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Die vergessenen Welten 03 - Die selbernen Ströme

Die vergessenen Welten 03 - Die selbernen Ströme

Titel: Die vergessenen Welten 03 - Die selbernen Ströme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. A. Salvatore
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Rattengasse.«
    »Dann laß uns die Sache hinter uns bringen«, sagte Drizzt. »Krumme Geschäfte soll man so schnell wie möglich erledigen.«
    Bruenor ging in der Gasse langsam voran. Die beiden waren erst einige Meter gegangen, als der Zwerg glaubte, das Klicken einer Armbrust zu hören. Er hielt abrupt an und sah zu Drizzt zurück. »Sie haben uns im Visier«, flüsterte er.
    »Hinter dem Fenster mit den Brettern dort oben und auch rechts von uns«, erklärte Drizzt, der mit seinem außergewöhnlich guten Augen und scharfen Ohren die Geräuschquelle bereits ausgemacht hatte. »Hoffentlich nur eine Vorsichtsmaßnahme. Vielleicht ein gutes Zeichen, daß unser Informant in der Nähe ist.«
    »Eine Armbrust, die auf meinen Kopf gerichtet ist, ist niemals ein gutes Zeichen«, widersprach der Zwerg. »Aber laß uns wei tergehen, und halte dich bereit. Dieser Platz stinkt nach Gefahr!« Er setzte seinen Weg durch den Schutt fort.
    Ein schlurfendes Geräusch zu ihrer Linken gab ihnen zu verstehen, daß auch dort Augen auf sie gerichtet waren. Aber sie gingen weiter, denn bei ihrem Aufbruch vom Wirtshaus Zum Entermesser war ihnen bereits klargewesen, daß sie nichts anderes erwarten konnten. Nachdem sie den letzten Haufen zerbrochener Bretter erreicht hatten, sahen sie eine schlanke Gestalt, die an einer Mauer lehnte und ihren Umhang gegen den kalten Abendnebel eng an sich gezogen hatte.
    Drizzt beugte sich über Bruenors Schulter. »Vielleicht ist er das?« flüsterte er.
    Der Zwerg zuckte die Schultern und erwiderte: »Wer sonst?« Er tat einen weiteren Schritt nach vorne, spreizte die Beine und setzte die Füße fest auf den Boden. Dann sprach er die Gestalt an: »Ich suche einen Mann namens Raune«, rief er. »Bist du das vielleicht?«
    »Ja und nein«, kam die Antwort. Die Gestalt wandte sich ihnen zu, aber die tief ins Gesicht gezogene Kapuze ließ sie nichts erkennen.
    »Was sind denn das jetzt für Spielchen?« wollte Bruenor wissen.
    »Raune bin ich«, erwiderte die Gestalt und schob den Umhang ein wenig zurück. »Aber mit Sicherheit bin ich kein Mann!«
    Jetzt konnten sie deutlich erkennen, daß die Gestalt, mit der sie sprachen, wirklich eine Frau war – eine dunkle und geheimnisvolle Frau mit langen, schwarzen Haaren und tiefliegenden Augen, die sich blitzschnell bewegten und von Erfahrung und einem tiefen Verständnis für das Überleben auf der Straße zeugten.

Nachtleben
    Je später der Abend wurde, um so geschäftiger ging es im Wirtshaus Zum Entermesser zu. Die Matrosen von verschiedenen Handelsschiffen trafen ein, und die Ortsansässigen waren unverzüglich zur Stelle, um sie auszunehmen. Regis und Wulfgar blieben an dem kleinen Tisch sitzen. Der Barbar verfolgte mit großen Augen aufmerksam das Treiben um sich herum, während sich der Halbling auf ein vorsichtiges Beobachten beschränkte.
    Regis wußte sofort, daß mit Ärger zu rechnen war, als eine Frau auf sie zugeschlendert kam. Sie war nicht mehr jung, und ihre abgehärmte Erscheinung war nur zu typisch für solch ein Hafenviertel, aber ihr Kleid, das an vielen Stellen recht viel enthüllte, wie es bei einer richtigen Dame nicht der Fall sein sollte, verbarg gleichzeitig den körperlichen Makel hinter einem Schwall von Andeutungen. Wulfgars Gesichtsausdruck und sein Kinn, das fast auf dem Tisch lag, bestätigten Regis' Befürchtungen.
    »Guten Abend, großer Mann«, schnurrte die Frau und machte es sich auf dem Stuhl neben dem Barbaren bequem.
    Wulfgar sah Regis an und mußte vor Ungläubigkeit und Verlegenheit fast laut lachen.
    »Ihr seid nicht aus Luskan«, fuhr die Frau fort. »Und ihr seht auch nicht wie irgendwelche Händler aus, die gerade im Hafen angelegt haben. Woher kommt ihr?«
    »Aus dem Norden«, stammelte Wulfgar, »aus dem Tal… Eiswind.«
    Seit seiner Jugend in Calimhafen hatte Regis bei einer Frau nicht mehr soviel Dreistigkeit erlebt, und er hatte das Gefühl, sich einmischen zu müssen. Diese Frauen hatten etwas Verruchtes an sich, versprachen ein verderbtes Vergnügen, das zu sonderbar war. Verbotene Früchte, an die man leicht herankam. Regis verspürte auf einmal Heimweh nach Calimhafen. Wulfgar würde es mit den Schlichen solch einer Person nicht aufnehmen können.
    »Wir sind arme Reisende«, erklärte Regis und betonte das »arme« in dem Bemühen, seinen Freund zu beschützen. »Nicht eine Münze übrig, und vor uns liegen noch viele Meilen.« Wulfgar sah erstaunt seinen Gefährten an, da er die Hintergründe für

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