesprungene Kristall

Titel: Die vergessenen Welten 01 - Der gesprungene Kristall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. A. Salvatore
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Kameradschaft war wieder hergestellt. Biggrin hatte ihnen Taten in Aussicht gestellt, auch wenn seine Zweifel über mögliche Folgen dieser Entscheidung keineswegs von der ausgelassenen Begeisterung zerstreut wurden. Zahlreiche Rezepte, die sich die Verbeeg als Spaß ausgedacht hatten — »Zwerg auf Apfel« und »Bärtig, mit Fett begossen und gebacken«, um nur zwei zu nennen —, wurden laut verkündet und erhielten begeisterte Zustimmung.
    Biggrin packte das Grauen, wenn er daran dachte, was passieren konnte, wenn einer der Verbeeg auf einen Angehörigen des kleinen Volkes stoßen würde.
    Biggrin ließ die Verbeeg in Dreiergruppen und nur in den Abendstunden aus der Höhle. Er hielt es zwar für unwahrscheinlich, daß sich die Zwerge so weit in den nördlichen Teil des Tals wagten, war sich aber trotzdem des großen Risikos bewußt. Jedes Mal, wenn eine Patrouille ohne Zwischenfälle zurückkehrte, entfuhr ihm ein Seufzer der Erleichterung.
    Allein die Erlaubnis, die enge Höhle zu verlassen, verbesserte die Stimmung der Verbeeg erheblich. Die angespannte Atmosphäre in der Höhle löste sich, und die Soldaten gewannen ihre Begeisterung für den kommenden Krieg zurück. Von Kelvins Steinhügel aus konnten sie die Lichter von Caer-Konig und Caer-Dineval, von Termalaine auf der anderen Seite im Westen und sogar von Bryn Shander weit im Süden sehen. Der Ausblick auf die Städte ermöglichte es ihnen, sich ihre bevorstehenden Siege auszumalen, und diese Gedanken genügten ihnen vollauf, das lange Warten ertragen zu können.
    Es verging eine weitere Woche. Alles schien gutzulaufen. Angesichts der verbesserten Stimmung, die der kleine Grad an Freiheit bei seinen Soldaten bewirkt hatte, entspannte sich Biggrin allmählich und beruhigte sich über seine riskante Entscheidung.
    Doch dann unternahmen zwei Zwerge, denen Bruenor irgendwann von guten Steinvorkommen im Schatten von Kelvins Steinhügel erzählt hatte, eine Reise an das nördliche Ende des Tals, um sich selbst von den Bergbaumöglichkeiten zu überzeugen. An einem späten Nachmittag erreichten sie dort die südlichen Hänge, und noch vor der Abenddämmerung hatten sie auf einem flachen Felsen neben einem reißenden Bach ein Lager aufgeschlagen.
    Es war ihr Tal, und seit vielen Jahren war von Belästigungen keine Rede gewesen. Folglich trafen sie kaum Vorsichtsmaßnahmen.
    So geschah es, daß die erste Verbeeg-Patrouille, die in dieser Nacht die Höhle verlassen durfte, ein loderndes Lagerfeuer erspähte und den unverwechselbaren Dialekt der verhaßten Zwerge vernahm.
    Auf der anderen Seite des Berges erwachte Drizzt Do'Urden aus seinem Schlaf. Er trat aus der Höhle in die zunehmende Düsternis und fand Wulfgar auf seinem Stammplatz, einem hohen Stein, von dem er nachdenklich auf die Ebene starrte.
    »Hast du Heimweh?« fragte der Dunkelelf, ohne eine Antwort zu erwarten.
    Wulfgar zuckte die breiten Schultern und antwortete geistesabwesend: »Vielleicht.« Seitdem der Barbar Respekt für Drizzt empfand, mußte er sich ständig viele beunruhigende Fragen über sein Volk und dessen Lebensweise stellen. Der Dunkelelf war für ihn ein Rätsel, eine verwirrende Mischung aus kämpferischem Können und ungeheurer Beherrschung. Drizzt schien in der Lage zu sein, bei jedem seiner Schritte zwischen der Aussicht auf ein spannendes Abenteuer und unstrittiger Moral abzuwägen.
    Wulfgar schenkte dem Dunkelelf einen fragenden Blick. »Warum bist du eigentlich hier?« wollte er plötzlich wissen.
    Jetzt war es Drizzt, der nachdenklich auf die weite Ebene starrte. Die ersten Sterne standen am Himmel, und ihr Funkeln spiegelte sich deutlich in seinen dunklen Augen. Aber er sah nicht sie, sondern vor seinen Augen standen längst vergangene Bilder auf von den lichtlosen Städten der Dunkelelfen in ihren riesengroßen Höhlenkomplexen tief im Erdinneren.
    »Ich erinnere mich«, begann Drizzt lebhaft, denn Schreckliches bleibt einem sehr oft lebendig in Erinnerung, »an das erste Mal, wo ich die oberirdische Welt erblickte. Ich war damals sehr viel jünger als jetzt und Mitglied eines großen Stoßtrupps. Wir schlüpften aus einer geheimen Höhle und fielen über ein Elfendorf her.« Der Dunkelelf zuckte zusammen, als längst vergangene Bilder vor seinem geistigen Auge blitzartig wieder auftauchten. »Meine Gefährten schlachteten jeden Angehörigen der Waldelfensippe ab. Jede Frau. Jedes Kind.«
    Wulfgar lauschte mit wachsendem Entsetzen. Den Überfall, den Drizzt da beschrieb,

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