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Die Vergessenen Welten 12 - Schattenzeit

Die Vergessenen Welten 12 - Schattenzeit

Titel: Die Vergessenen Welten 12 - Schattenzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. A. Salvatore
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die Kutsche zum Stehen gekommen war. Sie blieb allein mit Jaka auf der dunklen Straße zurück.
    »Du bist ein Narr, hierher zu kommen«, schimpfte Meralda, sobald Liam die Kutsche gewendet hatte und davongefahren war. »Was ist los mit dir?«
    »Ich hatte keine Wahl«, erwiderte Jaka und umarmte sie. Meralda schob ihn von sich weg.
    »Du weißt, was ich in mir trage«, fuhr die Frau fort, »und auch Lord Feringal wird es schon bald wissen. Wenn er dich mit meinem Kind in Verbindung bringt, wird er uns beide töten.«
    »Ich habe keine Angst vor ihm«, sagte Jaka und schob sich wieder an sie heran. »Ich weiß nur, was ich empfinde, Meralda. Ich konnte nicht anders, als heute Nacht zu dir zu kommen.«
    »Du hast deine Empfindungen deutlich genug ausgedrückt«, erwiderte die Frau kühl.
    »Ich war ein Narr«, erklärte Jaka. »Du musst verstehen, was für ein Schock die Nachricht war, aber ich bin jetzt darüber hinweg. Vergib mir, Meralda. Ohne deine Vergebung kann ich nicht leben.« Meralda schloss die Augen, und ihr Körper schwankte leicht, während sie versuchte, dies alles zu verdauen. »Was ist mit dir los, Jaka Sculi?«, fragte sie noch einmal. »Wofür schlägt dein Herz?« »Für dich«, antwortete er sanft und trat näher zu ihr.
    »Und?«, hakte sie nach und öffnete die Augen wieder, um ihn mit hartem Blick zu mustern. »Hast du das Kleine schon vergessen?«, fragte sie.
    »Nein«, stieß er hervor und begriff, worauf sie hinauswollte. »Das Kind werde ich natürlich ebenfalls lieben.«
    Meralda stellte fest, dass sie ihm nicht glaubte, und ihr Gesichtsausdruck zeigte dies deutlich.
    »Meralda«, sagte er und ergriff ihre Hände, während er den Kopf schüttelte. »Ich ertrage den Gedanken nicht, dass Lord Feringal mein – unser Kind als das seine aufzieht.«
    Falsche Antwort. Alle Instinkte und Gefühle Meraldas, deren Augen nach ihrem letzten Treffen mit diesem Jungen noch weit geöffnet waren, schrien ihr die Wahrheit zu. Es ging überhaupt nicht um seine Liebe zu dem Kind oder auch nur um seine Liebe zu ihr. Nein, erkannte sie, Jaka besaß überhaupt nicht die Fähigkeit für solche Gefühle. Er war jetzt hier und beschwor seine Liebe, weil er den Gedanken nicht ertrug, dass Lord Feringal ihn besiegt hatte. Meralda holte tief Luft, um Ruhe und Kraft zu finden. Hier war der Mann, von dem sie geglaubt hatte, dass sie ihn liebte, und er sagte all die Dinge, nach denen sie sich einst gesehnt hatte. Sie beide wären jetzt bereits auf halbem Weg nach Luskan, wenn Jaka sich anders verhalten hätte. Jetzt war Meralda Ganderlay eine klügere Frau, eine Frau, die an ihr eigenes Wohlergehen und das ihres Kindes dachte. Jaka würde ihr niemals ein gutes Leben bieten. In ihrem Innersten wusste sie, dass er sie und das Kind sehr schnell hassen würde, wenn die Armut sie in ihrem erbarmungslosen Griff gefangen hielt. Dies war ein Wettstreit, keine Liebe. Meralda verdiente Besseres. »Verschwinde«, sagte sie zu Jaka. »Geh weit weg und komm nicht wieder.«
    Der Mann stand da, wie vom Donner gerührt. »Aber …«
    »Es gibt nichts, was du sagen kannst und das ich dir glauben würde«, fuhr die Frau fort. »Es gibt keine Zukunft für uns, die dich glücklich machen würde.«
    »Du hast Unrecht.«
    »Nein, das habe ich nicht, und das weißt du auch«, sagte Meralda. »Wir hatten einen kurzen Augenblick, und den werde ich mein Leben lang in meinem Herzen tragen. Ein zweiter Augenblick hat die Wahrheit offenbart. In deinem Leben gibt es keinen Platz für mich und das Baby. Niemals.« Was sie ihm wirklich sagen wollte war, dass er fortgehen und endlich erwachsen werden sollte, aber das brauchte er nicht von ihr zu hören.
    »Du erwartest von mir, dass ich ruhig dabeistehe und zusehen, wie Lord Feringal…«
    Meralda legte rasch die Hände auf die Ohren und unterbrach ihn. »Jedes Wort, das du noch sagst, nimmt mir etwas von meinen guten Erinnerungen. Du hast mir dein Innerstes schon weit genug gezeigt.« »Ich war ein Narr«, flehte Jaka.
    »Und das bist du noch immer«, sagte Meralda kalt. Sie drehte sich um und ging davon.
    Jaka rief ihr nach, und seine Schreie durchdrangen sie wie Pfeile, aber sie ging entschlossen weiter, ohne sich umzudrehen, und erinnerte sich bei jedem Schritt an das, was dieser Mann, dieser Junge, wirklich war. Sie begann zu laufen und hielt erst an, als sie zu Hause angekommen war.
    Im Wohnraum brannte eine einzelne Kerze. Zu Meraldas Erleichterung schliefen Tori und ihre Eltern bereits,

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