Die vergessenen Welten 11 - Kristall der Finsternis
eine Möglichkeit, wie ich euch für eure Hilfe … entlohnen könnte. Oder besser noch, ich wünschte, es wäre möglich, euch zu bestechen, uns nach Luskan zu begleiten. Ich habe natürlich gute und fähige Wachen angeheuert«, ergänzte er und nickte seinen beiden Männern zu. »Aber das Eiswindtal ist ein gefährlicher Ort, und wohlgesonnene Schwerter – oder Kriegshämmer und Äxte – sind immer willkommen.«
Drizzt schaute zu seinen Freunden, und als keiner von ihnen Einwände erhob, nickte er. »Wir werden euch gerne aus dem Tal hinausgeleiten«, sagte er.
»Ist eure Mission eilig?«, fragte der Elfenbein-Händler. »Unser Wagen ist mehr mitgeschleift worden, als dass er gerollt wäre, und unsere Zugtiere sind erschöpft. Wir hatten gehofft, das Rad zu reparieren und einen geeigneten Lagerplatz zu finden, obgleich es noch zwei oder drei Stunden lang hell sein wird.«
Drizzt sah wieder zu seinen Freunden hinüber und bemerkte erneut keine Zeichen der Ablehnung. Obgleich ihre Aufgabe, zur Schwebenden Seele zu reisen und Crenshinibon zu zerstören, wichtig war, befand sich die Gruppe nicht unter Zeitdruck.
Der Drow fand einen Lagerplatz, eine verhältnismäßig trockene Erhöhung, die nicht allzu weit entfernt war, und sie alle richteten sich für die Nacht ein. Camlaine bot seinen neuen Gefährten ein gutes Mahl aus kräftigem Wildbreteintopf an. Während des Essens fand eine angeregte Unterhaltung statt, die hauptsächlich von Camlaine und seinen vier Begleitern bestritten wurde. Sie sprachen vor allem über die Probleme, die Bremen im Winter hatte, und über den ersten Fang der hochgeschätzten Knöchelkopfforelle, dem Fisch, der das Elfenbein für die Schnitzereien lieferte. Drizzt und die anderen hörten höflich zu, waren aber nicht sonderlich interessiert. Regis jedoch, der am Ufer des Maer Dualdon gelebt und selbst jahrelang Schnitzereien angefertigt hatte, bat Camlaine, ihm seine Ware zu zeigen, die er nach Luskan bringen wollte. Der Halbling geriet über jedes einzelne Stück in Entzücken und musterte jedes einzelne Detail.
»Glaubst du, wir werden diese Riesen heute Nacht sehen?«, fragte Catti-brie leise Drizzt, während sie sich ein wenig von der Hauptgruppe entfernten.
Der Drow schüttelte den Kopf. »Der, der die Spuren gefunden hat, ist wieder zum Gebirge zurückgegangen«, sagte er. »Wahrscheinlich hat er nur die Strecke überprüft. Ich hatte befürchtet, dass er anschließend den Wagen verfolgen würde, aber da Camlaine und seine Leute nicht allzu weit entfernt waren und wir kein Zeichen von dem Riesen bemerkt haben, erwarte ich nicht, ihn zu sehen.« »Aber er könnte Ärger bedeuten für den nächsten Wagen, der hier entlangkommt«, argumentierte Catti-brie.
Drizzt stimmte ihr mit einem Nicken zu und sah sie lächelnd an. Sein Blick wurde immer intensiver, als sich die Augen der beiden trafen. Seit Wulfgars Rückkehr hatte es eine merkliche Spannung zwischen Drizzt und der schönen Frau gegeben denn in den sechs Jahren der Abwesenheit des Barbaren hatte sich die Freundschaft der beiden vertieft, so sehr vertieft, dass sie an Liebe grenzte. Doch jetzt war Wulfgar, der zur Zeit seines scheinbaren Todes kurz vor der Hochzeit mit Catti-brie gestanden hatte, wieder da, und die Dinge zwischen dem Drow und der Frau waren viel komplizierter geworden. Doch nicht in diesem Augenblick. Aus irgendeinem Grund, den keiner der beiden verstand, war es in dieser Sekunde so, als wären sie die einzigen Lebewesen auf der ganzen Welt, oder als hätte die Zeit um sie herum angehalten und alle anderen eingefroren.
Es dauerte nicht länger als einen kurzen Moment, denn eine Unruhe am anderen Ende des Lagers riss sie voneinander los. Als Catti-brie an Drizzt vorbeischaute, erblickte sie Wulfgar, der sie beide anstarrte. Sie sah ihm in die Augen, doch wieder war es nur ein kurzer Moment. Eine von Camlaines Wachen stand hinter Wulfgar, winkte der Gruppe und rief aufgeregt etwas.
»Scheint so, als hätte unser Riesen-Freund sich dazu entschlossen, sein hässliches Gesicht zu zeigen«, sagte Catti-brie zu Drizzt. Sobald sie sich den anderen angeschlossen hatten, deutete der Wachposten auf eine etwas entfernt gelegene Erhöhung, einen matschigen Hügel, den die schwammige Tundra wie einen Miniaturvulkan aufgetürmt hatte. »Dahinter«, sagte die Wache.
Drizzt musterte den Hügel scharf; Catti-brie nahm Taulmaril, den Herzsucher, von der Schulter und legte einen Pfeil auf den Bogen. »Ein zu kleiner Haufen,
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