Die vergessenen Welten 11 - Kristall der Finsternis
so töricht war, ihn umbringen zu wollen, zu bestrafen.
LaValle aß schnell und entschuldigte sich dann mit dem Vorwand, er sei mitten in der Abschrift einer besonders schwierigen Schriftrolle und wolle versuchen, noch an diesem Abend mit der Arbeit fertig zu werden.
Er ging sofort zu seiner Kristallkugel und hoffte, Dog Perry aufzuspüren. Er war froh, als er herausfand, dass sich der ungestüme junge Mann und Chalsee Anguaine noch im Gildenhaus befanden. Er holte sie im Erdgeschoss in der Hauptwaffenkammer ein. Er konnte sich gut vorstellen, was sie ausgerechnet hier gesucht hatten.
»Ihr wollt heute Abend hinausgehen?«, fragte der Zauberer ruhig, als er in den Raum trat.
»Wir gehen jeden Abend hinaus«, erwiderte Dog Perry. »Das ist unsere Arbeit, nicht wahr?«
»Ein paar zusätzliche Waffen?«, fragte LaValle misstrauisch, als er bemerkte, dass beide Männer sich an jede denkbare Stelle Dolche geschnallt hatten.
»Ein Gildenleutnant, der nicht vorsichtig ist, ist tot«, entgegnete Dog Perry trocken.
»In der Tat«, stimmte ihm LaValle zu und verbeugte sich. »Und den Worten der Gilden von Basadoni, Wroning und Rakers zufolge tut der Gildenleutnant, der hinter Artemis Entreri her ist, seinem Herren keinen Gefallen.«
Die unverblümte Äußerung ließ beide Männer zögern. Dog Perry kam schnell über seine Verblüffung hinweg und setzte ruhig seine Vorbereitungen fort, ohne dass seinem undurchdringlichen Gesicht eine Spur von Schuldbewusstsein anzumerken war. Chalsee hingegen, der weit weniger erfahren war, sah man sein Unbehagen deutlich an. LaValle wusste, dass er genau ins Schwarze getroffen hatte. Sie wollten noch in dieser Nacht Artemis Entreri auflauern. »Ich hätte gedacht, dass ihr euch vorher an mich wendet«, meinte der Zauberer, »um seinen Aufenthaltsort zu erfahren, und vielleicht auch, um ein paar der Verteidigungsmaßnahmen zu sehen, die er mit Sicherheit getroffen hat.«
»Du plapperst, Zauberer«, behauptete Dog Perry. »Es warten eine Menge Pflichten auf mich, und ich habe keine Zeit für dein dummes Gerede.« Er knallte die Tür des Waffenschranks zu, sobald er fertig war, und stolzierte dann an LaValle vorbei. Ein nervöser Chalsee Anguaine folgte ihm auf dem Fuße und schaute immer wieder über die Schulter zurück.
LaValle dachte über die kühle Behandlung nach und kam zu dem Schluss, dass Dog Perry wirklich auf dem Weg zu Entreri war. Offenbar glaubte er, dem Magier nicht trauen zu können, soweit es den gefährlichen Meuchelmörder betraf. Als LaValle jetzt alle Möglichkeiten durchging, wurde ihm sein eigenes Dilemma klar. Sollte es Dog Perry gelingen, Entreri zu töten, so würde der gefährliche junge Mann, der gerade deutlich gezeigt hatte, dass er kein Freund des Zauberers war, enorm an Status und Macht gewinnen (sofern die anderen Gilden nicht beschlossen, ihn für sein voreiliges Handeln zu töten). Siegte jedoch Entreri, was LaValle für viel wahrscheinlicher hielt, so würde er nicht sehr erfreut darüber sein, dass LaValle sich nicht mit ihm in Verbindung gesetzt hatte, um ihn zu warnen, wie sie es vereinbart hatten.
Und doch konnte der Magier es nicht wagen, Entreri auf magischem Wege zu informieren. Falls die anderen Gilden Entreri beobachteten, war eine solche Kontaktaufnahme leicht zu entdecken und zurückzuverfolgen.
Ein äußerst beunruhigter LaValle kehrte in seine Räume zurück und blieb lange in der Dunkelheit sitzen. In beiden Fällen, ob sich nun Dog Perry oder Entreri als Sieger erweisen würde, konnte sich die Gilde sehr leicht Ärger einhandeln. Sollte er zu Quentin Bodeau gehen? fragte er sich. Doch dann verwarf er den Gedanken, als ihm klar wurde, dass Quentin nicht viel mehr tun würde, als hektisch hin und her zu laufen und sich die Fingernägel abzukauen. Dog Perry war jetzt draußen auf den Straßen, und Quentin hatte keine Möglichkeit, ihn zurückzurufen.
Sollte er in seine Kristallkugel schauen und herauszufinden versuchen, wie der Kampf ausging? Erneut musste LaValle daran denken, dass jeder magische Kontakt, und sei es nicht mehr als ein passives Beobachten, von den Zauberern der mächtigeren Gilden entdeckt werden würde und ihn in Schwierigkeiten bringen konnte. So saß er in der Dunkelheit, grübelte vor sich hin und machte sich Sorgen, während die Stunden verstrichen.
Das Tal wird verlassen
Drizzt beobachtete jede Bewegung des Barbaren – die Art, wie Wulfgar auf der gegenüberliegenden Seite des Feuers saß, wie er sich über
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