Die vergessenen Welten 11 - Kristall der Finsternis
Drizzt verwundet zu sehen, und mit Sicherheit hatte es nichts mit Feigheit zu tun. Wulfgar war hilflos in einem gefühlsmäßigen Aufruhr gefangen, dessen Tiefen Drizzt Do'Urden nie zuvor erlebt hatte. Er hatte von diesen Problemen gewusst, bevor er den Barbaren zu dieser Jagd überredet hatte, also konnte er ihm jetzt keine Schuld am Verlauf geben.
Und das wollte er auch gar nicht. Er hoffte nur, dass der Kampf, nachdem Wulfgar sich daran beteiligt hatte, dem Mann dabei geholfen hatte, ein paar seiner inneren Dämonen loszuwerden, dass er ›das Pferd hatte laufen lassen‹, wie Montolio es genannt hätte, wenigstens ein bisschen.
»Und was ist mit dir selbst?«, brüllte Bruenor und sprang zu Drizzt herüber. »Was denkst du dir dabei, einfach alleine zu verschwinden, ohne uns ein Wort zu sagen? Du glaubst wohl, du kannst den ganzen Spaß alleine haben, was? Denkst du, das Mädchen und ich könnten dir nicht helfen?«
»Ich wollte euch nicht mit einem so unbedeutenden Kampf belästigen«, erwiderte Drizzt und setzte ein entwaffnendes Lächeln auf. »Ich wusste, dass wir auf den Bergen sein würden und nicht darunter, in einem Terrain, das nicht für einen kurzbeinigen Zwerg geeignet ist.«
Bruenor wollte ihn am liebsten schlagen. Drizzt erkannte das daran, wie der Zwerg bebte. »Pah!«, brüllte er stattdessen, warf die Hände in die Luft und stapfte zum Ausgang der kleinen Höhle zurück. »Das machst du immer, du stinkender Elf! Ständig verdrückst du dich alleine, um den ganzen Spaß alleine zu haben. Aber wir werden auf dem Weg noch mehr davon finden, das ist sicher! Und du solltest besser hoffen, dass du ihn vor mir siehst, sonst haue ich alles kaputt, bevor du auch nur deine Käsepicker aus ihren Scheiden oder die Katze aus ihrer Statue geholt hast.
Außer, wenn sie zuviel für uns sind …«, fuhr er fort, und seine Stimme wurde immer leiser, während er die Höhle verließ. »Dann überlasse ich sie vielleicht alle dir, du stinkender Elf!«
Wulfgar ging als Nächster hinaus, ohne etwas zu sagen oder Drizzt anzuschauen, so dass der Drow und Catti-brie alleine zurückblieben. Drizzt lachte jetzt leise, als er hörte, wie Bruenor draußen noch immer vor sich hinschimpfte, aber als er Catti-brie anblickte, sah er, dass sie überhaupt nicht amüsiert war. Ihre Gefühle waren offenkundig verletzt. »Ich halte das für eine schwache Ausrede«, meinte sie.
»Ich wollte Wulfgar alleine mitnehmen«, erklärte Drizzt. »Ich wollte ihn zurück zu einem anderen Ort und einer anderen Zeit führen, die weit vor all diesen Problemen lagen.«
»Und du nahmst nicht an, dass mein Vater oder ich selbst vielleicht dabei helfen wollten?«, fragte Catti-brie.
»Ich wollte niemanden dabei haben, von dem Wulfgar befürchten könnte, dass er seinen Schutz brauchte«, erklärte Drizzt, und Cattibrie sackte mit offenem Mund in sich zusammen.
»Ich sage nur die Wahrheit, und das weißt du auch«, fuhr Drizzt fort. »Du erinnerst dich daran, wie Wulfgar dich vor dem Kampf mit der Yochlol behandelt hat. Er wurde so beschützend, dass er mit jedem Kampf zu einem größeren Hindernis wurde und alles andere als eine Hilfe. Wie hätte ich dich bitten können, dich uns jetzt anzuschließen, wenn die Möglichkeit bestand, dass sich das Szenario von damals hier wiederholen und Wulfgar möglicherweise in einen noch schlimmeren gefühlsmäßigen Schlamassel bringen würde als den, den er bereits mit sich herumträgt? Das ist der Grund, warum ich auch Bruenor und Regis nicht gefragt habe. Ich habe darauf gehofft, dass Wulfgar, Guenhwyvar und ich mit den Riesen kämpfen würden, wie wir es vor all diesen Jahren im Eiswindtal getan haben. Und vielleicht, nur vielleicht, würde er sich ja daran erinnern, wie es vor seiner schrecklichen Zeit bei Errtu gewesen ist.«
Catti-bries Miene wurde sanfter, und sie biss sich auf die Lippen, während sie zustimmend nickte. »Und, hat es funktioniert?«, fragte sie. »Der Kampf ist jedenfalls gut gelaufen, und Wulfgar hat sich gut und tapfer geschlagen.«
Drizzts Blick glitt zum Ausgang hinüber. »Er hat einen Fehler gemacht«, gab der Drow zu. »Obwohl er ihn im Verlauf des Kampfes wieder ausgeglichen hat. Ich hoffe, dass Wulfgar sich sein anfängliches Zögern vergeben kann und sich stattdessen auf den eigentlichen Kampf konzentriert, in dem er sich wunderbar gehalten hat.« »Gezögert?«, fragte Catti-brie skeptisch.
»Als wir den Kampf begannen«, setzte Drizzt an, winkte dann aber ab, als
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