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Die vergessenen Welten 03 - Die selbernen Ströme

Die vergessenen Welten 03 - Die selbernen Ströme

Titel: Die vergessenen Welten 03 - Die selbernen Ströme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. A. Salvatore
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Geschichten sind also über das Tal hinausgegangen, und man hat sogar so tief im Süden von uns gehört. Was sagst du dazu?«
    Drizzt zuckte wieder die Schultern, und Bruenor kicherte, da er glaubte, sein Freund sei über diesen Ruhm einfach nur sprachlos. Auch Regis und Wulfgar teilten Bruenors Freude. Der große Mann gab dem Dunkelelfen einen gutgemeinten Klaps auf den Rücken, als er an ihm vorbeiging und die Führung der Gruppe übernahm.
    Aber Drizzts Unbehagen rührte nicht nur von Verlegenheit her. Ihm war das Lächeln auf Jierdans Gesicht aufgefallen, als sie das Tor passiert hatten. Es war ein Lächeln gewesen, das mehr ausgedrückt hatte als nur Bewunderung. Und auch wenn er keinen Zweifel hegte, daß einige Geschichten von der Schlacht mit Akar Kessells Goblinarmee in die Stadt der Hochsegel gedrungen waren, kam es ihm merkwürdig vor, daß ein einfacher Soldat so gut über ihn und seine Freunde informiert war, während der Nachtwächter, der allein die Verantwortung dafür zu tragen hatte, wen er in die Stadt einließ, von ihnen gar nichts wußte.
    Luskans Straßen waren vollgestopft mit zwei- und dreistöckigen Häusern. Diese Enge gab Aufschluß über die verzweifelte Entschlossenheit der Menschen, sich weit weg von der Unwirtlichkeit des wilden Nordens in der Sicherheit der hohen Stadtmauer zusammenzudrängen. Gelegentlich ragte ein Turm von einem Haus auf, vielleicht ein Wachposten oder aber der Einfall eines berühmten Bürgers oder einer Gilde, die eigene Überlegenheit zur Schau zu stellen. Luskan, das als überaus vorsichtige und mißtrauische Stadt galt, überlebte in dieser gefährlichen Gegend nur und gedieh sogar, weil es sich einer Wachsamkeit verschrieben hatte, die zuweilen an Verfolgungswahn grenzte. Es war eine Stadt der Schatten, und an diesem Abend spürten die vier Besucher auf ihrem Weg deutlich neugierige und gefährliche Blicke aus jedem dunklen Loch. Das Hafenviertel galt als der gefährlichste Stadtteil, wo es in den engen Gassen und an den schattigen Plätzen von Dieben, Ausgestoßenen und Bettlern nur so wimmelte. In den düsteren Gassen hing ständig ein Nebel vom Meer und ließ sie noch geheimnisvoller und verschwommener erscheinen.
    Das galt auch für die Straße, in die sie jetzt einbogen. Sie hieß Halbmondstraße, war besonders heruntergekommen und führte direkt zu den Anlegestellen. Regis, Drizzt und Bruenor erkannten unverzüglich, daß sie ein Sammelbecken für Vagabunden und Gauner betreten hatten, und legten eine Hand an die Waffen. Wulfgar jedoch ging offen und ohne Angst weiter, obwohl auch er die bedrohliche Atmosphäre wahrnahm. Aber ihm war gar nicht klar, wie gefährlich es hier eigentlich war, und er hatte ohnehin vorgehabt, seine ersten Erfahrungen mit der Zivilisation unvoreingenommen zu machen.
    »Dort ist es«, sagte Bruenor und zeigte auf eine kleine Gruppe, wahrscheinlich Diebe, die vor dem Eingang einer Taverne stand. Das verwitterte Schild über der Tür verriet, daß sie das Wirtshaus Zum Entermesser erreicht hatten.
    In Regis stiegen erschreckende Gefühle auf, und er mußte mühsam schlucken. In seiner Jugend als Dieb in Calimhafen hatte er häufig solche Lokale aufgesucht, aber seine Vertrautheit mit diesem Milieu verstärkte nur seine Angst. Er wußte nur zu gut, daß der verbotene Reiz der Geschäfte, die im Schatten einer gefährlichen Taverne erledigt wurden, genauso tödlich sein konnte wie die versteckten Messer der Gauner an jedem Tisch. »Wollt ihr da wirklich hineingehen?« fragte er zögernd seine Freunde.
    »Keine Widerrede von dir!« keifte Bruenor ihn an. »Du hast genau gewußt, welchen Weg wir einschlagen, als du im Tal zu uns gestoßen bist. Jetzt fang nicht an zu winseln!«
    »Du bist in guten Händen«, mischte sich Drizzt ein, um Regis zu beruhigen.
    Unerfahren, aber dafür mit übermäßigem Stolz, führte Wulfgar die Bemerkung sogar noch weiter. »Welchen Grund sollten sie haben, uns etwas anzutun? Wir haben doch sicherlich kein Unrecht getan.« Dann verkündete er laut, um die Schatten herauszufordern: »Fürchte dich nicht, kleiner Freund. Mein Hammer wird jeden beiseite fegen, der sich gegen uns stellt!« »Der Stolz der Jugend«, murmelte Bruenor, während er, Regis und Drizzt ungläubige Blicke tauschten.
    Die Atmosphäre im Wirtshaus Zum Entermesser stand in völligem Einklang mit dem allgemeinen Zerfall und dem Pöbelhaufen vor dem Lokal. Die Schankstube war ein großer offener Raum mit einer langen Theke, die

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