Die vergessenen Welten 13 - Der schwarze Zauber
nur für einen Moment, sich in diesem Schrecken zu suhlen, und er genoss dieses Gefühl über alle Maßen. Dann ließ er seine psionischen Kräfte zu ihr fließen. Er errichtete um sie herum einen Panzer aus absorbierender kinetischer Energie und verwendete dazu eine Technik, die er während Entreris Kampf mit Drizzt Do'Urden perfektioniert hatte. Als er damit fertig war, nickte er.
Berg'inyon wurde fast augenblicklich wieder sichtbar, als sein scharfes Drowschwert gegen die Kehle der Frau vorzuckte, denn dieser Angriffsschlag vernichtete die Verteidigungsmagie von Rai-guys Unsichtbarkeitszauber. Der Drowkrieger verfiel in einen wilden Schwerttanz, bei dem er mit beiden Klingen wieder und wieder hart zuschlug und einen mächtigen Hieb auf den Kopf der Frau niederfahren ließ.
Doch kein Blut schoss hervor, und die Frau stieß keine Schmerzenslaute aus, denn Kimmuriels Panzer fing jeden Schlag ab und speicherte die enorme Kraft, die hinter den heftigen Attacken des Kriegers steckte.
Mehrere Minuten lang ging es so weiter, bis Rai-guy warnend darauf hinwies, dass der Lähmzauber sich seinem Ende näherte. Berg'inyon trat zurück, und Kimmuriel schloss erneut die Augen, als Rai-guy mit einer weiteren Beschwörung begann.
Beide Zuschauer, Kimmuriel und Berg'inyon, lächelten boshaft, als Rai-guy eine winzige, nach Schwefel riechende Kugel aus Fledermauskot hervorholte und mit einem Finger in den Mund der Frau schob, wodurch der Zauber ausgelöst wurde. Ein feuriger Blitz zuckte in ihrem Rachen auf und verschwand wieder, als er ihre Kehle hinabglitt.
Der Bürgersteig war wieder dicht vor ihnen, als Kimmuriel ein neues Dimensionsportal erschuf, das zu derselben Stelle auf der Straße führte, und Rai-guy stieß die Frau grob hindurch. Kimmuriel schloss das Tor, und sie beobachteten amüsiert die Szene.
Der Lähmzauber löste sich als Erstes, und die Frau begann zu stolpern. Sie versuchte zu rufen, konnte aber wegen des Brennens in ihrer Kehle nur husten. Ein seltsamer Ausdruck, der unaussprechliches Grauen widerspiegelte, zeichnete sich auf ihrem Gesicht ab.
Sie spürt die Energie, die von der Schutzbarriere aufgespeichert wurde, erklärte Kimmuriel. Ich halte diese Kraft nicht länger unter Kontrolle, nur ihr eigener Wille hindert sie am Losbrechen.
Wie lange? fragte ein besorgter Rai-guy, aber Kimmuriel lächelte nur und bedeutete ihnen, abzuwarten und zuzuschauen.
Die Frau begann zu rennen. Die drei Drow bemerkten andere Leute, die sich dicht bei ihr befanden. Einige näherten sich ihr vorsichtig – weitere Spione wahrscheinlich –, während andere offensichtlich einfach nur neugierig waren. Wieder andere hingegen wurden allmählich unruhig und versuchten, der Frau möglichst fernzubleiben.
Die ganze Zeit hindurch versuchte sie zu schreien, brachte aber wegen des andauernden Brennens in ihrem Hals nur ein keuchendes Husten hervor. Ihre Augen wurden riesig groß vor Angst, was die Dunkelelfen mit Befriedigung erfüllte. Sie spürte die enormen Energien in sich, die danach drängten, freizubrechen, und sie wusste nicht, wie sie dies bewerkstelligen sollte.
Sie konnte die Barriere nicht aufrecht erhalten, und ihre Erkenntnis dieser Situation verwandelte sich von anfänglichem Grauen in Verwirrung. Und plötzlich, ganz plötzlich, brachen all die fürchterlichen Schläge Berg'inyons über sie herein. All die Hiebe und Stöße, der mächtige Schlag nach dem Kopf und der Stich in Richtung Herz fuhren auf die hilflose Frau hernieder. Für die Zuschauer des Spektakels sah es so aus, als fiele sie einfach auseinander, während das Blut literweise aus ihrem Gesicht, ihrem Kopf und ihrer Brust schoss.
Sie ging fast ohne Verzögerung zu Boden, doch bevor irgendjemand reagieren konnte, explodierte Kimmuriels letzter Zauber, ein verzögerter Feuerball, der über die bereits tote Frau und viele der Leute in ihrer Nähe hinwegfegte.
Die Zuschauer, die außerhalb des Flammenkreises standen – ob Komplizen der Toten oder unbeteiligte Schaulustige –, starrten entsetzt auf die verkohlte Leiche. Ihre schreckgeweiteten Augen und die Laute des Grauens, die sie ausstießen, entzückten die drei Dunkelelfen zutiefst. Eine schöne Demonstration. Wirklich nett.
Für Berg'inyon diente das Spektakel noch einem zweiten Zweck: Es gemahnte ihn deutlich daran, sich in der Nähe seiner beiden Offizierskollegen in Acht zu nehmen. Selbst wenn man die hohe Wertschätzung in Betracht zog, die Folter und Mord bei den Drow genossen, waren
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