Die vergessenen Welten 05 - Der magische Stein
züngelnden Flammen ließen winzige Dampfwolken von dem betauten Gras emporsteigen.
»Auf nach Calimhafen!« verkündete Harkle und eilte zu dem magischen Streitwagen.
»Nein«, widersprach Alustriel. Bruenor warf ihr einen verständnislosen Blick zu.
»Deine Freunde sind noch nicht in jenem Wüstenkönigreich«, erklärte sie. »Sie sind auf dem Meer, und dort sind sie heute einer ernsten Gefahr ausgesetzt. Ihr müßt erst südwest lich zum Meer fliegen und dann genau südlich. Die Küste müßt ihr immer in Sicht behalten.« Sie reichte Bruenor ein herzförmiges Medaillon. Der Zwerg öffnete es und fand darin ein Bild von Drizzt Do'Urden.
»Das Medaillon wird sich erwärmen, sobald ihr euch dem Schiff nähert, auf dem deine Freunde sind«, erklärte Alustriel. »Ich habe es vor vielen Wochen geschaffen, um im Bilde zu sein, wenn ihr euch nach eurer Rückkehr aus Mithril-Halle Silbrigmond nähert.« Sie wich Bruenors Blick aus, da sie sich die unzähligen Fragen vorstellen konnte, die dem Zwerg durch den Kopf gingen. Leise, fast verlegen, fügte sie hinzu: »Ich möchte es gern zurückhaben.«
Bruenor behielt seine anzüglichen Bemerkungen für sich. Er wußte von der enger werdenden Verbindung zwischen Alustriel und Drizzt, die tagtäglich offenkundiger wurde. »Du bekommst es zurück«, versprach er ihr. Er nahm das Medaillon an sich und ging auf Harkle zu.
»Zögert nicht«, ermahnte Alustriel sie. »Sie werden heute in arger Bedrängnis sein!«
»Wartet!« ertönte es vom Hügel. Alle drei drehten sich um und sahen Catti-brie, die dort reisefertig stand. Taulmaril, der magische Bogen von Anariel, den sie in den Ruinen von Mithril-Halle gefunden hatte, hing lässig über ihrer Schulter. Sie kam hinter den Streitwagen. »Du hast doch nicht etwa vorgehabt, mich einfach so zu verlassen?« fragte sie Bruenor.
Bruenor konnte ihr nicht in die Augen sehen. Er hatte wirklich beabsichtigt, zu verschwinden, ohne sich von seiner Tochter zu verabschieden. »Pah!« knurrte er. »Du hättest nur versucht, mich davon abzuhalten!«
»Das hätte ich bestimmt nicht getan!« fauchte Catti-brie ihn an. »Ich finde nämlich, daß du richtig handelst. Aber du würdest noch richtiger handeln, wenn du ein wenig rücken würdest, um mir Platz zu machen!«
Bruenor schüttelte heftig den Kopf.
»Ich habe genausoviel Anrecht wie du!« erhob Catti-brie Einspruch.
»Pah!« knurrte Bruenor wieder. »Drizzt und Knurrbauch sind meine besten Freunde!«
»Und meine!«
»Und Wulfgar ist für mich wie ein Sohn!« schoß Bruenor zurück; er war überzeugt, die Runde gewonnen zu haben.
»Und für mich ist er noch viel mehr«, hielt Catti-brie dagegen, »wenn er aus dem Süden zurückkommt!« Catti-brie mußte Bruenor nicht noch daran erinnern, daß sie es gewesen war, die ihn mit Drizzt damals bekanntgemacht hatte. Sie hatte alle Gegenargumente des Zwerges niedergeschlagen. »Beweg dich, Bruenor Heldenhammer, und mach mir Platz! Mein Interesse ist genauso groß wie deines, und daher gedenke ich mitzukommen!«
»Und wer kümmert sich um die Armeen?« fragte Bruenor.
»Die Harpells werden sie beherbergen. Sie werden eben erst zu den Hallen marschieren, wenn wir zurückgekommen sind, beziehungsweise erst im Frühling.«
»Aber wenn ihr beide geht und nicht zurückkommt«, warf Harkle ein und ließ den Gedanken einen Augenblick über ihnen schweben. »Ihr seid die einzigen, die den Weg kennen.«
Angesichts von Catti-bries niedergeschlagenem Gesicht wurde Bruenor klar, wie sehr sie sich wünschte, ihn zu begleiten. Und er wußte, daß sie im Recht war, denn ihr lag an dieser Reise durch den Süden genausoviel wie ihm. Er dachte einen Augenblick nach, dann stellte er sich plötzlich auf ihre Seite. »Die Dame kennt den Weg«, sagte er und zeigte auf Alustriel.
Alustriel nickte. »Das stimmt«, erwiderte sie. »Und mir würde es eine Freude sein, den Armeen den Weg zu den Hallen zu zeigen. Aber der Streitwagen trägt nur zwei Personen.«
Bruenors Seufzer war genauso laut wie der von Catti-brie. Er zuckte hilflos mit den Schultern und flüsterte seiner Tochter zu: »Du bleibst besser hier. Ich bringe sie dir zurück.«
Catti-brie gab sich nicht so einfach geschlagen. »Wenn der Kampf losgeht«, brachte sie hervor, »und das wird er mit aller Wahrscheinlichkeit, möchtest du dann lieber Harkle und seine Zaubersprüche an deiner Seite haben oder mich und meinen Bogen?«
Bruenor warf Harkle einen flüchtigen Blick zu und mußte dem Einwand
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