Die vergessenen Welten 13 - Der schwarze Zauber
zu, dass ihre Position unsicher war, solange der verschlagene Jarlaxle noch lebte.
Kimmuriel hatte Jarlaxle nie als Feind haben wollen – nicht aus Freundschaft zu dem älteren Mann, sondern aus schierer Angst. Vielleicht war Jarlaxle bereits auf dem Weg zurück nach Menzoberranzan. Dort würde er die verbliebenen Mitglieder von Bregan D'aerthe, und das war über die Hälfte der gesamten Truppe, um sich scharen und gegen Rai-guy und ihn und ihre Gefolgsleute führen, sobald sie in die Stadt der Drow zurückkehrten. Möglicherweise würde Jarlaxle sogar Gromph Baenre, den Erzmagier von Menzoberranzan, anwerben, seine Zauberkräfte mit denen Rai-guys zu messen. Es war keine angenehme Vorstellung, aber Kimmuriel wusste auch, dass die Enttäuschung des Magiers eher daher rührte, dass er den Kristall nicht erlangt hatte, und weniger von dem Umstand, dass Jarlaxle entkommen war.
»Wir müssen sie finden«, sagte Rai-guy einen Moment später. »Ich will Jarlaxle tot sehen. Wie kann ich mich sonst jemals sicher fühlen?«
»Ihr seid jetzt der Anführer von Bregan D'aerthe, einem Trupp männlicher Söldner aus Menzoberranzan«, erwiderte Kimmuriel. »Ihr werdet Euch niemals sicher fühlen können, es wird keine Atempause zwischen den ständigen Gefahren und den Intrigen der Oberinnen geben. Das sind die Fallstricke der Macht, mein Freund.«
Der Ausdruck, der auf Rai-guys Gesicht trat, war nicht der der Freundschaft. Er war wütend, vielleicht aufgebrachter, als Kimmuriel ihn jemals gesehen hatte. Er sehnte sich verzweifelt danach, das Artefakt in seinen Besitz zu bringen. Ebenso wie Yharaskrik, dessen war sich Kimmuriel bewusst. Falls es ihnen gelang, Jarlaxle und Crenshinibon einzuholen, so wollte er sicherstellen, dass der Illithide das Artefakt erhielt. Sollten Yharaskrik und seine mächtigen Gedankenschinder doch die Kontrolle über Crenshinibon erlangen, ihn studieren und dann vernichten. Das war besser, als es in Menzoberranzan und in Rai-guys Händen zu wissen – falls dieser überhaupt die Bereitschaft zeigte, in die Stadt im Unterreich zurückzukehren. Yharaskrik hatte Kimmuriel erläutert, dass der Kristall einen großen Teil seiner Macht aus dem Sonnenlicht gewann. Und würde Kimmuriel mit Crenshinibon als Verbündeten nicht noch viel mehr auf der Hut sein müssen? Das Artefakt würde ihn niemals akzeptieren, würde nie hinnehmen, dass er ihm mittels seiner mentalen Fähigkeiten den Zugang zu seinem Geist und die Kontrolle darüber verwehren konnte.
Er war versucht, gegen Rai-guy zu arbeiten und die Suche nach Jarlaxle auf jede erdenkliche Weise zu vereiteln, aber ihm war klar, dass der gestürzte Söldnerführer mit oder ohne den Gesprungenen Kristall ein zu gefährlicher Widersacher war, um ihn in Freiheit zu lassen.
Ein Klopfen an der Tür riss ihn aus seinen Grübeleien. Sie ging auf, und Berg'inyon Baenre trat ein, gefolgt von mehreren Drowsoldaten, die eine in Ketten gelegte und übel zugerichtete Sharlotta Vespers hinter sich herzerrten. Dahinter folgten noch weitere Soldaten, die einen korpulenten und imposanten Rattenmann bewachten.
Kimmuriel bedeutete Sharlottas Gruppe, zur Seite zu treten, damit er den Rattenmann genau betrachten konnte.
»Gord Abrix zu deinen Diensten, guter Kimmuriel Oblodra«, sagte der Rattenmann mit einer tiefen Verbeugung.
Kimmuriel musterte ihn scharf. »Du führst jetzt die Werratten in Calimhafen?«, fragte er stockend in der für ihn ungewohnten Sprache der Oberfläche.
Gord nickte. »Die Werratten im Dienst von Haus Basadoni«, erklärte er. »Im Dienst von…«
»Das ist alles, was du wissen musst, und es wäre klug, niemals mehr zu sagen«, knurrte Rai-guy ihn an, und der Rattenmann, so imposant er auch sein mochte, wich unwillkürlich vor dem Dunkelelfen zurück.
»Bringt ihn hier raus«, befahl Kimmuriel der Eskorte in seiner eigenen Sprache. »Sagt ihm, wir werden ihn rufen, wenn wir über das weitere Vorgehen der Werratten entschieden haben.«
Gord Abrix konnte sich gerade noch ein weiteres Mal verbeugen, bevor er aus dem Raum gedrängt wurde.
»Und was ist mit Euch?«, fragte Kimmuriel Sharlotta, und der bloße Umstand, dass er mit ihr in seiner eigenen Sprache reden konnte, erinnerte ihn daran, wie raffiniert diese Frau war. Sie konnte sich durchaus als nützlich erweisen.
»Was habe ich getan, um eine solche Behandlung zu verdienen?«, erwiderte Sharlotta, hartnäckig bis zum Ende. »Warum glaubt Ihr, Ihr hättet irgendetwas tun müssen?«,
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