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Die vergessenen Welten 06 - Der ewige Traum

Die vergessenen Welten 06 - Der ewige Traum

Titel: Die vergessenen Welten 06 - Der ewige Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. A. Salvatore
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Kräfte.«
    »Du unterschätzt die Stärke meiner Gilde.«
    »Du unterschätzt das Netzwerk des Meuchelmörders — zu dem wahrscheinlich viele zählen, die du irrigerweise für deine Kameraden hältst«, warnte Pook. »Ich will in meiner Gilde keinen Krieg.«
    »Was dann?« herrschte die Werratte ihn an. Rassiter war offensichtlich enttäuscht.
    Bei Rassiters feindseligem Ton begann Pook, den Rubinanhänger, den er am Hals trug, zu befingern. Er wusste, dass er Rassiter damit unter seinen hypnotischen Einfluß bringen konnte, aber er entschied sich dagegen. Verzauberte Personen verrichteten ihre Arbeit niemals so gut wie jene, die aus freiem Willen handelten, und falls Regis' Freunde Pinochet wirklich entkommen waren, mussten Rassiter und seine Kumpane in Höchstform sein, um sie zu besiegen.
    »Es besteht die Möglichkeit, dass Entreri bis nach Calimhafen verfolgt wurde«, erklärte Pook. »Vermutlich von Freunden des Halblings, die für unsere Gilde gefährlich werden könnten.«
    Rassiter beugte sich mit gespielter Überraschung vor. Natürlich hatte die Werratte von Dondon bereits alles über die Fremden aus dem Norden erfahren.
    »Sie werden bald in der Stadt eintreffen«, fuhr Pook fort. »Dir bleibt nicht viel Zeit.«
    Sie sind bereits hier, antwortete Rassiter stumm und versuchte, sein Lächeln zu verbergen. »Du willst, dass sie gefangengenommen werden?«
    »Ausgelöscht«, verbesserte Pook. »Diese Gruppe ist zu gefährlich. Kein Risiko.«
    »Ausgelöscht«, wiederholte Rassiter. »Stets meine erste Wahl.«
    Pook konnte einen Schauder nicht ganz unterdrücken. »Informiere mich, wenn die Aufgabe erledigt ist«, sagte er und ging zur Tür.
    Rassiter lachte hinter dem Rücken seines Meisters lautlos auf. »Ach Pook«, flüsterte er, nachdem der Gildenvorsteher verschwunden war, »wie wenig du über meinen wirklichen Einfluß weißt.« Die Werratte rieb sich voller Vorfreude die Hände. Es würde eine lange Nacht werden, und die Fremden aus dem Norden würden bald in den Straßen sein — und dort würde Dondon sie finden.

Doppelzüngiges Gerede
    Dondon hockte in der Gaunergasse in seiner Lieblingsecke gegenüber dem Spuckenden Kamel und beobachtete, wie der Elf als letzter von den vier Gefährten das Gasthaus betrat. Der Halbling holte einen kleinen Taschenspiegel hervor, um seine Verkleidung zu überprüfen. Schmutz und Staub waren richtig verteilt. Seine Kleidung war viel zu groß. Er ähnelte einem verwahrlosten Kind, das Hemd und Hose einem bewußtlosen Betrunkenen in einer Gasse ausgezogen hat. Und sein Haar war zerzaust und verfilzt, als hätte er sich seit Jahren nicht mehr gekämmt.
    Dondon sah sehnsüchtig zum Mond empor und betastete mit den Fingern sein Kinn. Es war immer noch haarlos, aber es prickelte, stellte er fest. Der Halbling holte tief Luft und dann noch einmal, um gegen seinen lykanthrophischen Trieb anzukämpfen. In dem Jahr, seit er sich Rassiters Bande angeschlossen hatte, hatte er gelernt, dieses scheußliche Bedürfnis recht gut zu unterdrücken, aber er hoffte, in dieser Nacht seine Aufgabe schnell erledigen zu können. Der Mond schien heute besonders hell.
    Ortsansässige zwinkerten dem Halbling beifällig zu, wenn sie an ihm vorbeigingen, da sie wussten, dass der Meister der Verkleidungskünste wieder einmal auf der Lauer lag. Bei seinem Ruf konnte Dondon längst nicht mehr gegen die Stammgäste in Calimhafens Straßen eingesetzt werden, aber alle wussten genau, dass sie Fremden gegenüber über den Halbling den Mund zu halten hatten. Dondon schaffte es stets, sich mit den härtesten Gaunern der Stadt zu umgeben. Ihn bei einem seiner Opfer auffliegen zu lassen, war in der Tat ein schweres Verbrechen!
    Der Halbling lehnte sich gegen eine Mauerecke und beobachtete, wie die vier Freunde kurze Zeit später aus dem Spuckenden Kamel heraustraten.
    Der Anblick von Calimhafen war für Drizzt und seine Gefährten in der Nacht genauso unnatürlich wie am Tage. Anders als in den nördlichen Städten, wo sich das Nachtleben um diese Zeit normalerweise nur noch in den vielen Tavernen abspielte, nahm die Geschäftigkeit auf Calimhafens Straßen nach Sonnenuntergang nur noch zu. Selbst unauffällige Fußgänger nahmen ein anderes Verhalten an und wirkten plötzlich geheimnisvoll und finster.
    Der einzige Teil, der von den Massen verschont blieb, war der Bereich vor dem unscheinbaren Gebäude am Ende der Gasse: vor dem Gildenhaus. Wie am hellichten Tage saßen zwei Herumtreiber auf beiden

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