Die vergessenen Welten 13 - Der schwarze Zauber
diese Wellen. Zuerst rief er nach Jarlaxle, und tatsächlich schickte sich der unbeständige Drow an, danach zu greifen, widerstand dem Locken dann aber.
»Steck ihn weg«, flüsterte Danica rau und blickte von dem grün glimmenden Kristall zu der sich regenden Bestie. »Er wird den Drachen wecken!«
»Meine Liebe, erwartest du, dass wir den Feueratem eines Drachens hervorlocken können, der schläft?«, rief ihr Jarlaxle ins Gedächtnis, aber Danica funkelte ihn nur böse an.
Entreri jedoch, der den Ruf des Gesprungenen Kristalls deutlich verstand und begriff, welchen Zweck er verfolgte, erkannte, dass die Frau einen klugen Rat gegeben hatte. Denn auch wenn sie die Bestie tatsächlich wecken mussten, war es besser, wenn der Drache den Grund nicht kannte. Der Meuchelmörder betrachtete das Artefakt, grinste selbstbewusst und arrogant und ließ ihn wieder in den Beutel fallen, während er Cadderly zunickte, das Bild im Spiegel verschwinden zu lassen.
»Wann brechen wir auf?«, fragte Entreri den Priester, und sein Tonfall machte deutlich, dass ihn der Anblick des monströsen Drachens nicht im Mindesten beunruhigt hatte, sondern dass er begierig war, die Vernichtung des bösartigen Artefakts hinter sich zu bringen.
»Ich muss die nötigen Zaubersprüche vorbereiten«, erwiderte Cadderly. »Das wird nicht lange dauern.«
Der Priester bedeutete Danica und seinen anderen Freunden, ihre beiden unerwünschten Gefährten hinauszubegleiten, ließ das Bild in dem verzauberten Spiegel aber nur zeitweise verblassen. Sobald er allein war, beschwor er die Drachenhöhle erneut herauf, nachdem er zuvor einen Zauber gewirkt hatte, der es ihm gestattete, im Dunkeln zu sehen. Er ließ das Auge des Spiegels durch das große, vielfach verzweigte Lager schweifen.
Es befanden sich viele Risse im Boden, bemerkte er, und als er einem davon nach unten folgte, entdeckte er ein Labyrinth aus Tunneln und Felskammern unter der schlafenden Riesenechse. Außerdem kam Cadderly zu der Überzeugung, dass die Drachenhöhle keine sehr massiven Fundamente besaß. Ganz und gar nicht.
Er würde dies im Auge behalten müssen, während er die Zaubersprüche auswählte, die er zu der Höhle dieser riesigen Bestie mitnehmen wollte, die als Hephaestus bekannt war.
Rai-guy war mit geschlossenen Augen in tiefe Konzentration versunken und erlaubte Crenshinibons Rufen, vollständig in seine Gedanken einzudringen. Er fing nur Blitze des Zorns und der Verzweiflung auf, Hilfeschreie und das Versprechen unendlichen Ruhms.
Er sah aber auch andere Bilder, insbesondere das eines großen, zusammengerollten roten Drachen, und er hörte ein Wort, einen Namen, der in seinem Kopf widerhallte: Hephaestus.
Rai-guy wusste, dass er schnell handeln musste. Er zog sich in seinen privaten Raum unterhalb von Haus Basadoni zurück und betete aus vollem Herzen zu seiner Herrin Lloth. Er berichtete ihr von dem Gesprungenen Kristall und dem glorreichen Chaos, das er mit Hilfe dieses Artefakts über die Welt bringen konnte.
Viele Stunden blieb Rai-guy allein, betete und schickte jeden, der an seine Tür klopfte, mit einer groben und endgültigen Abfuhr fort – darunter Berg'inyon und Kimmuriel.
Dann, als er glaubte, die Aufmerksamkeit seiner dunklen Spinnenkönigin oder zumindest einer ihrer Dienerinnen erregt zu haben, begann der Zauberer mit einer mächtigen Beschwörung, die ein Tor zwischen den Sphären öffnete. Wie immer bei einem solchen Zauber musste Rai-guy sorgsam darauf achten, dass kein unerwünschter oder allzu mächtiger Bewohner der anderen Ebene durch das Portal kam. Seine Vermutungen erwiesen sich jedoch als richtig, und bei der Kreatur, die durch das Tor trat, handelte es sich um eine der Yochlol. Diese waren die Dienerinnen von Lloth, Bestien, die mehr einer halb geschmolzenen Kerze mit langen Gliedmaßen ähnelten als der Spinnenkönigin selbst.
Rai-guy hielt den Atem an und fragte sich plötzlich besorgt, ob es ein Fehler gewesen war, von dem Artefakt zu berichten. Würde Lloth selbst nach dem Kristall verlangen und Rai-guy befehlen, ihn ihr zu übergeben?
»Ihr habt um die Hilfe der Herrin gebeten«, sagte die Yochlol, deren Stimme wässrig und kehlig zugleich war, ein schrecklicher Zweiklang.
»Ich wünsche, nach Menzoberranzan zurückzukehren«, gab Rai-guy zu, »und doch kann ich es zurzeit nicht. Ein Instrument des Chaos soll vernichtet werden…«
»Die Herrin Lloth weiß von dem Artefakt Crenshinibon, Rai guy aus dem Hause Teyachumet«,
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