Die vergessenen Welten 06 - Der ewige Traum
der Hydra dessen Schaft ins Auge. Die Bestie lockerte ihre Umklammerung, und Wulfgar riss sich los und wich gerade noch rechtzeitig zurück, um fünf Köpfen zu entgehen, die nach ihm schnappten.
Er konnte zwar noch kämpfen, aber mit seiner Verletzung wurde er immer langsamer.
»Wulfgar!« schrie Catti-brie wieder, als sie ihn stöhnen hörte.
»Komm heraus, Junge!« kreischte Bruenor.
Wulfgar bewegte sich bereits. Er sprang zur hinteren Wand und wälzte sich um die Hydra herum. Zwei Köpfe in seiner unmittelbaren Nähe folgten seiner Bewegung und senkten sich, um ihn aufzuhalten.
Aber Wulfgar rollte sich auf die Füße, kehrte seinen Schwung um und zersplitterte mit einem kraftvollen Hieb einen der Kiefer, der weit geöffnet blieb. Catti-brie, die Wulfgars verzweifelte Flucht beobachtete, schoss einen Pfeil in das Auge des anderen Kopfes.
Die Hydra brüllte vor Schmerzen und Wut auf und wirbelte herum. Jetzt lagen schon fünf Köpfe leblos auf dem Boden.
Wulfgar, der zur gegenüberliegenden Seite des Raumes zurückgewichen war, konnte jetzt erkennen, was sich hinter der Zwischenwand befand. »Noch eine Tür!« rief er seinen Freunden zu.
Catti-brie schoss noch einen Pfeil ab, als die Hydra begann, Wulfgar zu verfolgen. Bruenor und sie hörten das Krachen, als die Tür aus den Angern gerissen wurde, und dann ein gleitendes Geräusch und einen Knall, als ein zweites Gitter hinter dem großen Mann herunterfiel.
* * *
Entreri führte gerade einen Angriff aus, bei dem er seinen Säbel nach Drizzts Hals schlug und gleichzeitig mit dem Dolch tiefer nach unten zielte. Wäre der Meuchelmörder nicht so geübt mit seinen Waffen gewesen, dann hätte Drizzt bei diesem wagemutigen Vordringen bestimmt eine Öffnung gefunden, um eine Klinge in Entreris Herz zu treiben. Doch der Dunkelelf hatte genug damit zu tun, den einen Krummsäbel zu heben, um den Säbel abzuwehren, und den anderen zu senken, um den Dolch zur Seite zu stoßen.
Entreri führte noch eine Reihe von ähnlichen Doppelangriffen, und Drizzt wehrte ihn jedes Mal ab. Er hatte nur eine kleine Schnittwunde an der Schulter davongetragen, als Entreri schließlich gezwungen war, zurückzuweichen.
»Das erste Blut gehört mir«, frohlockte der Meuchelmörder.
Er fuhr mit einem Finger über die Klinge seines Säbels und zeigte dem Dunkelelfen herausfordernd den roten Fleck.
»Das letzte Blut entscheidet«, gab Drizzt zurück, während er mit seinen Klingen gegen ihn vorrückte. Die Krummsäbel schnellten aus unmöglichen Richtungen auf den Meuchelmörder zu — die eine fuhr an die Schulter, während sich die andere auf einen Punkt direkt unterhalb der Rippen zu bewegte.
Wie zuvor Drizzt wehrte Entreri alle Angriffe mit vollendeten Abwehrmanövern ab.
* * *
»Lebst du noch, Junge?« rief Bruenor. Zu seiner Erleichterung hatte der Zwerg die Geräusche eines Kampfes in den Korridoren hinter seinem Rücken gehört, und sie verrieten ihm, dass Drizzt noch lebte.
»Ich bin in Sicherheit«, antwortete Wulfgar, der sich in dem neuen Raum umschaute, den er soeben betreten hatte. Er war mit einigen Stühlen und einem Tisch eingerichtet und schien erst kürzlich für Glücksspiele benutzt worden zu sein. Wulfgar hatte jetzt keinen Zweifel mehr, dass sie sich unter einem Gebäude, höchstwahrscheinlich unter dem Gildenhaus der Diebe, befanden.
»Der Weg hinter mir ist versperrt«, rief er seinen Freunden zu. »Findet Drizzt und seht zu, dass ihr auf die Straße kommt. Ich werde meinen Weg finden und euch draußen wiedertreffen!«
»Ich verlasse dich nicht!« rief Catti-brie.
»Ich verlasse dich aber!« gab Wulfgar zurück.
Catti-brie funkelte Bruenor an. »Hilf ihm«, flehte sie.
Bruenors Blick war genauso finster.
»Unsere Lage ist aussichtslos, wenn wir hierbleiben«, rief Wulfgar. »Ich bin nicht in der Lage, zurückzugehen, selbst wenn es mir gelingen sollte, dieses Gitter zu heben und die Hydra zu besiegen. Geh, meine Liebe, und vertraue darauf, dass wir uns wiedersehen!«
»Hör auf den Jungen«, sagte Bruenor. »Dein Herz sagt dir zwar, dass du bleiben sollst, aber damit erweist du Wulfgar keinen Gefallen. Du musst ihm vertrauen.«
Fett vermischte sich mit dem Blut auf Catti-bries Gesicht, als sie sich an die Gitterstangen drückte. Das Splittern einer weiteren Tür, die zertrümmert wurde, erscholl aus den hinteren Räumen, und es hörte sich für sie an wie ein Hammer, mit dem ein Pflock mitleidlos in ihr Herz getrieben wurde. Bruenor ergriff sie
Weitere Kostenlose Bücher