Die vergessenen Welten 09 - Brüder des Dunkels
seinem stachelbesetzten Handschuh auf das Halteseil, das er damit sauber zerschnitt.
Uthegental hatte gerade den getöteten Zwerg abgeschüttelt, als der Seitenschwinger losging und sein Pwent-Geschoß den Gang entlang katapultierte. Die Augen des Waffenmeisters weiteten sich; er schrie ebenso, wie Pwent schrie. Plötzlich wünschte er sich, er hätte den toten Zwerg noch bei der Hand, damit er seinen Körper als Schild benutzen könnte. Rein instinktiv tat der Drowkrieger das zweitbeste. Er packte seinen Begleiter am Kragen seines Pi wafwi und riß den Drow vor sich.
Pwents Helmstachel und die Hälfte seines Kopfes fuhren in den unglücklichen Dunkelelfen und kamen auf der anderen Seite weit genug wieder heraus, um auch Uthegental noch zu verwunden.
Der gewaltige Waffenmeister befreite sich aus dem Getümmel, als Pwent sich ebenfalls aus dem getöteten Drow befreite. Sie sprangen in wilder Kampfeswut aufeinander los, Raserei gegen Raserei, Fauchen gegen Fauchen. Pwent konnte mehrere Treffer landen, aber der starke, erfahrene Uthegental konterte mit aller Wut.
Das stumpfe Ende des Dreizacks krachte Pwent ins Gesicht, und dem Zwerg wären fast die Sinne geschwunden. Er stolperte zurück und erkannte zu seinem Schrecken, daß er damit seinem riesigen Feind genug Raum gegeben hatte, um ihn aufzuspießen.
Eine silberne Bestie, ein großer Wolf, der auf den Hinterbeinen lief, krachte von der Seite gegen Uthegental und warf ihn wieder zu Boden.
Pwent schüttelte heftig den Kopf, um zur Besinnung zu kommen, und beobachtete dieses neueste Monster mit einiger Besorgnis. Er warf einen Blick zurück und sah, daß seine Knochenbrecher herbeieilten, auf den Wolf deuteten und vor Jubel heulten.
»Bidderdoo«, murmelte Pwent, als er endlich begriff.
Uthegental schüttelte den Harpell-Werwolf ab und sprang wieder auf die Füße. Bevor er jedoch noch sein Gleichgewicht wiedergefunden hatte, sprang ihn Pwent an.
Ein zweiter Zwerg tat das gleiche, und ein dritter und vierter, die gesamte Knochenbrecher-Brigade.
Uthegental brüllte wild auf, und plötzlich hatte der Drow die Stärke eines Riesen. Er richtete sich hoch auf – überall hingen Zwerge an ihm – und riß die Arme weit auseinander. Er pflückte die Zwerge ab und warf sie von sich, als wären sie nur Ratten.
Pwent schlug ihm mit solcher Macht gegen die Brust, daß der Hieb eine Kuh getötet hätte.
Uthegental fauchte und versetzte dem Schlachtenwüter einen Schlag mit der Rückhand, der ihn ein Dutzend Fuß durch die Luft schleuderte.
»Du bist gut«, gab der angeschlagene, Pwent zu, der sich gerade wieder auf ein Knie hochgekämpft hatte, als Uthegental auf ihn zukam.
Zum ersten Mal in seinem verrückten Leben (vielleicht mit Ausnahme der Gelegenheit, als er versehentlich Drizzt angegriffen hatte) wußte Thibbledorf Pwent, daß er seinem Gegner unterlegen war – daß seine gesamte Brigade ihm unterlegen war! – und glaubte sich so gut wie tot. Die Zwerge lagen stöhnend überall verstreut, und keiner von ihnen würde in der Lage sein, den unglaublich starken Drow aufzuhalten.
Anstatt sich aufzurichten, schrie Pwent auf und warf sich auf den Knien nach vorn. Er fuhr in der letzten Sekunde hoch und legte sein ganzes Gewicht in einen rechten Haken.
Uthegental fing die Hand mitten im Flug ab und bremste ihren gesamten Schwung. Die freie Hand des riesigen Drow legte sich auf Pwents Gesicht, und Uthegental begann, den armen Schlachtenwüter nach hinten zu biegen.
Pwent konnte das fauchende Gesicht durch die weitgespreizten Finger sehen. Er fand irgendwie die Kraft, mit seiner freien Linken zuzuschlagen, und landete einen soliden Treffer am Unterarm des Drow.
Uthegental schien sich nicht darum zu kümmern.
Pwent winselte.
Plötzlich warf der Waffenmeister den Kopf zurück.
Pwent glaubte, der Drow wolle einen Siegesschrei ausstoßen, aber es kam kein Laut aus Uthegentals Mund, überhaupt kein Geräusch, bis er einen Augenblick später unverständlich zu gurgeln begann.
Pwent spürte, wie der Griff des Drow sich lockerte, und der Schlachtenwüter riß sich schnell los. Als er sich aufrichtete, erkannte Pwent, was geschehen war. Der silberne Werwolf hatte sich Uthegental von hinten genähert und ihn in den Nacken gebissen. Bidderdoo hatte ihn noch immer nicht losgelassen, sondern seine mächtigen Kiefer zermalmten mit aller Kraft das Rückgrat und die Nerven des Drow.
Die beiden hielten ihre makabre Pose viele Sekunden lang aufrecht; alle Knochenbrecher, die
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