Die vergessenen Welten 05 - Der magische Stein
werden nach der Rückkehr von Drizzt, Wulfgar und Regis rechtzeitig zu den Hallen marschieren.«
Bruenors Miene wurde nicht weicher. Seine Augen waren auf den zerbeulten Helm geheftet, aber seine Gedanken wanderten über dieses Bild hinaus, zurück zu dem schicksalhaften Vorfall an Garumns Schlucht. Er hatte schließlich Frieden mit Regis geschlossen, bevor sie getrennt wurden...
Bruenors Erinnerungen waren mit einem Mal wie weggeblasen. Er warf Catti-brie einen schiefen Blick zu. »Du glaubst, daß sie rechtzeitig zur Schlacht hier sein können?«
Catti-brie zuckte mit den Schultern. »Wenn sie sich unver züglich auf den Weg machen«, erwiderte sie. Sie fand die Frage seltsam, weil sie durchschaute, daß Bruenor mehr im Sinn hatte, als neben Drizzt und Wulfgar in der Schlacht um MithrilHalle zu kämpfen. »Selbst im Winter können sie viele Meilen durch den Süden zurücklegen.«
Bruenor sprang aus dem Bett und nahm den einhörnigen Helm. Er setzte ihn auf den Kopf, während er zur Tür eilte.
»Mitten in der Nacht?« rief Catti-brie ihm nach. Sie sprang auf und folgte ihm in den Korridor.
Bruenor wurde nicht langsamer. Er marschierte direkt zu Harkle Harpells Tür und klopfte laut genug, um jeden in diesem Flügel des Hauses zu wecken. »Harkle!« brüllte er.
Catti-brie wußte, daß es jetzt nichts gab, was ihn hätte beruhigen können. Sie zog lediglich entschuldigend die Schultern hoch, sobald sich ein neugieriger Kopf im Korridor zeigte, der nachsehen wollte, was da vor sich ging.
Schließlich öffnete Harkle. Er war nur mit Nachthemd und Zipfelmütze bekleidet und trug eine Kerze in der Hand.
Bruenor schob sich mit Catti-brie auf den Fersen an ihm vorbei ins Zimmer. »Kannst du mir einen Streitwagen machen?« fragte der Zwerg.
»Einen was?« gähnte Harkle und versuchte vergeblich, den Schlaf zu vertreiben. »Einen Streitwagen?«
»Einen Streitwagen!« knurrte Bruenor. »Aus Feuer. So wie der, mit dem mich Alustriel hierhergebracht hat. Einen feurigen Streitwagen!«
»Na ja«, stotterte Harkle. »Ich habe niemals...«
»Kannst du es?« brüllte Bruenor, der jetzt keine Geduld für zusammenhangloses Gestammel hatte.
»Ja... uh, vielleicht«, verkündete Harkle so zuversichtlich, wie es ihm möglich war. »Eigentlich ist dieser Zauberspruch ja Alustriels Spezialität. Kein anderer hat jemals...« Er stockte, als er Bruenors enttäuschten Blick spürte, der sich in ihn bohrte. Der Zwerg stand mit gespreizten Beinen da, seine nackte Ferse grub sich in den Boden, die schwieligen Arme waren vor der Brust verschränkt, und seine zehn dicken Finger trommelten in ungeduldigem Rhythmus auf seine knorrigen Schultern.
»Ich werde morgen früh mit ihr reden«, versprach Harkle ihm. »Ich bin sicher...«
»Alustriel ist noch hier?« unterbrach ihn Bruenor.
»Nun ja«, antwortete Harkle. »Sie ist noch einige Tage...«
»Wo ist sie?« fragte Bruenor.
»Den Korridor hinunter.«
»Welches Zimmer?«
»Ich werde dich morgen früh...«, begann Harkle.
Bruenor packte den Zauberer am Nachthemd und zog ihn auf Augenhöhe zu sich nach unten. Bruenor erwies sich sogar mit seiner Nase als der Stärkere, denn dieser lange, spitze Körperteil drückte Harkles Nase flach gegen eine Wange. Bruenors Augen blinzelten nicht, und er sprach jedes Wort seiner Frage langsam und deutlich aus, genau so, wie er die Antwort haben wollte. »Welches Zimmer?«
»Die grüne Tür, neben dem Treppengeländer.« Harkle würgte.
Bruenor schenkte dem Zauberer ein gutmütiges Zwinkern und ließ ihn los. Dann marschierte er unverzüglich an Cattibrie vorbei, erwiderte ihr belustigtes Lächeln mit einem entschiedenen Kopfschütteln und stürzte sich in den Korridor.
»Oh, er darf Alustriel zu dieser späten Stunde nicht stören!« erhob Harkle Einspruch.
Catti-brie konnte sich ein Lachen nicht verkneifen. »Dann halte ihn auf!«
Harkle lauschte den schweren Schritten des Zwerges, die aus dem Korridor widerhallten. Dessen nackte Füße schlugen auf dem Holzboden wie springende Steine auf. »Nein«, lehnte Harkle ihren Vorschlag ab, und sein Lächeln wurde so breit wie das ihre. »Besser nicht.«
Obwohl sie so abrupt in der Nacht geweckt wurde, sah A lustriel schön aus wie immer. Bruenor sammelte sich beim Anblick der hohen Dame und erinnerte sich an ihren Stand und an sein Benehmen.
»Ich bitte um Entschuldigung«, stammelte er. Plötzlich war er ganz verlegen über sein Auftreten.
»Es ist spät, König Bruenor«, wies ihn
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