Die vergessenen Welten 07 - Das Vermächtnis
könnte. Er wird immer eifersüchtig den Harmonien anderer lauschen und davon besessen sein, jeden zu vernichten, der seine Selbstanmaßung bedroht.
Er ist so wie sehr viele meines eigenen Volks und sehr viele andere, aus unterschiedlichen Rassen, die ich getroffen habe: barbarische Kriegsherren, deren Machtpositionen von ihrer Fähigkeit abhing, Krieg mit Feinden zu führen, die keine Feinde waren; Zwergenkönige, die Reichtümer jenseits jeder Vorstellungskraft anhäuften, wo doch ein winziger Bruchteil dieser Schätze genügen würde, das Leben aller Lebewesen in ihrem Gebiet zu verbessern und es ihnen im Gegenzug erlauben würde, ihre allgegenwärtigen militärischen Schutzmaßnahmen zu verringern und ihre zerstörerische Paranoia abzulegen; hochmütige Elfen, die ihre Augen vom Leid all jener abwenden, die keine Elfen sind, und die der Meinung sind, daß die ›geringeren Rassen‹ ihre Not irgendwie selbst verschuldet haben.
Ich bin vor diesen Völkern geflohen, bin durch die Gebiete dieser Völker gezogen und habe zahllose Geschichten von Reisenden aus allen bekannten Ländern gehört. Und ich weiß nun, daß ich gegen sie kämpfen muß, doch nicht mit einem Schwert oder einer Armee, sondern indem ich dem treu bleibe, von dem ich in meinem Herzen weiß, daß es der richtige Weg der Harmonie ist.
Durch die Gnade der Götter stehe ich nicht alleine. Seit Bruenor seinen Thron bestiegen hat, haben die Nachbarvölker Hoffnung aus seinem Versprechen geschöpft, daß die Zwergenschätze von Mithrll-Halle der ganzen Region zugute kommen werden. Catti-bries hingebungsvolles Eintreten für ihre Prinzipien steht dem meinen in nichts nach, und auch Wulfgar hat seinem Kriegervolk den besseren Weg der Freundschaft und der Harmonie gezeigt.
Sie sind meine Rüstung, meine Hoffnung in dem, was die Zukunft für mich und für die ganze Welt bereithält. Und wenn sich der Weg der verlorenen Verfolger, wie Entreri, unvermeidlicherweise erneut mit dem meinen kreuzt, erinnere ich mich an Zaknafein, mit dem ich verwandt bin durch Blut und Seele. Ich denke an Montolio, und mein Herz zieht Stärke daraus, daß es andere gibt, die die Wahrheit kennen, daraus, daß meine Ideale nicht mit mir sterben werden, wenn ich vernichtet werde. Durch diese Freunde, die ich gekannt habe, die ehrenhaften Leute, die ich getroffen habe, weiß ich, daß ich kein einsamer Held bin, der für eine Sache eintritt, die nur ihm selbst wichtig ist. Ich weiß, daß das, was wichtig ist, weiterleben wird, wenn ich sterbe.
Dies ist mein Vermächtnis; durch die Gnade der Götter stehe ich nicht alleine.
Drizzt Do'Urden
Familienangelegenheiten
Kleidungsstücke flogen wild durch die Gegend, Krimskrams prallte gegen die gegenüberliegende Wand, und sogar einige Waffen wirbelten durch die Luft und fielen wieder herunter, wobei einige von Bruenors Rücken abprallten. Der Zwerg, dessen Oberkörper in seiner privaten Truhe vergraben war, spürte nichts davon und stöhnte nicht einmal, als die flache Seite einer Wurfaxt ihn traf und ihm seinen einhörnigen Helm vom Kopf fegte, als er für einen Moment auftauchte.
»Es ist hier drin!« knurrte der Zwerg stur, und eine halbfertige Kettenrüstung flog über seine Schulter und traf beinahe die anderen, die sich in dem Raum versammelt hatten. »Bei Moradin, das verdammte Ding muß hier drin sein!«
»Was in den Neun...« hob Thibbledorf Pwent an, wurde aber von Bruenors verzücktem Schrei unterbrochen.
»Ich wußte es!« verkündete der rotbärtige Zwerg, sprang auf und drehte sich von der geplünderten Truhe weg. In seiner Hand hielt er ein kleines, herzförmiges Medaillon an einer goldenen Kette.
Catti-brie erkannte es sofort als das magische Geschenk, das die Herrscherin Alustriel von Silbrigmond Bruenor gegeben hatte, damit er seine Freunde finden konnte, die in die Südreiche gegangen waren. In dem Medaillon befand sich ein winziges Porträt von Drizzt, und der Gegenstand war auf den Dunkelelfen abgestimmt und würde seinem Besitzer Hinweise über den Verbleib von Drizzt Do'Urden geben.
»Dies hier wird uns zu dem Elfen führen«, verkündete Bruenor und hielt das Medaillon hoch in die Luft.
»Dann gib es her, mein König«, sagte Pwent, »und laß mich diesen seltsamen... Freund von dir finden.«
»Das kann ich auch gut selbst tun«, knurrte Bruenor als Antwort, setzte wieder seinen einhörnigen Helm auf und nahm seine mit vielen Kerben versehene Axt und den goldenen Schild auf.
»Du bist der König von
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