Die Vergessenen Welten 10 - Die Küste Der Schwerter
leid war.
»Ihn«, sagte Dunkin und deutete auf Drizzt.
Nur Drizzts schnelle Reaktion, als er den Weg mit dem Arm blockierte, hielt Catti-brie davon ab, vorzuspringen und den Mann zu schlagen.
»Ihn?« fragte Deudermont verständnislos.
»Er will nur mit dem Drow reden«, erklärte Dunkin schnell, als er erkannte, daß er sich hier auf gefährlichem Boden befand. Das Wasser um Mintarn war kalt, und der Mann spürte kein Verlangen, die lange Strecke bis zum Ufer schwimmend zurückzulegen.
»Ist er neugierig?« herrschte ihn Catti-brie an und drückte gegen Drizzts blockierenden Arm. »Ich werde dir etwas für deinen dämlichen Tyrannen geben!«
»Nein, nein«, versuchte Dunkin zu erklären. Er hätte die Worte niemals aussprechen können, wäre schon für die Äußerung dieser scheinbar absurden Forderung über Bord geworfen worden, hätte Drizzt nicht eingegriffen.
»Erkläre den Wunsch deines Fürsten«, sagte der Drow.
»Dein Ruf ist ganz bedeutend, mein guter Drow«, stammelte Dunkin. »Viele Piraten, die sich nach Mintarn gerettet haben, sprechen von deinen Taten. Tatsächlich ist er sogar der einzige Grund, daß die Seekobold nicht...« Er brach ab und warf Deudermont einen nervösen Blick zu.
»Daß sie nicht im Hafen von Mintarn angegriffen wurde«, beendete Deudermont den Satz für ihn.
»Sie würden es nicht wagen, herauszukommen und dir gegenüberzutreten«, erklärte Dunkin und blickte wieder Drizzt an. »Auch mein Fürst ist ein Krieger von nicht geringem Ruf.«
»Verdammt«, murmelte Catti-brie, die ahnte, was kommen würde, und auch Drizzt erkannte, worauf diese Ansprache hinauslief.
»Nur ein Wettstreit«, kam Dunkin zum Schluß. »Ein privater Kampf.«
»Aus keinem besseren Grund, als herauszufinden, wer der Bessere ist«, erwiderte Drizzt angewidert.
»Für die Karte«, erinnerte Dunkin ihn. »Und für die Truhe; das ist kein kleiner Lohn.« Nachdem er kurz nachgedacht hatte, fügte er hinzu: »Ihr werdet beides bekommen, ob du gewinnst oder verlierst.«
Drizzt sah Catti-brie an, dann Deudermont, dann den Rest der Mannschaft, die jetzt keinen Versuch mehr machte, so zu tun, als würde sie nicht aufmerksam jedem Wort lauschen.
»Bringen wir es hinter uns«, sagte der Drow.
Catti-brie packte ihn am Arm, und als er sich zu ihr umwandte, bemerkte er, daß sie gegen dieses Unternehmen war.
»Ich kann so etwas nicht von dir verlangen«, sagte auch Deudermont.
Drizzt schaute ihm lächelnd in die Augen. »Vielleicht ist meine eigene Neugier darauf, wer der bessere Kämpfer ist, nicht geringer als die von Tarnheel«, sagte er und blickte zu Catti-brie, die ihn kannte und seine wirklichen Beweggründe verstand.
»Ist es denn etwas anderes als dein eigener Kampf mit Berkthgar um Aegisfang?« fragte Drizzt einfach nur.
Das mußte Catti-brie zugeben. Vor Ausbruch des Kriegs mit den Drow hatte Berkthgar damit gedroht, die Allianz mit Bruenor zu beenden, wenn der Zwergenkönig ihm nicht Aegisfang übergab – etwas, das Bruenor niemals getan hätte. Catti-brie war nach Siedelstein gegangen und hatte die Debatte beendet, indem sie Berkthgar zu einem Zweikampf herausgefordert und besiegt hatte. Als sie an diese Situation dachte, ließ sie Drizzts Arm los.
»Ich werde sofort zurückkommen«, versprach der Drow und folgte Dunkin in das kleine Boot.
Deudermont, Catti-brie und die Mannschaft sahen ihnen nach, als sie davonruderten, und Catti-brie bemerkte den säuerlichen Ausdruck auf dem Gesicht des Kapitäns, als wäre Deudermont ein wenig enttäuscht – etwas, das die aufmerksame junge Frau vollständig verstand.
»Er will nicht kämpfen«, versicherte sie dem Kapitän.
»Wird er von Neugier getrieben?« fragte Deudermont.
»Von Loyalität«, antwortete Catti-brie. »Und von nichts anderem. Drizzt ist dir und der Mannschaft in Freundschaft verbunden, und wenn ein Wettstreit gegen den Mann für eine einfachere Reise sorgt, dann ist er bereit zu kämpfen. Aber es gibt keine Neugier in Drizzt. Keinen dummen Stolz. Es kümmert ihn nicht, wer der bessere Schwertkämpfer ist.«
Deudermont nickte, und seine Miene hellte sich auf. Die Worte der jungen Frau hatten seinen Glauben an den Freund bestätigt.
Die Minuten wurden zu einer Stunde, dann zu zweien, und die Gespräche auf der Seekobold wanderten allmählich von Drizzts Kampf zu ihrer eigenen Situation. Zwei Schiffe, beides Rahsegler, waren aus Mintarn ausgelaufen. Keines von ihnen war auf die offene See hinausgefahren. Statt dessen hatten sie
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