Die vergessenen Welten 05 - Der magische Stein
auf dem Boden lag. Der rollte in Richtung auf den fliehenden Duergar, während der Zwerg den ersten Hieb seines neuen Gegners mit einem goldenen Schild abwehrte.
Der fliehende Duergar war nur noch wenige Schritte vom Korridor entfernt, als etwas zwischen seine Beine rollte. Er strauchelte und wurde zu Boden gestreckt. Er kam zwar schnell wieder hoch, zögerte aber, da er gegen Übelkeit ankämpfen mußte, als er sah, worüber er gestolpert war.
Es war der Kopf eines Verwandten.
Der rotbärtige Zwerg wich einem weiteren Hieb aus und eilte durch den Raum, um dem jetzt knieenden Duergar einen Schlag mit dem Schild zu versetzen, worauf die glücklose Kreatur gegen die Steinwand krachte.
Aber der Zwerg hatte durch die Wucht seines Ansturms das Gleichgewicht verloren und war auf die Knie gesunken, als der übriggebliebene Duergar jetzt auf ihn zukam. Der Eindringling schwang seinen Schild über sich zurück, um das nach unten gerichtete Schwert des Duergar abzuwehren, und konterte mit einer schwungvollen Bewegung seiner Axt, die auf die Knie seines Gegners zielte.
Der Duergar sprang gerade noch rechtzeitig zurück und wurde nur geringfügig am Bein verletzt. Aber bevor er sich wieder erholen und zum Gegenschlag ausholen konnte, war der rotbärtige Zwerg auf und bereit.
»Deine Knochen sind für die Aasgeier!« knurrte der Zwerg.
»Wer bist du?« fragte der Duergar. »Du gehörst nicht zu uns, das steht fest!«
Ein Lächeln zog sich über das mit Asche bedeckte Gesicht des Zwerges. »Heldenhammer ist mein Name«, fauchte er und zeigte auf seinen Schild — auf den überschäumenden Krug als Zeichen seiner Sippe. »Bruenor Heldenhammer, rechtmäßiger König von Mithril-Halle!«
Bruenor kicherte leise, als er sah, wie blaß das Gesicht des Dunkelzwerges wurde. Der Duergar taumelte zur Tür des Vorraums zurück. Er wußte nur zu gut, daß er diesem mächtigen Feind keineswegs ebenbürtig war. Voller Verzweiflung wollte er die Flucht ergreifen, wirbelte herum und versuchte, die Tür hinter sich zuzuschlagen.
Aber Bruenor erriet die Absicht des Duergar und konnte einen seiner schweren Stiefel in den Türspalt schieben, bevor der sich schloß. Der mächtige Zwerg knallte mit der Schulter gegen das harte Holz und schleuderte den Duergar in den kleinen Raum hinein, wo er einen Tisch und einen Stuhl umwarf.
Bruenor schritt zuversichtlich auf ihn zu. Bei gleichen Chancen hatte er nie ein schlechtes Gefühl.
Jeder Fluchtmöglichkeit beraubt, stürzte der Dunkelzwerg wütend auf ihn los. Den Schild hielt er vor sich und das Schwert über den Kopf. Bruenor wehrte mühelos den nach unten gerichteten Hieb ab, dann hieb er seine Axt in den Schild des Duergar. Aber der war ebenfalls aus Mithril, und Bruenors Axt konnte ihn nicht durchdringen. Aber so heftig war Bruenors Schlag gewesen, daß die Ledergurte entzweirissen und der Arm des Duergar wie gelähmt herabhing. Er schrie entsetzt auf und hielt sein Kurzschwert vor seine Brust, um sich zu schützen.
Bruenor zielte jetzt mit dem Schild auf den Schwertarm des Duergar und stieß ihn in den Ellbogen seines Gegners, so daß dieser das Gleichgewicht verlor. Blitzschnell setzte Bruenor seine Axt ein und führte die tödliche Klinge über die vorgebeugte Schulter des Duergar.
Der Duergar sank zu Boden.
Bruenor brummte erleichtert und ging in den größeren Raum zurück. Der Duergar neben der Tür kam gerade wieder zu Bewußtsein. Bruenor ging auf ihn zu und schlug ihn wieder mit dem Schild gegen die Wand. »Zweiundzwanzig«, murmelte er vor sich hin, da er genaue Übersicht über die Zahl der Dunkelzwerge, die er in den vergangenen Wochen getötet hatte, behielt.
Bruenor spähte in den dunklen Korridor hinaus. Die Luft war rein. Er schloß leise die Tür und ging zu der Feuerstelle zurück, um seine Tarnung zu verbessern.
Während des wilden Fluges auf dem Rücken des brennenden Drachen hatte Bruenor das Bewußtsein verloren. Er war völlig verblüfft gewesen, als er die Augen wieder aufgeschlagen hatte. Mit einem Blick hatte er erkannt, daß der Drache tot war, aber er konnte nicht fassen, warum er, der immer noch auf dem qualmenden Kadaver lag, nicht auch verbrannt war.
In Garumns Schlucht war es ruhig und dunkel gewesen. Er hatte nicht einmal Vermutungen anstellen können, wie lange er da ohnmächtig gelegen hatte. Aber er wußte, daß seine Freunde ihren Weg durch den Hinterausgang in die Sicherheit genommen hatten, wenn sie wirklich entkommen waren.
Und Drizzt lebte!
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