Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die vergessenen Welten 08 - Nacht ohne Sterne

Die vergessenen Welten 08 - Nacht ohne Sterne

Titel: Die vergessenen Welten 08 - Nacht ohne Sterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. A. Salvatore
Vom Netzwerk:
tun. Wulfgar verdient es so.«
    Bruenors heiles Auge schien sich zu verschleiern und nahm ein noch trüberes Aussehen an, als sich der narbige Zwerg schließlich von Catti-brie abwandte. Er nahm sein sinnloses Herumstochern im Feuer wieder auf, schaffte es aber gerade noch, ein leichtes Nicken halbherziger Zustimmung von sich zu geben. Es war kein Geheimnis in Mithril-Halle, daß Bruenor nicht über Wulfgar sprechen mochte - er hatte sogar einen Priester niedergeschlagen, der darauf hingewiesen hatte, daß Aegisfang nach zwergischer Tradition keinen Ehrenplatz in der Halle Dumathoin erhalten dürfe, da kein Zwerg, sondern ein Mensch ihn geschwungen habe.
    Jetzt bemerkte Catti-brie, daß Pwents Rüstung aufgehört hatte zu quietschen, und sie wandte sich zu dem Schlachtenwüter um. Er stand an der geöffneten Tür und blickte verloren auf sie und auf Bruenors Rücken. Dann nickte er der jungen Frau zu und verließ leise - jedenfalls für einen Schlachtenwüter in rostiger Rüstung - den Raum.
    Anscheinend war Catti-brie nicht die einzige, die es schmerzte, mitansehen zu müssen, was für ein jammervolles Häufchen Elend Bruenor geworden war.
    »Du hast unser aller Mitgefühl«, sagte sie zu Bruenor, der kaum zuzuhören schien. »Alle in Mithril-Halle sprechen freundlich von ihrem verletzten König.«
    »Halt deinen Mund«, knurrte Bruenor aus dem Mundwinkel. Er blickte noch immer reglos in das heruntergebrannte Feuer.
    Auch der grimmige Tonfall täuschte Catti-brie nicht darüber, daß jede seiner Drohungen kraftlos und ein weiterer Hinweis auf seine Schwäche war. Wenn Bruenor Heldenhammer in vergangenen Zeiten jemandem gesagt hatte, er solle seinen Mund halten, dann tat dieser das, oder Bruenor tat es für ihn. Aber seit den Auseinandersetzungen mit dem Priester und mit der Tür war Bruenors Feuer ebenso am Verglimmen wie das im Kamin.
    »Hast du vor, für den Rest deiner Tage dieses Feuer zu schüren?« fragte Catti-brie. Es war ein Versuch, in ihm selbst wieder ein Feuer zu entzünden, den verglimmenden Rest von Bruenors Stolz anzufachen.
    »Wenn es mir gefällt«, gab der Zwerg viel zu ruhig zurück.
    Catti-brie seufzte erneut und zog den Umhang absichtlich über ihre Hüfte hoch, so daß die magische Maske und Entreris juwelenbesetzter Dolch sichtbar wurden. Obwohl die junge Frau entschlossen war, ihr Abenteuer allein zu unternehmen und Bruenor nichts erklären wollte, betete sie doch, daß Bruenor noch genug Leben in sich hatte, um es zu bemerken.
    Lange Minuten vergingen, stille Minuten, abgesehen von dem gelegentlichen Knistern der glimmenden Asche und dem Zischen jungen Holzes.
    »Ich werde zurückkehren, wann es mir paßt!« bellte die erregte Frau und eilte zur Tür. Brunor winkte ihr abwesend über eine Schulter nach und machte sich nicht einmal die Mühe, ihr hinterherzublicken.
    Catti-brie blieb bei der Tür stehen, dann öffnete sie sie und schloß sie leise wieder, als habe sie den Raum verlassen. Sie wartete ein paar Augenblicke und wollte nicht glauben, daß Bruenor vor dem Feuer stehen blieb und abwesend darin herumstocherte. Dann huschte sie durch den Raum und durch eine andere Tür in das Schlafzimmer des Zwerges.
    Catti-brie ging zu Bruenors großem Schreibtisch aus Eiche - ein Geschenk von Wulfgars Volk -, dessen poliertes Holz glänzte und der mit geschnitzten Darstellungen von Aegisfang geschmückt war, dem mächtigen Kriegshammer, den Bruenor geschmiedet hatte.
    Obwohl sie sich beeilen mußte, damit Bruenor nicht merkte, was sie tat, hielt Catti-brie lange Zeit inne, betrachtete die Schnitzereien und dachte an Wulfgar. Sie würde diesen Verlust niemals überwinden. Sie war sich dessen sicher, aber sie wußte nicht, daß sich ihre Zeit der Trauer dem Ende näherte und sie weiterleben mußte. Gerade jetzt, ermahnte sich Catti-brie selbst, da sich ein weiterer ihrer Freunde anscheinend in höchste Gefahr begab.
    In einer steinernen Kassette auf dem Schreibtisch fand Catti-brie, wonach sie gesucht hatte: ein kleines Medaillon an einer Silberkette, ein Geschenk, das Bruenor von Alustriel erhalten hatte, der Herrin von Silbrigmond. Als die Freunde Mithril-Halle das erste Mal durchquert hatten, war Bruenor verschwunden und für tot gehalten worden. Einige Zeit später war er aus den Hallen entkommen und hatte sich dabei dem Zugriff der üblen grauen Zwerge entziehen können, die MithrilHalle für sich beanspruchten. Mit Alustriels Hilfe hatte er dann Catti-brie in Langsattel gefunden, einem Dorf im

Weitere Kostenlose Bücher