Die Vergessenen Welten 12 - Schattenzeit
Befriedigung daraus, sie zu versenken«, konterte Robillard. »Wir beklagen ihren Tod nicht, und häufig fischen wir sie nicht einmal aus dem Wasser, um sie vor den Haien zu retten, wenn wir gerade einen weiteren Piraten verfolgen. Selbst wenn wir sie gefangen nehmen, liefern wir sie prompt im ersten Hafen ab, oft genug in Luskan, womit wir sie genau dieser Art von Gerechtigkeit ausliefern.«
Deudermont waren die Argumente ausgegangen, daher starrte er einfach nur geradeaus. Trotzdem hatte dieses Spektakel für den zivilisierten und kultivierten Kapitän nichts mit Gerechtigkeit zu tun.
Jharkheld machte sich daran, Morik und Wulfgar zu bearbeiten, noch bevor die vielen Helfer das Blut und die anderen Überreste von dem Platz vor der Bühne entfernt hatten.
»Hast du gesehen, wie lange es gedauert hat, bis er die Wahrheit gestand?«, fragte der Magistrat Morik. »Zu lange, und so litt er bis zum Ende. Wirst du ebenso töricht sein?«
Morik, dessen Glieder allmählich bis zum Rand des Erträglichen gestreckt waren, setzte zum Sprechen an und wollte gestehen, doch Jharkheld legte ihm einen Finger auf die Lippen. »Jetzt ist nicht die Zeit dafür«, erklärte er.
Morik wollte erneut etwas sagen, daher ließ Jharkheld ihn knebeln.
Ein schmutziger Fetzen wurde dem Mann in den Mund geschoben und mit einem anderen befestigt, der ihm um den Kopf gewunden wurde.
Der Magistrat ging um die Streckbank herum und hob einen kleinen Holzbehälter hoch, der als Rattenkiste bekannt war. Die Menge heulte begeistert auf. Morik, der das schreckliche Foltergerät erkannte, riss die Augen auf und kämpfte vergeblich gegen die unnachgiebigen Fesseln an. Er hasste Ratten und hatte sie sein ganzes Leben lang gefürchtet. Sein schlimmster Albtraum sollte wahr werden.
Jharkheld trat erneut an den Rand der Bühne, hob die Kiste hoch in die Luft und drehte sie langsam, so dass die Menge die ausgetüftelte Konstruktion sehen konnte. Die Vorderseite bestand aus Maschendraht, während die anderen drei Wände und das Dach aus solidem Holz waren. Auch der Boden bestand aus Holz, war aber mit einer Schiebetür versehen, die ein Zugangsloch verdeckte. In diese Kiste würde eine Ratte gesteckt werden. Dann würde der Behälter auf Moriks entblößten Bauch gestellt und die Bodentür entfernt werden. Anschließend würde man die Kiste in Brand setzen. Die Ratte würde auf dem einzig möglichen Weg fliehen – durch Morik hindurch.
Ein Mann, der in seinen behandschuhten Händen eine Ratte trug, kam herbei, platzierte das Tier in der Kiste und den Behälter auf Moriks Bauch. Er zündete die Kiste noch nicht an, sondern ließ das Tier ein wenig herumwandern, so dass seine Beine über das Fleisch tappten und es hin und wieder ein wenig daran knabberte. Morik wand sich vergebens in seinen Fesseln.
Jharkheld ging zu Wulfgar hinüber. Angesichts der Spannung und des Tobens der Menge fragte sich der Magistrat, wie er dies alles noch überbieten konnte, was er diesem stoischen Riesen antun konnte, um das Spektakel der vorhergehenden beiden Hinrichtungen zu übertreffen.
»Gefällt dir, was wir mit deinem Freund Morik tun?«, fragte der Magistrat.
Wulfgar, der die Hölle von Errtus Reich gesehen hatte, an dem Kreaturen gefressen hatten, die eine ganze Armee von Ratten in Schrecken versetzen würden, antwortete nicht.
»Sie halten dich in höchsten Ehren«, sagte Robillard zu Deudermont. »Luskan hat selten eine so außerordentliche MehrfachHinrichtung erlebt.«
Die Worte hallten in Kapitän Deudermonts Verstand wider, insbesondere der erste Satz. Allein der Gedanke, dass seine Beliebtheit in Luskan dies heraufbeschworen hatte… Nein, es hatte dem sadistischen Jharkheld nur einen Vorwand geboten, Mitmenschen so etwas anzutun, selbst wenn sie schuldig waren. Deudermont war jedoch noch immer nicht überzeugt, dass Wulfgar und Morik etwas damit zu tun hatten. Die Erkenntnis, dass all dies ihm zu Ehren getan wurde, widerte ihn an.
»Meister Micanty!«, befahl er, während er rasch eine Notiz schrieb.
»Nein!«, protestierte Robillard, der begriff, was Deudermont vorhatte, und wusste, was ein solches Vorgehen die Seekobold sowohl bei den Regierenden als auch beim Mob kosten würde. »Er verdient den Tod!«
»Wer bist du, dass du über ihn richtest?«, fragte Deudermont.
»Nicht ich!«, berichtigte der Zauberer. »Sie«, erklärte er und schwenkte den Arm über die Menge hinweg.
Deudermont schnaubte über diese absurde Behauptung.
»Kapitän, wir
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