Die vergessenen Welten 11 - Kristall der Finsternis
größte Annäherung an einen Freund darstellte, die Artemis Entreri jemals gehabt hatte. Pascha Basadoni war sein Mentor gewesen, Pascha Pook sein hauptsächlicher Arbeitgeber, aber Dondon und Entreri hatten eine andere Beziehung zueinander gehabt. Jeder von ihnen handelte zum Nutzen des anderen, ohne dafür einen Preis zu verlangen; sie tauschten Informationen aus, ohne über die Menge Buch zu führen. Es war eine Beziehung gewesen, die beiden gleichermaßen genutzt hatte. Der Anblick des Halblings, wie er sich vollständig seinen Gelüsten hingab und jedes Streben nach einem Sinn für sein Leben aufgegeben hatte, kam dem Meuchelmörder vor, als hätte Dondon eine Art von Selbstmord begangen, ohne wirklich gestorben zu sein.
Entreri besaß jedoch nicht genug Mitgefühl, um den Zorn zu erklären, den er verspürte, und als er sich dies eingestand, wurde ihm klar, dass ihn der Anblick von Dondon so sehr abstieß, weil er selbst es sein könnte, wenn man seinen gegenwärtigen Gemütszustand bedachte. Er war natürlich nicht am Fuß angekettet und in der Gesellschaft von Frauen und Süßwaren gefangen, aber im Endeffekt hatte Dondon aufgegeben, und genau das hatte auch Entreri getan. Vielleicht war es an der Zeit, die weiße Flagge einzuholen.
Dondon war auf gewisse Weise sein Freund gewesen, und es gab jemanden, mit dem er auf ähnliche Weise verbunden gewesen war. Es war an der Zeit, LaValle zu besuchen.
Der Ruf
Drizzt konnte den Felsvorsprung nicht erreichen, auf dem Guenhwyvar gelandet war, also benutzte er die Statue aus Onyx, um die Katze verschwinden zu lassen. Sie verblasste und kehrte auf ihre heimatliche Astralebene zurück, wo ihre Wunden besser heilen würden. Drizzt sah, dass Regis und sein unerwarteter Riesenfreund aus seinem Sichtfeld verschwunden waren, und er bemerkte, dass Wulfgar und Catti-brie zu dem tieferen Felsvorsprung im Süden hinabstiegen, wo der Letzte der Riesen gefallen war. Sie versuchten offenkundig, zu Bruenor zu gelangen. Der Dunkelelf suchte sich seinen Weg zu ihnen. Zuerst glaubte er, den ganzen Weg bis zu seiner ursprünglichen Position bei Wulfgar zurücklegen zu müssen, doch mit Hilfe seiner unglaublichen Gewandtheit und der Stärke seiner Finger, die seit Jahrzehnten im Fechten geübt waren, fand er auf irgendeine Weise genug Absätze, Risse oder einfach nur schräge Ebenen, um zu seinen Freunden hinabsteigen zu können.
Als er bei ihnen ankam, hatten alle drei bereits die Höhle auf der Rückseite der Felsplatte betreten.
»Diese verdammten Kerle hätten ruhig ein paar Schätze mehr haben können, wenn sie uns schon so einen Kampf liefern«, hörte er Bruenor sich beschweren.
»Vielleicht haben sie aus diesem Grund die Straße ausgespäht«, erwiderte Catti-brie. »Möglicherweise wäre es besser für dich gewesen, wenn wir sie erst auf unserem Rückweg von Cadderly angegriffen hätten. Dann hättest du vielleicht mehr Schätze nach deinem Geschmack gefunden. Und unter Umständen auch die Schädel von ein paar Händlern als Zugabe.«
»Pah!«, schnaubte der Zwerg, was ein breites Lächeln auf Drizzts Gesicht brachte. Es gab kaum jemanden in den Reichen, der Schätze weniger brauchte als Bruenor Heldenhammer, Achter König von Mithril-Halle (auch wenn er es vorzog, nicht dort zu residieren) und zudem Anführer einer lukrativen Bergbaukolonie im Eiswindtal. Aber das hatte nichts mit Bruenors Groll zu tun, wie Drizzt wusste, und sein Lächeln wurde noch breiter, als Bruenor seinen Verdacht bestätigte.
»Was für ein Gott ist denn das, der dich gegen solche mächtigen Feinde schickt und dann nicht einmal mit einem bisschen Gold belohnt?«, knurrte der Zwerg.
»Wir haben etwas Gold gefunden,« erinnerte Catti-brie ihn. Drizzt, der jetzt in die Höhle kam, sah, dass sie einen recht großen Sack trug, der sich vor Münzen ausbeulte.
Bruenor warf dem Drow einen angewiderten Blick zu. »Hauptsächlich Kupfer«, knurrte er. »Drei Goldmünzen, ein paar aus Silber, und ansonsten nur verflixtes Kupfer.«
»Aber die Straße ist wieder sicher«, sagte Drizzt. Er schaute zu Wulfgar hinüber, während er sprach, doch der große Mann erwiderte seinen Blick nicht. Der Drow bemühte sich sehr, seinen gequälten Freund nicht zu verurteilen. Wulfgar hätte Drizzts Angriff auf die Felsplatte einleiten sollen. Niemals zuvor hatte er seinen Freund im Kampf zu zweit so sehr im Stich gelassen. Aber der Drow wusste, dass das Zögern des Barbaren nicht von dem Wunsch verursacht worden war,
Weitere Kostenlose Bücher