Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die vergessenen Welten 03 - Die selbernen Ströme

Die vergessenen Welten 03 - Die selbernen Ströme

Titel: Die vergessenen Welten 03 - Die selbernen Ströme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. A. Salvatore
Vom Netzwerk:
aufgehoben sein«, sagte Bruenor zu dem Dunkelelfen. Drizzt lächelte. »Wulfgar hat sich gut gemacht.«
    »Ja«, stimmte der Zwerg zu, den dieses Lob offensichtlich freute. »Aber ich frage mich, wie lange ich noch >Junge< zu ihm sagen darf! Du hättest einen Blick in dieses Wirtshaus werfen sollen, Elf«, kicherte er. »Eine Schiffsladung Piraten, die ein Jahr und einen Tag lang nichts als das Meer gesehen haben, könnte keinen schlimmeren Schaden anrichten!«
    »Als wir vom Tal aufgebrochen sind, hatte ich befürchtet, daß Wulfgar auf viele Gesellschaften auf dieser großen Welt noch nicht vorbereitet ist«, erwiderte Drizzt. »Jetzt befürchte ich eher, daß die Welt für ihn noch nicht bereit ist. Du kannst stolz auf ihn sein.«
    »Du hattest deine Hand genauso im Spiel wie ich«, sagte Bruenor. »Er ist mein Junge, Elf, als hätte ich ihn selber gezeugt. Er hat nicht einen Gedanken an seine eigene Angst verschwendet. Noch nie habe ich bei einem Menschen soviel Mut erlebt wie vorhin, als du auf der anderen Ebene warst. Er wartete – und hoffte, das kann ich dir sagen –, daß die Bestie zurückkäme und er ihr eine verpassen könnte, um meine Schmerzen und die des Halblings zu rächen.«
    Drizzt genoß diesen seltenen Augenblick, in dem der Zwerg seine Verwundbarkeit offen zeigte. Nur wenige Male hatte er erlebt, daß Bruenor die Maske der Gefühllosigkeit fallengelassen hatte. Das war bisher nur auf dem Berg im Eiswindtal geschehen, wenn der Zwerg an Mithril-Halle und an seine wundersamen Kindheitserinnerungen gedacht hatte.
    »Ja, ich bin stolz auf ihn«, fuhr Bruenor fort. »Und ich ertappe mich dabei, daß ich bereit bin, seiner Führung zu folgen und seinen Entscheidungen zu vertrauen.«
    Drizzt konnte ihm nur zustimmen, da er bereits viele Monate zuvor zu der gleichen Schlußfolgerung gekommen war, als Wulfgar die Völker von Eiswindtal, die Barbaren und die Bewohner von Zehn-Städte gleichermaßen, zusammengebracht hatte, damit sie sich gemeinsam vor dem erbarmungslosen Tundrawinter schützten. Dennoch war er besorgt, wenn der junge Krieger in Situationen, wie jene im Hafenviertel von Luskan, geriet, denn er wußte, daß viele der prächtigsten Personen in den Welten bei ihren ersten Begegnungen mit den Gilden und Untergrundorganisationen einer Stadt teuer bezahlt hatten, und daß Wulfgars tiefes Mitgefühl und unerschütterlicher Ehrenkodex geschickt zu seinem Schaden ausgenutzt werden konnten.
    Aber unterwegs und in der Wildnis, das wußte Drizzt, würde er niemals einen wertvolleren Gefährten finden.
    An diesem Nachmittag und in der darauffolgenden Nacht stießen sie auf keine weiteren Probleme, und am nächsten Morgen erreichten sie die Hauptstraße, die Handelsstraße von Tiefwasser nach Mirabar oberhalb von Langsattel. Es gab keine Wegweiser, an denen sie sich hätten orientieren können, wie Drizzt es eigentlich erwartet hatte, aber aufgrund seines Plans, sich eher nach Osten als geradlinig nach Südosten zu halten, mußten sie sich jetzt eindeutig nach Süden wenden.
    An diesem Tag schien es Regis besser zu gehen, und er war auf Langsattel gespannt. Als einziger von der Gruppe war er schon einmal in der Heimat der zauberkundigen Familie Harpell gewesen, und er freute sich diebisch, diesen seltsamen Ort wiederzusehen.
    Doch sein aufgeregtes Gerede steigerte nur noch Wulfgars Angst, denn das Mißtrauen der Barbaren gegen die schwarzen Künste war tiefverwurzelt. Für Wulfgars Volk waren Zauberer nichts als Feiglinge und bösartige Gauner.
    »Wie lange müssen wir denn dort bleiben?« fragte er Bruenor und Drizzt, die mittlerweile neben ihm auf der breiten Straße ritten, nachdem sie die Felsspitzen sicher hinter sich gelassen hatten.
    »Bis wir einige Antworten erhalten haben«, erwiderte Bruenor, »oder herausgefunden haben, welchen Ort wir lieber aufsuchen sollten.« Mit dieser Antwort mußte sich Wulfgar zufriedengeben. Bald kamen sie an einigen abgelegenen Bauernhöfen vorbei und zogen die neugierigen Blicke der Menschen auf den Feldern auf sich, die sich auf Hacken und Rechen stützten und die Gruppe musterten. Nicht lange nach der ersten dieser Begegnungen wurden sie auf der Straße von fünf bewaffneten Männern angehalten, den sogenannten Langreitern, die über die Außenbezirke der Stadt wachten.
    »Ich grüße euch, Reisende«, begann einer höflich. »Dürfen wir den Grund eurer Reise in diese Gegend erfahren?« »Ihr dürft…«, begann Bruenor, aber Drizzt unterbrach ihn, indem er

Weitere Kostenlose Bücher