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Die Vergessenen Welten 12 - Schattenzeit

Die Vergessenen Welten 12 - Schattenzeit

Titel: Die Vergessenen Welten 12 - Schattenzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. A. Salvatore
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Hilfe von Herrin Priscilla Auck werden«, sagte Temigast. »Das wäre fürwahr eine große Leistung von Priscilla, wenn es ihr gelänge, sie derart zu verfeinern. Ihr Bruder würde vor jedem Händler damit prahlen, der hier vorbeikäme, und diese erstaunliche Tat würde mit Sicherheit bis an die Ohren der feinen Gesellschaft von Luskan dringen. Eine Feder für Priscillas Hut.«
    Priscilla schnaubte erneut und sah nicht überzeugt aus, doch sie sagte nichts mehr. Als sie davonschritt, wandelte sich ihr Ausdruck zu dem nachdenklichen Interesses, als würde sie bereits etwas planen.
    Temigast erkannte, dass sie seinen Köder geschluckt hatte. Der alte Verwalter schüttelte den Kopf. Es verwunderte ihn immer wieder aufs Neue, dass die meisten Adligen sich für so viel besser als die Menschen hielten, über die sie herrschten, obgleich diese Herrschaft niemals mehr war als ein Zufall der Geburt.

Sträflingskarneval
    Es war eine Stunde der Schläge und der Verhöhnung, eine Stunde der Bauern, die verfaultes Gemüse schleuderten und ihnen ins Gesicht spuckten.
    Es war eine Stunde, die Wulfgar nicht einmal bemerkte. Der Mann war weit weg von dem Spektakel des Sträflingskarnevals, verborgen an einem privaten Platz in seiner Gefühlswelt, den er durch die geistige Disziplin erschaffen hatte, die es ihm erlaubt hatte, die Quälereien Errtus zu überleben. Er war so weit weg, dass er nicht einmal die verzerrten, perversen Gesichter des Mobs sah oder den Helfer des Magistrats hörte, der die Menschenmenge für das eigentliche Spektakel anstachelte, das beginnen würde, wenn Jharkheld zu ihnen auf die riesige Bühne kam. Dem Barbaren waren, ebenso wie den anderen drei, die Hände auf den Rücken gefesselt worden, und er war an einen starken Holzpfosten gebunden. An seine Beine waren Gewichte gekettet, und auch an seinem Hals hing eines, das schwer genug war, um den Kopf des mächtigen Wulfgar zu beugen.
    Er hatte die Menge mit kristallklarem Blick erkannt. Die geifernden Bauern, die nach Blut und Folter schrien, die erregten, fast entzückten Oger-Wachen, die den Mob zurückhielten, und die unglücklichen Gefangenen. Er hatte sie als das erkannt was sie waren, und sein Gehirn hatte sie in etwas anderes verwandelt, in etwas Dämonisches, in die verzerrten, tückischen Gesichter der Schergen Errtus, die ihn mit ihrem ätzenden Geifer besabberten und mit ihren geschärften Fangzähnen an ihm nagten. Er roch wieder den Nebel von Errtus Heimat. Der schwefelgeschwängerte Abgrund brannte in seiner Nase und in seinem Hals und fügte seinen vielen Wunden einen neuen Schmerz hinzu. Er spürte das Jucken der Hundertfüßler und Spinnen, die über und unter seiner Haut krochen. Immer am Rand des Todes. Sich stets danach sehnend.
    Während diese Qual Woche um Woche und Monat um Monat weitergegangen war, hatte Wulfgar eine Zuflucht davor in einem winzigen Eckchen seines Bewusstseins gefunden. Darin eingeschlossen, war er von seiner Umgebung abgeschottet. Hier bei dem Karneval zog er sich erneut an diesen Ort zurück.
    Einer nach dem anderen wurden die Gefangenen von ihren Pfosten losgebunden und umhergeführt, manchmal dicht genug an die Menschenmenge heran, um vom Mob geschlagen zu werden und dann wieder zu den Folterinstrumenten. Zu diesen gehörten kreuzförmige Balken, an die man zum Auspeitschen gebunden wurde; eine Art Wippe, die dazu diente, die Gefangenen mit Hilfe einer Stange, die man unter ihren Achseln durchführte, in die Luft zu heben; hölzerne Beinschellen, an denen die Opfer kopfüber befestigt wurden, um sie in Bottiche zu tunken, die mit dreckigem Wasser oder, wie im Fall des unglückseligen Grauser Raffer, mit Urin gefüllt waren. Grauser schrie fast unablässig während der Tortur, während Tee-a-nicknick und Wulfgar jede Folter stoisch erduldeten, die ihnen der Assistent des Magistrats antat, ohne mehr von sich zu geben als hin und wieder ein unvermeidliches Keuchen nach Luft. Morik nahm die Qualen ebenso gefasst hin, beteuerte dabei aber die ganze Zeit seine Unschuld und stieß ironische Bemerkungen aus, was ihm nur noch mehr Schläge einbrachte.
    Magistrat Jharkheld erschien unter dem Johlen der Menge. Er war in eine schwere schwarze Robe gewandet und trug eine silberne Pergamentrolle. Er trat in die Mitte der Bühne und stellte sich zwischen die Gefangenen, um sie nacheinander genau zu mustern. Jharkheld trat nach vorne. Mit einer dramatischen Geste hielt er die Pergamentrolle in die Luft, in der sich die

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