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Die Vergessenen Welten 12 - Schattenzeit

Die Vergessenen Welten 12 - Schattenzeit

Titel: Die Vergessenen Welten 12 - Schattenzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. A. Salvatore
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gaben nach, als er zu einem Block gezerrt und gezwungen wurde, sich davor hinzuknien.
    »Ich bin unschuldig!«, schrie er, aber sein Protest endete abrupt, als eine der Wachen ihn auf den Block zwang und sein Gesicht gegen das Holz rammte. Ein riesiger Henker, der eine monströse Axt trug, trat an den Block.
    »Der Schlag wird nicht sauber treffen, wenn du dich so wehrst«, riet eine Wache dem Gefangenen.
    Grauser Raffer hob den Kopf. »Aber ihr habt es mir versprochen!«
    Die Wachen zwangen ihn wieder auf den Richtblock. »Hör auf, dich zu winden!«, befahl einer der Männer. Der Todesängste ausstehende Grauser riss sich los, fiel auf die Bühne und rollte sich verzweifelt weg. Die Menge tobte, während die Wachen ihn wieder einfingen. Er trat wild um sich, und Rufe waren zu hören. »Hängt ihn!« und »Kielholen!« und andere grausige Vorschläge für die Hinrichtung erklangen aus allen Teilen des Platzes.
    »Entzückende Versammlung«, sagte Kapitän Deudermont sarkastisch zu Robillard. Sie standen, gemeinsam mit einigen Mannschaftsmitgliedern der Seekobold, inmitten der rasenden und schreienden Menge.
    »Gerechtigkeit«, erwiderte der Zauberer mit fester Stimme.
    »Das frage ich mich«, sagte der Kapitän nachdenklich. »Ist es Gerechtigkeit oder Unterhaltung? Es gibt da eine feine Grenze, mein Freund, und wenn ich mir dieses fast täglich stattfindende Spektakel anschaue, glaube ich, dass die Herrscher von Luskan sie schon vor langer Zeit überschritten haben.«
    »Du warst es, der herkommen wollte«, erinnerte ihn Robillard.
    »Es ist meine Pflicht, dies hier mit anzusehen«, antwortete Deudermont.
    »Ich meine, hierher nach Luskan«, erläuterte Robillard. »Du wolltest in diese Stadt kommen, Kapitän. Ich hätte Tiefwasser vorgezogen.«
    Deudermont musterte seinen Freund mit einem strengen Blick, hatte aber keine Antwort darauf.
    »Hör auf, so zu zappeln!«, brüllte der Wachmann Grauser an, aber der Ganove wehrte sich nur umso heftiger, trat um sich und quiekte verzweifelt. Zum Vergnügen der Zuschauer, die das Spektakel sichtlich genossen, gelang es ihm, den nach ihm greifenden Händen eine Zeit lang auszuweichen. Grausers panische Bewegungen ließen ihn plötzlich in Jharkhelds Augen schauen. Der Magistrat fixierte ihn mit einem so durchdringenden und strafenden Blick, dass Grauser aufhörte sich zu bewegen.
    »Vierteilt ihn«, sagte Jharkheld langsam und mit Nachdruck.
    Das Johlen der Masse erreichte einen neuen, entzückten Höhepunkt.
    Grauser hatte diese grausamste Art der Hinrichtung bislang nur zweimal mit angesehen, doch das reichte, um ihm das Blut aus dem Gesicht zu treiben, ihn hilflos zittern zu lassen und sich vor den Augen von tausenden Zuschauern einzunässen.
    »Du hast es mir versprochen«, hauchte er, kaum in der Lage, Atem zu holen, doch laut genug, dass der Magistrat ihn hörte und zu ihm herüberkam.
    »Ich habe dir Milde versprochen«, sagte Jharkheld ruhig, »und ich werde mein Wort halten, doch nur, wenn du kooperierst. Die Entscheidung liegt bei dir.«
    Jene Schaulustigen, die dicht genug standen, um dies zu hören, stöhnten enttäuscht auf, doch Jharkheld ignorierte sie. »Es stehen vier Pferde bereit«, warnte Jharkheld. Grauser begann zu weinen.
    »Bringt ihn zum Richtblock«, befahl der Magistrat den Wachen. Diesmal wehrte sich Grauser nicht gegen sie, rührte keine Hand, als sie ihn zurückzerrten, auf die Knie zwangen und seinen Kopf nach vorne beugten.
    »Du hast es versprochen«, rief Grauser leise seine letzten Worte, doch der kalte Magistrat lächelte nur und nickte. Nicht zu Grauser, sondern zu dem großen Mann, der neben ihm stand.
    Die riesige Axt fuhr herab, die Menge keuchte wie ein Mann auf und brach dann in heulendes Johlen aus. Der Kopf von Grauser Raffer fiel auf die Bühne und rollte ein kleines Stück. Eine der Wachen sprang herbei, hob ihn auf und hielt ihn in Richtung des kopflosen Körpers. Es ging die Legende, dass bei einem perfekten, schnellen Hieb und einer rasch handelnden Wache der geköpfte Mann noch einen Sekundenbruchteil bei Bewusstsein war, lange genug, um seinen eigenen Körper zu sehen und das Gesicht zu einem Ausdruck höchsten, köstlichsten Grauens zu verziehen.
    Diesmal jedoch nicht, denn Grauser Raffer zeigte noch immer den gleichen, traurigen Ausdruck.
    »Na wunderbar«, murmelte Morik auf der anderen Seite der Bühne.
    »Und trotzdem ist es ein besseres Schicksal als das, dem wir anderen heute noch entgegensehen.«
    Wulfgar und

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