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Die vergessenen Welten 11 - Kristall der Finsternis

Die vergessenen Welten 11 - Kristall der Finsternis

Titel: Die vergessenen Welten 11 - Kristall der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. A. Salvatore
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neben ihr eine Frage.
    Dellys Augen wurden groß, als sie sich umdrehte und eine schattenhafte Figur erblickte, die an der Wand lehnte und zu der eine Stimme gehörte, die sie erkannte. Sie spürte, wie sich ein Kloß in ihrem Hals bildete. Sie hatte nach Morik gesucht, doch jetzt, da sie ihn gefunden hatte – oder von ihm gefunden worden war –, kam sie sich plötzlich sehr dumm vor. Sie warf einen Blick die Straße entlang zum Entermesser und fragte sich, ob sie es bis dorthin schaffen konnte, bevor ihr ein Dolch in den Rücken fuhr.
    »Du hast nach mir gefragt und mich gesucht«, meinte Morik im Plauderton. »So etwas habe ich nie …«
    »Ich war einer von denen, die du gefragt hast«, unterbrach Morik sie trocken. Seine Stimme veränderte ihre Tonhöhe und ihren Akzent vollständig, als er hinzufügte: »Sag doch, Mädchen, warum willste denn den bösen kleinen Messerwerfer treffen, häh?«
    Delly wich unwillkürlich vor ihm zurück, denn sie erinnerte sich gut an ihre Begegnung mit einer alten Frau, die ihr genau diese Frage mit genau dieser Stimme gestellt hatte. Und selbst wenn sie den Satz und die Stimme nicht wiedererkannt hätte, so hätte sie nicht einen Moment an den Worten des Mannes gezweifelt, der als Luskans größter Verkleidungskünstler bekannt war. Sie hatte Morik vor Monaten bei mehreren Gelegenheiten getroffen und auch mit ihm geschlafen. Jedes Mal war er ihr dabei völlig anders erschienen, nicht nur, was sein Aussehen anging, sondern auch wegen seines Benehmens und seiner Stimmung. Jedesmal ging er anders, redete er anders und machte auch anders Liebe. Seit Jahren kursierten Gerüchte in Luskan, dass Morik in Wirklichkeit mehrere verschiedene Männer sei, und während Delly dies für übertrieben hielt, erkannte sie, dass sie nicht überrascht gewesen wäre, wenn es sich doch als die Wahrheit erweisen sollte. »Jetzt hast du mich also gefunden«, sagte Morik.
    Delly erwiderte nichts, da sie nicht wusste, was sie sagen sollte. Nur Moriks offensichtliche Erregung und Ungeduld brachten sie dazu, herauszuplatzen: »Ich möchte, dass du Wulfgar in Frieden lässt. Er hat Baumstammbrecher gegeben, was er verdient hat, und hätte den Mann nicht angegriffen, wenn dieser nicht ihn angegriffen hätte.« »Warum sollte mich Baumstammbrecher kümmern?«, fragte Morik, noch immer in einem Tonfall, der zu sagen schien, dass er daran kaum einen Gedanken verschwendet hatte. »Ein lästiger Rüpel wie kaum ein anderer. Die Halbmondstraße ist ohne ihn um einiges besser dran.«
    »Nun, dann bist du also nicht darauf aus, ihn zu rächen«, meinte Delly. »Aber es heißt, dass du Wulfgar nicht allzu sehr magst und beweisen willst…« »Ich habe nichts zu beweisen«, unterbrach Morik sie. »Und was ist dann mit Wulfgar?«, fragte Delly.
    Morik zuckte nichtssagend mit den Schultern. »Du redest, als wärst du in den Mann verliebt, Delly Curtie.«
    Delly errötete heftig. »Ich spreche auch für Arumn Gardpeck«, beharrte sie. »Wulfgar ist gut für das Entermesser gewesen, und soweit wir wissen, hat er außerhalb der Taverne nicht den geringsten Ärger gemacht.«
    »Ah, es scheint, als ob du ihn wirklich liebst, Delly, und zwar nicht zu knapp«, sagte Morik lachend, »Und da dachte ich doch, Delly Curtie würde alle Männer gleichermaßen lieben.« Delly wurde erneut und noch heftiger rot.
    »Wenn du ihn liebst, sollte ich ihn natürlich um aller anderen Freier willen töten«, meinte Morik. »Ich würde es als meine Pflicht für meine Geschlechtsgenossen in Luskan ansehen, denn ein Schatz wie Delly Curtie sollte nicht von einem einzelnen Mann gehortet werden.«
    »Ich liebe ihn nicht«, sagte Delly mit fester Stimme. »Aber ich bitte dich um meiner und um Arumns willen, ihn nicht zu töten.« »Nicht in ihn verliebt?«, fragte Morik listig. Delly schüttelte den Kopf.
    »Beweise es«, sagte Morik und griff nach dem Verschlussband am Ausschnitt von Dellys Kleid.
    Die Frau zögerte nur einen winzigen Moment. Und dann stimmte sie zu – nur um Wulfgars willen, denn sie wollte es nicht tun. Später lag Morik der Finstere alleine in seinem gemieteten Bett, nachdem Delly schon lange gegangen war – zu Wulfgars Bett, nahm er an. Er nahm einen tiefen Zug aus seiner Pfeife und genoss das berauschende Aroma des exotischen und starken Pfeifenkrauts. Er dachte über sein Glück an diesem Abend nach, denn er war seit über einem Jahr nicht mehr mit Delly Curtie zusammen gewesen und hatte fast vergessen, wie gut sie sein

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