Die Vergessenen Welten 12 - Schattenzeit
werden gezwungen sein, Luskan zu verlassen, und man wird uns sobald nicht wieder willkommen heißen«, stellte Robillard klar.
»Sie werden es vergessen, sobald die nächsten Gefangenen zu ihrer Unterhaltung vorgeführt werden, also wahrscheinlich schon morgen früh.« Er lächelte schief und ohne Humor. »Außerdem magst du Luskan doch sowieso nicht besonders.«
Robillard stöhnte, seufzte und warf resignierend die Arme in die Luft, als Deudermont, der einfach zu zivilisiert war, Micanty die Notiz übergab und ihm auftrug, sie schnell zum Magistrat zu bringen.
»Setzt die Kiste in Brand!«, rief Jharkheld auf der Bühne, nachdem die Wachen Wulfgar herbeigeholt hatten, damit der Barbar Moriks grausames Schicksal mit ansehen konnte.
Wulfgar konnte sich nicht von dem Anblick des angezündeten Rattenkäfigs abschotten. Die verängstigte Kreatur rannte hin und her und begann dann zu graben.
Der Umstand, dass seinem Freund solche Pein zugefügt wurde, drang bis in Wulfgars private Welt und riss die Wände seiner Verleugnung der Wirklichkeit nieder, so wie die Ratte die Haut von Moriks Bauch durchbrach. Der Barbar stieß ein Knurren aus, das so bedrohlich, so raubtierhaft war, dass es die Augen aller Umstehenden von dem grauenhaften Schicksal Moriks auf ihn lenkte. Mächtige Muskeln schwollen an und zuckten. Wulfgars Körper schnellte zur Seite und stieß den Mann, der ihn festhielt, fort. Der Barbar stieß sein Bein vor und ließ die schwere Eisenkugel, die daran angekettet war, durch die Luft sausen, so dass sie sich seinem anderen Wächter um die Beine wickelte. Ein scharfer Ruck an der Kette riss den Mann von den Füßen.
Wulfgar zerrte an seinen Fesseln, während sich andere Wachen auf ihn stürzten, Knüppel auf ihn niederprasselten und Jharkheld, der über die Ablenkung wütend war, danach schrie, dass man Moriks Knebel entfernen sollte. Unglaublicherweise gelang es dem riesigen Wulfgar irgendwie, seine Arme frei zu bekommen, und er stürzte zu der Streckbank.
Eine Wache nach der anderen warf sich auf ihn. Er schleuderte sie beiseite wie kleine Kinder, aber es waren so viele, dass er sich keinen Weg zu Morik freikämpfen konnte, der jetzt laut vor Schmerzen schrie. »Nehmt es weg!«, brüllte Morik.
Plötzlich lag Wulfgar auf dem Boden. Jharkheld kam dicht genug an ihn heran, um seine Peitsche mit einem lauten Knallen über den Rücken des Barbaren zu ziehen.
»Gesteh deine Schuld!«, verlangte der rasende Magistrat, während er Wulfgar peitschte.
Wulfgar knurrte und schlug um sich. Eine weitere Wache wurde fortgeschleudert, und ein mächtiger Hieb zerschmetterte einem anderen Mann die Nase, so dass sein ganzes Gesicht mit Blut bespritzt wurde. »Nehmt es weg!«, schrie Morik erneut.
Der Mob liebte es. Jharkheld war sicher, dass er eine neue Stufe von Massenunterhaltung erreicht hatte.
»Stopp!«, erscholl ein Ruf aus dem Publikum, dem es gelang, das allgemeine Johlen und Kreischen der Menge zu übertönen. »Genug!« Die Aufregung erstarb schnell, als die Zuschauer sich umdrehten und den Sprecher als Kapitän Deudermont von der Seekobold erkannten. Deudermont sah abgehärmt aus und stützte sich schwer auf einen Stock.
Magistrat Jharkhelds unbehagliche Vorahnung wuchs noch, als Waillan Micanty sich an den Wachen vorbeidrängte und auf die Plattform kletterte. Er eilte zu Jharkheld und reichte ihm die Nachricht von Deudermont.
Der Magistrat öffnete den Brief und las ihn. Der Inhalt überraschte, ja verdutzte ihn und machte ihn bei jedem Wort wütender. Jharkheld schaute auf und blickte zu Deudermont hinüber, während er beiläufig einer der Wachen bedeutete, Morik wieder zu knebeln, und anderen Männern befahl, den geschundenen Wulfgar wieder auf die Beine zu zerren.
Ohne auf sich selbst irgendwelche Rücksicht zu nehmen und ohne zu bemerken, was außer Moriks Folter um ihn herum vorging, riss sich Wulfgar los. Er taumelte und stolperte über die Eisenkugeln und Fußketten, schaffte es aber, dicht genug an die Streckbank heranzukommen, um die brennende Kiste von Moriks Bauch zu entfernen.
Er wurde erneut niedergeschlagen und zu Jharkheld zurückgeschleift.
»Jetzt wird es für Morik nur noch schlimmer werden«, versprach der sadistische Magistrat leise, bevor er sich mit einem Ausdruck unverhüllter Wut an Deudermont wandte. »Kapitän Deudermont!«, rief er. »Als das Opfer und als angesehener Ehrenmann hast du das Recht, eine solche Notiz zu schreiben, doch bist du dir sicher? Zu diesem späten
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