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Die vergessenen Welten 08 - Nacht ohne Sterne

Die vergessenen Welten 08 - Nacht ohne Sterne

Titel: Die vergessenen Welten 08 - Nacht ohne Sterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. A. Salvatore
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es nur, um damit das Feuer des gebrochenen Zwerges wieder zu schüren.
    * * *
    Catti-brie musterte mißtrauisch den breiten Tunnel, der vor ihr lag, und versuchte, die Formen der Stalagmiten genauer zu erkennen. Sie hatte ein Gebiet erreicht, in dem Schlamm und Stein ineinander übergingen, und sie hatte die Spuren deutlich erkannt - Goblinspuren, frische Goblinspuren.
    Was vor ihr lag, war der perfekte Ort für einen Hinterhalt. Catti-brie zog einen Pfeil aus dem Köcher an ihrer Hüfte und machte dann Taulmaril, den Herzenssucher, ihren magischen Bogen, bereit. Außerdem hatte sie die Pantherstatuette unter einen Arm geklemmt, so daß sie sie schnell fallen lassen konnte. Sie überlegte, ob sie Guenhwyvar wieder von der Astralebene herrufen sollte. Sie hatten keinen wirklichen Beweis dafür, daß da vorn Goblins lauerten - alle Stalagmiten in dem Gang sahen natürlich und harmlos aus -, aber sie spürte, daß sich ihre Nackenhaare aufrichteten.
    Ihr Verstand siegte schließlich über ihre Instinkte, und sie rief die Katze nicht herbei. Sie preßte sich an die linke Wand und schlich langsam vor, wobei sie jedesmal zusammenzuckte, wenn sich der Schlamm schmatzend von ihren Stiefeln löste.
    Nachdem sie ein Dutzend Stalagmiten hinter sich gelassen hatte, machte die junge Frau eine Pause und lauschte noch einmal, wobei sie angestrengt darauf achtete, den Rücken immer dicht an der Wand zu halten. Alles schien absolut ruhig zu sein, aber sie wurde das Gefühl nicht los, daß jeder einzelne ihrer Schritte beobachtet wurde und daß nicht weit von ihr ein Monster lauerte, das nur darauf wartete, sie anzufallen und in Stücke zu reißen. Würde es den ganzen Weg im Unterreich über so sein, fragte sie sich. Würde sie sich mit eingebildeten Gefahren selbst in den Wahnsinn treiben? Oder, schlimmer: würde der falsche Alarm, der ihre Instinkte immer wieder fehlleitete, schließlich dazu führen, daß sie bei der einen Gelegenheit nicht auf der Hut war, bei der ihr wirklich Gefahr drohte?
    Catti-brie schüttelte den Kopf, um ihre Gedanken wieder freizubekommen, und kniff die Augen zusammen, um den in Sternenlicht getauchten Raum zu erkunden. Ein zusätzlicher Nutzen der Gabe der Herrin Alustriel war, daß Catti-bries Augen nicht in dem verräterischen Rot der Infravision leuchteten. Das wußte die junge Frau, die in diesen Dingen keine Erfahrung besaß, jedoch nicht; sie wußte nur, daß die Formen vor ihr wirklich seltsam aussahen. Der Boden und die Wände waren hier nicht so massiv wie in anderen Teilen der Tunnel. Schlamm und offenes Wasser konnten an verschiedenen Stellen frei fließen. Viele der Stalagmiten schienen Auswüchse zu haben - vielleicht waren es Goblinarme, die bösartige Waffen trugen.
    Erneut schob Catti-brie den beängstigenden Gedanken beiseite und setzte sich wieder in Bewegung, hielt aber sofort wieder inne. Sie hatte ein leises Geräusch wahrgenommen, ein sachtes Schaben, als würde eine Waffenspitze über den Stein schleifen. Sie wartete lange Zeit, hörte aber nichts mehr, so daß sie sich schließlich erneut sagte, daß ihre Einbildungskraft sie nicht beirren dürfe.
    Aber waren jene Goblinspuren auch ein Teil ihrer Einbildung gewesen, fragte sie sich, während sie einen Schritt weiterging.
    Catti-brie ließ die Statuette fallen, wirbelte herum und spannte ihren Bogen. Hinter dem nächsten Stalagmiten stürmte ein Goblin hervor, dessen häßliches, flaches Gesicht durch das bösartige Grinsen, das er aufgesetzt hatte, noch breiter wirkte. Über seinem Kopf schwang er ein rostiges, gezacktes Schwert.
    Catti-brie schoß aus nächster Nähe, und der silberblitzende Pfeil hatte kaum den Bogen verlassen, als der Kopf des Goblins in einem vielfarbigen Funkenregen explodierte. Der Pfeil fuhr durch das Wesen hindurch und schlug erneut Funken, als es einen Teil des Stalagmiten abtrennte.
    »Guenhwyvar!« rief Catti-brie und legte einen neuen Pfeil auf. Sie wußte, daß sie sich bewegen mußte, denn diese Stelle war durch den Funkenschauer deutlich erkennbar. Sie sah an dem grauen Nebel, der sich gebildet hatte, daß die Beschwörung vollzogen war, griff sich die Statuette und stieß sich von der Wand ab. Sie hüpfte über die Leiche des Goblins, verschwand hinter einem Stalagmiten und schlüpfte dann zwischen zwei anderen durch. Aus dem Augenwinkel sah sie eine weitere, vier Fuß große Gestalt davoneilen. Ein Pfeil zischte ihr nach, und sein silbriger Schein durchbrach die Dunkelheit, bevor er ins Ziel traf.

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