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Die Vergessenen Welten 12 - Schattenzeit

Die Vergessenen Welten 12 - Schattenzeit

Titel: Die Vergessenen Welten 12 - Schattenzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. A. Salvatore
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wenig. Selbst Lord Feringal brachte ein Lächeln zustande. »Wir werden uns schon um die hässlichen Einzelheiten kümmern«, erwiderte er, »aber ich würde mich wirklich freuen, wenn du uns bei der Ausführung des Urteils Gesellschaft leisten würdest. Wirst du die nächsten beiden Tage als mein Gast hier bleiben?«
    Morik machte eine tiefe Verbeugung. »Zu Diensten, mein Lord.«
    Kurze Zeit später wurde Morik zu einem Gasthof geführt, der sich gleich hinter der Burgbrücke befand. Er war nicht sehr begeistert zu erfahren, dass Lord Feringal Gäste außerhalb der Burgmauern unterbrachte. Das würde es ihm erschweren, in Wulfgars Nähe zu kommen. Er erfuhr jedoch zumindest von seiner Eskorte, dass der Barbar sich in einem Kerker unter der Burg befand.
    Morik musste zu seinem Freund gelangen, und zwar rasch, denn bei den falschen Beschuldigungen, die gegen Wulfgar erhoben wurden, würde Lord Feringal den Mann mit Sicherheit auf grausame Weise töten. Eine tollkühne Rettungsaktion hatte nie zu dem Plan des Ganoven gehört. Viele Verbrecher wurden an abenteuerlustige Lords verkauft, und daher hatte er gehofft, dass Feringal sich für eine hübsche Summe – übrigens von seinem eigenen Geld – von ihm trennen würde. Aber für Vergewaltiger, vor allem wenn sie Frauen von Adel Gewalt angetan hatten, gab es nur ein einziges, grausiges Schicksal.
    Morik starrte aus dem Fenster seines kleinen Zimmers und schaute zur Burg Auck und dem dahinter liegenden, dunklen Meer hinüber. Er würde versuchen, einen Weg zu finden, zu Wulfgar zu gelangen, doch er fürchtete, dass er allein nach Luskan zurückkehren würde.

Ein zweiter Versuch von Gerechtigkeit
    »Hier ist deine letzte Mahlzeit, du Hund«, sagte eine der beiden Wachen, die vor Wulfgars Zelle standen. Der Mann spuckte in das Essen und schob den Teller durch die Öffnung. Wulfgar ignorierte sie und machte keine Bewegung in Richtung des Essens. Er konnte kaum glauben, dass er der Hinrichtung in Luskan nur entkommen war, um in einem unbedeutenden Fürstentum getötet zu werden. Ihm kam der Gedanke, dass dies vielleicht bedeutete, dass er ein solches Los verdient hatte. Nein, er hatte der Frau natürlich nichts getan, aber seine Handlungen in den letzten Monaten, seit er Drizzt und die anderen im Eiswindtal verlassen hatte – seit er Catti-brie ins Gesicht geschlagen hatte –, waren nicht die eines Mannes gewesen, der ein solch grausames Schicksal nicht verdiente. Hatten Wulfgar und Drizzt nicht Ungeheuer für die gleichen Verbrechen getötet, die der Barbar begangen hatte? Hatten die beiden nicht eine Bande von Riesen in den Grat der Welt verfolgt, die den Weg ausgekundschaftet und offensichtlich geplant hatten, Händlerkarawanen aufzulauern? Welche Gnade hatten sie diesen Riesen erwiesen? Welche Gnade durfte also Wulfgar jetzt erwarten?
    Dennoch nagte es heftig an dem Barbaren und erschütterte den letzten Rest von Vertrauen in Gerechtigkeit und Menschlichkeit, den er noch besaß, dass er sowohl in Luskan als auch hier für Verbrechen verurteilt worden war, die er nicht begangen hatte. Das ergab für ihn einfach keinen Sinn. Wenn sie ihn unbedingt töten wollten, warum taten sie es dann nicht einfach für die Verbrechen, die er verübt hatte? Es gab schließlich genug davon, aus denen man auswählen konnte.
    Er fing den letzten Rest der Unterhaltung der beiden Wachen auf, als sie durch den Tunnel davongingen. »Das wird schon ein verflixtes Kind werden, wenn es von solchen Lenden gezeugt wurde.«
    »Es wird die Herrin Meralda zerreißen, so groß wie sein Vater ist!« Das ließ Wulfgar stutzen. Er saß eine lange Zeit mit offenem Mund in der Dunkelheit. Jetzt begann das alles langsam ein wenig Sinn zu ergeben, als er die Mosaiksteinchen zusammenfügte. Er wusste aus den Gesprächen der Wachen, dass Lord Feringal und die Herrin Meralda erst vor kurzem geheiratet hatten, und jetzt war sie schwanger, aber nicht von ihrem Mann.
    Wulfgar musste fast über die Absurdität der ganzen Sache lachen. Er war zu einem bequemen Sündenbock für eine ehebrecherische Adlige geworden, ein Balsam für Lord Feringals gekränkten Stolz. »Na, was für ein Glück«, murmelte er, doch er begriff, dass es nicht nur Pech war, das an seiner gegenwärtigen Lage Schuld war. Eine ganze Reihe von falschen Entscheidungen, die er getroffen hatte, hatte dazu geführt, dass er jetzt hier in der Finsternis mit den Spinnen, dem Gestank und den Heimsuchungen des Dämons saß. Ja, er verdiente dies

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