Die Vergessenen Welten 10 - Die Küste Der Schwerter
allen Fürsten an der Schwertküste unmißverständlich klar gemacht. Mintarn war kein Ort, an dem Rachefeldzüge ausgetragen oder Flüchtlinge verfolgt wurden.
»Wenn wir auf der Suche nach Piraten gekommen wären«, sagte Deudermont grob, »wäre die Seekobold unter der Flagge von Tiefwasser und offen und ohne Furcht eingelaufen.«
»Dann gibst du eure Identität zu«, beschuldigte ihn Dunkin.
»Wir haben sie nur verborgen, um in eurem Hafen keinen Ärger zu machen«, erwiderte Deudermont leichthin. »Wenn einer der Piraten, die sich jetzt auf Mintarn aufhalten, sich an uns hätte rächen wollen, so hätten wir ihn versenken müssen, und ich bin sicher, daß euer Herrscher von so vielen Wracks unter der Wasseroberfläche seines Hafens nicht begeistert wäre. Ist das nicht genau der Grund, warum er dich auf der Suche nach mir in den Freimantel geschickt hat, und warum er dir befahl, uns hier mit deiner Prahlerei zu belästigen?«
Wieder schien Dunkin keine Worte zu finden. »Und wer bist du?« fragte Deudermont den nervösen Mann schließlich.
Dunkin richtete sich wieder auf, als er sich an seine Position erinnerte. »Dunkin Langmast«, sagte er deutlich, »Bote seiner Despotigkeit, des Fürsten Tarnheel Embuirhan vom freien Hafen Mintarn.«
Deudermont dachte über den offensichtlich falschen Namen nach. Der Mann war wahrscheinlich irgendwann auf der Flucht vor anderen Ganoven oder vor dem Gesetz an Mintarns Küste getrieben worden und hatte mit der Zeit seinen Weg in Tarnheels Inselwache gefunden. Dunkin war nicht sonderlich zum Botschafter geeignet, fand Deudermont. Er war nicht besonders geübt in Diplomatie, und er besaß nicht viel Mut. Aber der Kapitän weigerte sich, Tarnheel zu unterschätzen, der seinem Ruf nach ein fähiger Krieger war und über viele Jahre den relativen Frieden auf Mintarn aufrechterhalten hatte. Dunkin war kein achtunggebietender Diplomat, aber Tarnheel war anscheinend aus bestimmten Gründen zu dem Schluß gekommen, daß er geeignet sei, sich mit Deudermont zu treffen. Wahrscheinlich wollte er dem Kapitän damit deutlich machen, daß Deudermont und sein Schiff hier nicht sonderlich angesehen waren.
Diplomatie war ein sonderbares Spiel.
»Die Seek obold ist nicht gekommen, um sich mit irgendwelchen Piraten anzulegen«, versicherte Deudermont dem Mann. »Und wir sind auch nicht auf der Suche nach jemandem, der sich auf Mintarn verbergen mag. Wir sind gekommen, um Proviant aufzunehmen und auf der Suche nach Informationen.«
»Über einen Piraten«, schloß Dunkin, der darüber sichtlich nicht erfreut war.
»Über eine Insel«, erwiderte Deudermont.
»Eine Pirateninsel?« hakte Dunkin nach, und wieder klang seine Frage eher nach einer Anklage.
Deudermont nahm die Pfeife aus dem Mund und blickte Dunkin nur an; eine Antwort, die ohne Worte auskam.
»Es heißt, daß es nirgendwo in den Reichen eine größere Ansammlung erfahrener Seeleute gäbe als auf Mintarn«, begann Deudermont schließlich. »Ich suche eine Insel, die offenbar mehr Legende als Wirklichkeit ist. Eine Insel, über die viele Geschichten erzählt werden, die jedoch nur wenige je betreten haben.«
Dunkin gab darauf keine Antwort und schien nicht zu wissen, wovon Deudermont sprach.
»Ich werde ein Geschäft mit dir machen«, schlug der Kapitän vor.
»Was hast du anzubieten?« erwiderte Dunkin rasch.
»Ich und meine Mannschaft werden ruhig und weit draußen im Hafen auf der Seekobold bleiben. Dadurch wird der Frieden auf Mintarn nicht gestört werden. Wir haben zwar nicht vor, jemanden auf der Insel zu jagen, nicht einmal bekannte Gesetzlose, aber es mag viele geben, die uns angreifen wollen, weil sie törichterweise glauben, die Seekobold sei verwundbar, während sie im Hafen liegt.«
Dunkin mußte unwillkürlich nicken. Er hatte im Freimantel bereits flüstern gehört, daß viele Seeleute nicht erfreut waren, die Seekobold zu sehen, und daran dachten, sich gegen sie zusammenzutun.
»Wir werden außerhalb der direkten Anlegestellen bleiben«, wiederholte Deudermont, »und du, Dunkin Langmast, wirst mir die Information besorgen, die ich benötige.« Bevor Dunkin etwas darauf erwidern konnte, warf ihm Deudermont einen Beutel voller Goldstücke zu. »Caerwich«, erklärte der Kapitän. »Ich will eine Karte mit dem Weg nach Caerwich.«
»Caerwich?« wiederholte Dunkin skeptisch.
»Die Insel liegt im Südwesten, so habe ich gehört«, erwiderte Deudermont.
Dunkin warf ihm einen säuerlichen Blick zu und wollte
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