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Die vergessenen Welten 11 - Kristall der Finsternis

Die vergessenen Welten 11 - Kristall der Finsternis

Titel: Die vergessenen Welten 11 - Kristall der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. A. Salvatore
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sein Essen hermachte – und versuchte, die geistige Verfassung des Mannes zu erraten. Hatte ihm der Kampf gegen die Riesen geholfen? Hatte Drizzt Erfolg damit gehabt, »das Pferd laufen zu lassen«? Oder war Wulfgar jetzt in schlechterer Verfassung als vor dem Kampf? Wurde er nun noch mehr von seiner neuerlichen Schuld verzehrt, obgleich sein Handeln, oder besser gesagt sein NichtHandeln, zu keinem wirklichen Schaden geführt hatte?
    Wulfgar musste zugeben, dass er sich zu Beginn des Kampfes nicht gut geschlagen hatte, aber hatte er diesen Fehler in seinen eigenen Augen durch seine späteren Taten wieder wettgemacht?
    Drizzt war für solche Gefühle äußerst empfänglich, doch jetzt konnte er nicht die leiseste Spur von dem inneren Aufruhr des Barbaren wahrnehmen. Wulfgar bewegte sich methodisch, mechanisch, wie er es immer tat, seit er Errtus Klauen entronnen war. Er trieb durch das Leben ohne äußere Anzeichen für Schmerz, Befriedigung, Erleichterung oder irgend etwas anderem. Wulfgar existierte, doch leben konnte man es kaum nennen. Wenn noch ein Funken von Leidenschaft in diesen himmelblauen Augen existierte, so konnte Drizzt ihn zumindest nicht erkennen. Der Waldläufer gewann daher den Eindruck, dass der Kampf gegen die Riesen ohne Auswirkungen geblieben war, dass er weder die Lebensgeister des Barbaren aufgerüttelt noch die Last vergrößert hatte, die auf ihm ruhte. Als er seinen Freund jetzt anblickte, der gerade ein Stück Geflügel vom Knochen löste, blieb dessen Ausdruck unverändert und undurchdringlich. Drizzt musste sich eingestehen, dass ihm nicht nur die Antworten ausgegangen waren, sondern auch die Orte, an denen er nach ihnen suchen konnte.
    Catti-brie kam herbei und setzte sich neben Wulfgar, der kurz innehielt, um sie zu betrachten. Ihm gelang ihr zuliebe sogar ein leichtes Lächeln. Vielleicht konnte sie Erfolg haben, wo er versagt hatte, dachte der Drow. Er und Wulfgar waren Freunde gewesen, das stimmte, aber der Barbar und Catti-brie hatten etwas viel Tieferes miteinander geteilt.
    Der Gedanke daran wühlte Drizzts Inneres auf, und gegensätzliche Gefühle befanden sich im Widerstreit. Einerseits war ihm Wulfgar lieb und wichtig, und er wünschte nichts mehr auf der Welt, als dass die Wunden in der Seele des Barbaren heilten. Andererseits peinigte es ihn, zu sehen, wie nahe Catti-brie ihm war. Er versuchte, es zu leugnen und über diesen Gefühlen zu stehen, aber sie waren da, sie waren eine Tatsache, und sie würden nicht verschwinden. Er war eifersüchtig.
    Unter großen Mühen unterdrückte der Drow diese Gefühle so weit, dass er das Paar ohne Zögern alleine lassen konnte. Er ging hinüber zu Bruenor und Regis, wobei er unwillkürlich das strahlende Gesicht des Halblings, der gerade glücklich seinen dritten Nachschlag verspeiste, mit dem von Wulfgar verglich, der nur zu essen schien, um seinen Körper am Leben zu halten. Pragmatismus gegen schiere Wonne.
    »Wir werden morgen aus dem Tal herauskommen«, sagte Bruenor und deutete auf die dunklen Silhouetten der Berge, die im Süden und Osten jetzt viel höher aufragten. Der Wagen hatte tatsächlich bereits die Biegung genommen, und sie reisten jetzt nach Süden und nicht mehr nach Westen. Der Wind, der im Eiswindtal stetig pfiff, war zu einer gelegentlichen Brise abgeflaut.
    »Wie geht es meinem Jungen?«, fragte Bruenor, als er den
Dunkelelfen bemerkte.
Drizzt zuckte mit den Achseln.
    »Du hättest ihn umbringen können, du verdammter, törichter Elf«, knurrte der Zwerg. »Du hättest uns alle umbringen können. Und nicht zum ersten Mal!«
    »Und nicht zum letzten Mal«, versprach ihm Drizzt lächelnd und verbeugte sich tief. Er wusste, dass Bruenor mit ihm spielte, dass der Zwerg einen guten Kampf ebenso liebte wie er selbst, insbesondere, wenn es gegen Riesen ging. Bruenor war wütend auf ihn gewesen, das stimmte, doch nur, weil Drizzt ihn nicht in seinen ursprünglichen Schlachtplan einbezogen hatte. Der kurze, aber brutale Kampf hatte Bruenors geringfügigen Groll schon lange vertrieben, und so drückten seine an den Drow gerichteten Rügen nur seine ehrliche Sorge um Wulfgar aus.
    »Hast du sein Gesicht während des Kampfes gesehen?«, fragte der Zwerg jetzt ernster. »Hast du ihn beobachtet, als Knurrbauch mit seinem stinkenden Riesen auftauchte und es so aussah, als würde mein Junge gleich plattgequetscht werden?«
    Drizzt gab zu, dass er es nicht gesehen hatte. »Ich hatte zu dieser Zeit gerade genug mit mir selbst zu

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