Die vergessenen Welten 11 - Kristall der Finsternis
Do'Urden ging. Mosaiksteine fügten sich jetzt zusammen, die Anfänge eines verschlagenen Plans bildeten sich in den hinteren Regionen seines Verstandes. »Dort wollen sie also hin«, sagte er. »Genauso wichtig ist jedoch: Wo kommen sie her?«
»Sie kommen aus dem Eiswindtal, sagen sie«, berichtete Rai'gy. »Ein kaltes Land des Eises und frostigen Windes. Und sie haben jemanden zurückgelassen, den sie Wulfgar nennen, einen mächtigen Krieger. Sie glauben, dass er sich in der Stadt Luskan befindet, nördlich von Tiefwasser, aber an derselben Meeresküste.« »Warum hat er sie nicht begleitet?«
Rai'gy schüttelte den Kopf. »Er hat Probleme, glaube ich, doch ich weiß nicht, welche. Vielleicht hat er etwas verloren, oder er hat eine Tragödie erlebt.«
»Spekulation«, sagte Jarlaxle. »Bloße Annahmen. Und solche Dinge führen zu Fehlern, die wir uns nicht erlauben können.« »Welche Rolle spielt Wulfgar?«, fragte Rai'gy etwas überrascht.
»Vielleicht überhaupt keine, vielleicht auch eine entscheidende«, antwortete Jarlaxle. »Ich kann darüber kein Urteil fällen, solange ich nicht mehr über ihn weiß. Wenn Ihr nicht mehr herausfinden könnt, ist es vielleicht an der Zeit, dass ich mich an Kimmuriel wende, um Antworten zu erhalten.« Ihm entging nicht die Art, wie der ZaubererPriester bei seinen Worten steif wurde, als hätte Jarlaxle ihn geschlagen.
»Wünscht Ihr, mehr über den Ausgestoßenen zu erfahren – oder über diesen Wulfgar?«, fragte Rai'gy mit scharfer Stimme.
»Mehr über Cadderly«, erwiderte Jarlaxle und erntete damit ein frustriertes Seufzen von seinem überraschten Gegenüber. Rai'gy setzte gar nicht erst zu einer Antwort an. Er drehte sich einfach nur um, warf die Arme in die Luft und ging davon.
Jarlaxle war sowieso mit ihm fertig. Die Namen von Crenshinibon und Wulfgar hatten ihm genug Stoff zum Nachdenken gegeben. Er hatte von beiden gehört; von Wulfgar, der von einer Dienerin an Lloth und von dieser an Errtu weitergegeben worden war, dem Dämon, der nach dem Gesprungenen Kristall suchte. Vielleicht war es an der Zeit, dass der Söldnerführer Errtu einen Besuch abstattete, obwohl er es wirklich verabscheute, sich mit den unberechenbaren und absolut gefährlichen Kreaturen des Abgrunds einzulassen. Jarlaxle überlebte, indem er die Motive seiner Feinde erkannte, doch Dämonen hatten nur selten handfeste Gründe für ihr Tun und konnten ihre Gelüste von einem Augenblick zum nächsten wechseln. Doch es gab andere Möglichkeiten mit anderen Verbündeten. Der Söldner zog einen dünnen Zauberstab hervor und teleportierte sich mit einem einzigen Gedanken nach Menzoberranzan.
Sein neuester Leutnant, der einst ein stolzes Mitglied der herrschenden Familie gewesen war, erwartete ihn.
»Geht zu Eurem Bruder Gromph«, befahl ihm Jarlaxle. »Sagt ihm, dass ich die Geschichte von dem Menschen Wulfgar, dem Dämon Errtu und dem Artefakt erfahren will, das Crenshinibon genannt wird.«
»Wulfgar wurde beim ersten Überfall auf Mithril-Halle erbeutet, dem Reich des Clans Heldenhammer«, antwortete Berg'inyon Baenre, denn er kannte diese Geschichte gut. »Von einer Dienerin, die ihn an Lloth weitergab.«
»Doch was geschah dann mit ihm?«, fragte Jarlaxle. »Er befindet sich wieder auf unserer Existenzebene, wie es scheint, und zwar auf der Oberfläche.«
Berg'inyons Gesichtsausdruck verriet, wie sehr ihn dies überraschte. Nur wenige entkamen den Klauen der Spinnenkönigin. Andererseits, so sagte er sich selbst, war nichts, das mit Drizzt Do'Urden zu tun hatte, jemals berechenbar gewesen. »Ich werde versuchen, meinen Bruder noch heute zu finden«, versicherte er Jarlaxle.
»Sagt ihm, dass ich auch etwas über einen mächtigen Priester namens Cadderly erfahren will«, fügte Jarlaxle hinzu und warf Berg'inyon ein kleines Amulett zu. »Dies ist mit den Schwingungen meiner Umgebung erfüllt«, erklärte er, »damit Euer Bruder mich finden oder einen Boten schicken kann.« Erneut nickte Berg 'inyon. »Ist hier alles in Ordnung?«, fragte Jarlaxle.
»Die Stadt ist ruhig«, berichtete der Leutnant, und Jarlaxle war darüber nicht überrascht. Seit dem letzten Angriff auf Mithril-Halle vor mehreren Jahren, als Oberin Baenre, seit Jahrhunderten die Galionsfigur Menzoberranzans, getötet wurde, war es in der Stadt nach außen hin ruhig geblieben, während im Geheimen Pläne geschmiedet wurden. Man musste Hochachtung vor Triel Baenre haben, der ältesten Tochter von Oberin Baenre, die gute
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