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Die Vergessenen Welten 12 - Schattenzeit

Die Vergessenen Welten 12 - Schattenzeit

Titel: Die Vergessenen Welten 12 - Schattenzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. A. Salvatore
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ein anderer.
    Jharkheld drehte sich der Menge zu und hob, Ruhe gebietend, die Hand. Nach einem tumultartigen Moment gehorchte der aufgeputschte Mob. »Diesen hier«, sagte der Magistrat, »heben wir bis zum Schluss auf, denke ich.« Das ließ die Menge erneut aufheulen.
    »Und was für ein Tag uns noch bevorsteht«, sagte Jharkheld. »Drei sind noch übrig, und alle weigern sich zu gestehen!« »Gerechtigkeit«, murmelte Morik vor sich hin.
    Wulfgar starrte ohne zu blinzeln nach vorne, und nur der Gedanke an den armen Morik hielt ihn zurück, Jharkheld in das hässliche alte Gesicht zu lachen. Glaubte der Magistrat wirklich, er könnte Wulfgar irgendetwas antun, das schlimmer war als die Foltern des Errtu? Konnte der alte Mann Catti-brie auf der Bühne auftauchen lassen, sie vergewaltigen und anschließend vor Wulfgars Augen verstümmeln, so wie Errtu es wieder und wieder getan hatte? Konnte er eine Illusion von Bruenor beschwören, dessen Schädel zerbeißen und die verbliebene Hälfte vom Kopf des Zwerges als Schale für Hirnpastete benutzen? Konnte er Wulfgar mehr körperliche Pein zufügen als der Dämon, der diese Folterkünste seit Jahrtausenden praktizierte? Und konnte Jharkheld den Barbaren am Ende wieder und wieder vom Rand des Todes zurückholen, um das böse Spiel aufs Neue zu beginnen?
    Plötzlich erkannte Wulfgar etwas Wichtiges, und es munterte ihn tatsächlich auf. Dies war es, wo Jharkheld und seine Bühne vor dem Abgrund verblassten. Er würde hier sterben. Endlich würde er frei sein.
    Jharkheld eilte von Wulfgar fort, stoppte vor Morik, packte das schmale Gesicht des Mannes mit fester Hand und drehte es grob, dass der Ganove ihn anschaute. »Gestehst du deine Schuld?« Morik war kurz davor herauszuschreien, dass er tatsächlich geplant hatte, Deudermont zu ermorden. Ja, dachte er, als ein rascher Plan in seinem Kopf Gestalt annahm. Er würde die Verschwörung zugeben, aber nur mit dem tätowierten Piraten, und so irgendwie versuchen, seinen unschuldigen Freund zu retten.
    Sein Zögern kostete ihn die Chance, dies jetzt zu tun, denn Jharkheld schnaubte verächtlich und versetzte Morik einen heftigen Schlag ins Gesicht. Als es Morik gelang, seine Überraschung und den Schmerz zu überwinden, war Jharkheld bereits weitergegangen und baute sich vor Tee-a-nicknick auf.
    »Tee-a-nicknick«, sagte der Magistrat langsam und betonte jede einzelne Silbe, um die Menge daran zu erinnern, wie fremdartig und seltsam dieser Halbmensch war. »Erzähl mir, welche Rolle du gespielt hast, Tee-a-nicknick.«
    Der tätowierte, halb-qullanische Pirat starrte, ohne zu blinzeln oder etwas zu sagen, geradeaus.
    Jharkheld schnippte mit den Fingern, und sein Assistent rannte vom Rand der Bühne herbei und reichte Jharkheld eine hölzerne Röhre. Der Magistrat inspizierte den Gegenstand und zeigte ihn der Menge. »Mit diesem scheinbar so harmlosen Stock kann unser bemalter Freund hier einen kleinen Pfeil ebenso sicher durch die Luft schleudern wie ein Bogenschütze«, erklärte er. »Und dieses Geschoss, die Klaue einer kleinen Katze, kann unser bemalter Freund mit den teuflischsten Giften bestreichen. Mixturen, die euch das Blut aus den Augen laufen lassen, die ein Fieber erzeugen, dass eure Haut die Farbe von Feuer annimmt, oder die eure Nase und Kehle mit so viel Schleim erfüllen, dass jeder Atemzug zu einer schweren und Ekel erregenden Pein wird. Und das sind nur ein paar Beispiele seines tückischen Repertoires.«
    Die Menge verschlang jedes einzelne Wort und wurde immer wütender. Jharkheld, der Dirigent dieses Spektakels, spielte auf den Gefühlen seiner Zuschauer wie auf einem Instrument und wartete den richtigen Moment ab.
    »Gestehst du deine Schuld?«, brüllte er plötzlich in Tee-a nicknicks Gesicht.
    Der tätowierte Pirat starrte geradeaus, sagte nichts und blinzelte nicht einmal. Wäre er ein reinrassiger Qullaner gewesen, hätte er in diesem Augenblick einen Verwirrungszauber wirken können, der den Magistrat benommen und erinnerungslos hätte zurücktaumeln lassen, aber Tee-a-nicknick war ein Mischling und besaß keine der magischen Fähigkeiten seines Volkes. Er verfügte jedoch über qullanische Konzentrationsfähigkeit, durch die er sich, ähnlich wie Wulfgar, von dem Geschehen um ihn herum abkapseln konnte. »Du wirst alles zugeben«, versprach Jharkheld und wedelte wütend mit dem Finger vor dem Gesicht des Mannes, dessen Herkunft und Disziplin ihm nicht bewusst waren. »Aber dann wird es zu spät

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