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Die Vergessenen Welten 12 - Schattenzeit

Die Vergessenen Welten 12 - Schattenzeit

Titel: Die Vergessenen Welten 12 - Schattenzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. A. Salvatore
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Kerkerzelle, konnte Wulfgar den schmerzlichen Erinnerungen und der emotionalen Pein nicht entfliehen, die von Jahren der Folter durch die klauenbewehrten Hände des Dämons und seiner grausigen Helfer in sein Innerstes eingebrannt worden waren.
    Der Dämon spürte ihn erneut auf und hielt ihn in seinem Bann gefangen. Er verhöhnte ihn mit verführerischen Sirenen, um ihn in Versuchung zu führen und dann zu vernichten und auch die Frucht seiner Lenden zu zerstören.
    Er sah es alles wieder so lebendig vor sich: den Dämon, der vor ihm stand, dass Baby – Wulfgars Kind – in seinen mächtigen Armen. Er war so davon angewidert gewesen, ein solches Wesen gezeugt zu haben, einen Alu-Dämon, aber er erinnerte sich auch daran, dieses Kind – ein unschuldiges Kind? – als das seine erkannt zu haben. Errtu hatte sein geiferndes Maul weit aufgerissen und die schrecklichen Reißzähne gezeigt. Das Gesicht des Dämons neigte sich tiefer, spitze Zähne schwebten einen Zoll über dem Kopf von Wulfgars Kind, die Kiefer waren so weit auseinander gerissen, dass der ganze Kopf des Babys darin Platz hatte. Errtu beugte sich tiefer…
    Wulfgar spürte die Finger der Succubi, die ihn kitzelten, und er schreckte aus dem Schlaf hoch. Er schrie, trat und schlug um sich und streifte ein paar Spinnen ab, während er gleichzeitig von anderen gebissen wurde. Der Barbar sprang auf die Beine und rannte in der pechschwarzen Zelle mit aller Kraft los, so dass er sich fast selbst bewusstlos schlug, als er gegen die unnachgiebige Tür prallte. Er fiel schluchzend zurück auf den Lehmboden und vergrub voller Wut und Frustration das Gesicht in den Händen. Dann erkannte er, was ihn aus seinem albtraumerfüllten Schlaf gerissen hatte, denn er hörte Schritte auf dem Gang. Als er hochblickte, sah er das Flackern einer Fackel, die sich seiner Tür näherte.
    Wulfgar setzte sich gerade auf und versuchte, einen Teil seiner Würde zurückzugewinnen. Er erinnerte sich, dass verurteilten Männern oft ein letzter Wunsch gewährt wurde. Seiner würde eine Flasche starken Alkohols sein, ein feuriger Schnaps, der zum letzten Mal all diese Erinnerungen aus seinem Kopf wegbrennen würde. Das Licht kam bis direkt vor seine Zelle, und Lord Feringals Gesicht starrte ihn an. »Bist du bereit, dein Verbrechen zu gestehen, du Hund?«, fragte er. Wulfgar starrte ihn eine lange Zeit an.
    »Also gut«, sagte der unbeeindruckte Lord. »Du bist von meinem vertrauenswürdigen Kutscher erkannt worden, daher brauche ich dir dem Gesetz nach nur dein Verbrechen und die Strafe dafür zu sagen.« Noch immer kam keine Reaktion.
    »Für den Raubüberfall auf der Straße werde ich dir die Hände nehmen«, erklärte Lord Feringal sachlich. »Und zwar langsam. Für dein schlimmeres Verbrechen …« Er zögerte, und Wulfgar glaubte selbst in dem schlechten Licht zu sehen, dass ein gepeinigter Audruck auf das Gesicht des Lords trat.
    »Mein Lord«, ermahnte ihn der alte Temigast, der hinter ihm stand. »Für dein schlimmeres Verbrechen«, setzte Feringal erneut und mit festerer Stimme an, »für die Vergewaltigung der Herrin Meralda, wirst du öffentlich kastriert und anschließend einen Tag lang in aller Öffentlichkeit angekettet werden. Und dann, du Hund, wirst du auf dem Scheiterhaufen verbrannt werden.«
    Wulfgars Gesicht verzog sich ungläubig, als er von diesem letzten Verbrechen hörte. Er hatte die Frau vor genau diesem Schicksal bewahrt! Er wollte es Lord Feringal ins Gesicht schreien, ihn anbrüllen und die Tür aus ihren Angeln reißen. Er wollte dies alles tun, und doch tat er nichts, sondern saß nur ruhig da und nahm die Ungerechtigkeit hin.
    Oder war es überhaupt ungerecht?, fragte sich Wulfgar. Verdiente er ein solches Los nicht? Spielte es überhaupt eine Rolle?
    Das war es, entschied Wulfgar. Es spielte überhaupt keine Rolle für ihn. Im Tod würde er seine Freiheit finden. Sollte Lord Feringal ihn doch hinrichten lassen, es endlich zu Ende bringen und ihnen beiden damit einen Gefallen tun. Die Frau hatte ihn fälschlich beschuldigt, und er begriff nicht, warum, aber … es spielte keine Rolle. »Hast du nichts zu sagen?«, fragte Lord Feringal. »Wirst du mir einen letzten Wunsch gewähren?«
    Der junge Mann bebte sichtlich, als er diese absurde Bitte hörte. »Ich werde dir nichts geben!«, schrie er. »Nichts außer einer Nacht, die du hungrig und elend damit verbringen kannst, über dein grausames Schicksal nachzudenken.«
    »Mein Lord«, beruhigte ihn

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