Die vergessenen Welten 08 - Nacht ohne Sterne
ihn zurückkehrte, aber ihm war klar, daß diese Stärke gegen Vendes und zwei besser bewaffnete und trainierte Frauen kaum einen Unterschied machen würde. Er blickte seine Kettenrüstung verächtlich an - die würde ihm wenig nutzen, solange er sie nur in den Händen hielt.
Entreris Verstand arbeitete jetzt wieder besser, sein Körper jedoch nicht. Die Stromstöße hörten nicht auf und verhinderten jeden Versuch einer geplanten Bewegung. Es gelang ihm aber trotz allem, eine Hand in seine Tasche zu bringen. Etwas von dem, was Vendes gesagt hatte, ließ eine vage Hoffnung in ihm aufkeimen.
»Wir hatten den Verdacht, daß die Menschenfrau am Leben sein könnte«, erklärte Vendes, »und sich höchstwahrscheinlich in den Klauen von Jarlaxle befand - und wir wagten kaum zu hoffen, daß wir sie so einfach in die Hände bekommen würden.«
Entreri überlegte, ob Jarlaxle ihn hereingelegt hatte. Hatte der Söldner diesen komplizierten Plan aus keinem besseren Grund ausgeheckt als dem, Catti-brie an das Haus Baenre auszuliefern? Das ergab für Entreri keinen Sinn - aber das traf andererseits auf die meisten Handlungen zu, die Jarlaxle in den letzten Stunden begangen hatte.
Die Erwähnung von Catti-brie brachte wieder Feuer in Drizzts Augen. Er konnte nicht glauben, daß die junge Frau hier in Menzoberranzan war und so viel riskiert hatte, um ihm zu folgen. Wo war Guenhwyvar? fragte er sich. Und hatten Bruenor oder Regis Catti-brie begleitet?
Er zuckte zusammen, als er die junge Frau anblickte, die in grünlichen Schleim gehüllt war. Wie verletzlich sie aussah, so vollkommen hilflos.
Die Feuer in Drizzts lavendelfarbenen Augen brannten heller, als er seinen Blick jetzt wieder auf Vendes richtete. Seine Furcht vor seiner Peinigerin war verschwunden; und ebenso sein Fatalismus darüber, wie die Dinge enden mußten.
In einer gewandten Bewegung ließ er seine Rüstung fallen und riß seinen Krummsäbel heraus.
Auf ein Nicken von Vendes hin gingen die beiden Frauen auf Drizzt zu und begannen ihn aus entgegengesetzten Richtungen zu umkreisen. Eine stieß mit ihrem Schwert gegen die gekrümmte Klinge von Blaues Licht und gab ihm damit zu verstehen, daß er die Waffe fallen lassen solle. Er blickte auf den Krummsäbel hinab, und sein Verstand sagte ihm, daß dies sicherlich besser wäre.
Er riß statt dessen Blaues Licht in einem wilden Bogen herum und schlug das Schwert der Drowfrau beiseite. Seine zweite Klinge fuhr plötzlich hoch und wehrte einen Stoß der anderen Drow ab, bevor er noch begonnen hatte.
»Oh, was für ein Narr Ihr seid!« schrie Vendes ihm freudig zu. »Ich wünsche mir so, Euch kämpfen zu sehen, Drizzt Do'Urden - schon weil Dantrag so versessen darauf ist, Euch umzubringen!«
Die Art, wie sie dies sagte, stellte Drizzt vor die Frage, wen sie wohl als Sieger sehen wollte. Er hatte jedoch keine Zeit, seinen Gedanken über die ständig neuen Intrigen dieser chaotischen Welt nachzuhängen, nicht mit zwei Drowfrauen, die ihn angriffen.
Vendes wechselte jetzt wieder in die Sprache der Drow und befahl ihren Soldatinnen, Drizzt hart zu schlagen, ihn aber nicht zu töten.
Drizzt drehte sich plötzlich wie eine Schraube im Kreis, und seine Klingen woben ein gefährliches Muster in alle Richtungen. Ebenso plötzlich stoppte er und stieß bösartig nach der Frau zu seiner Linken. Er landete einen schwachen Treffer, der der hervorragenden Drowrüstung jedoch keinen wirklichen Schaden zufügen konnte - einer Rüstung, die Drizzt nicht trug. Dieser Umstand wurde von der Spitze eines Schwertes bestätigt, die den Dunkelelfen in diesem Augenblick von rechts berührte. Er verzog das Gesicht und schwenkte zurück. Sein Rückhandhieb schlug das Schwert beiseite, bevor es ernsten Schaden anrichten konnte.
* * *
Entreri betete, daß Vendes sich ebenso auf den Kampf konzentrierte wie ihre Soldatinnen, denn jede seiner Bewegungen kam ihm so unendlich unbeholfen und auffällig vor. Irgendwie gelang es ihm, die Spinnenmaske aus seiner Tasche zu ziehen, sie über seine zitternde Hand zu streifen und dann nach oben zu langen und nach Catti-bries Gürtel zu greifen.
Seine zitternden Finger konnten ihm jedoch keinen Halt geben, und er fiel wieder auf den Boden zurück.
Vendes warf ihm beiläufig einen Blick zu, kicherte - anscheinend bemerkte sie die Maske nicht - und wandte sich dann wieder dem Kampf zu.
Entreri saß halb aufgerichtet an der Wand und versuchte die nötige innere Kraft aufzubringen, um den üblen
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