Die vergessenen Welten 13 - Der schwarze Zauber
weiß nur, dass ich mit alledem nichts zu tun haben will«, erwiderte Dwahvel. »Weder mit Haus Basadoni noch mit der Oase Dallabad. Und ich will mich auch nicht in die Fehde zwischen Sharlotta Vespers und Artemis Entreri einmischen.« »Es scheint, dass du bereits ein Teil dieser Fehde bist«, erwiderte die Frau und presste ihre funkelnden dunklen Augen gefährlich zusammen.
Dwahvel schüttelte den Kopf. »Ich tue und habe getan, was ich tun musste, mehr nicht.« »Dann kann ich gehen?«
Dwahvel nickte und trat beiseite, sodass der Weg zur Tür frei war. »Ich bin zurückgekommen, sobald ich sicher war, dass Entreri wirklich fort ist. Vergib mir, Sharlotta, aber ich würde mich nicht mit dir verbünden, wenn ich mir dadurch Entreri zum Feind machte.«
Sharlotta musterte noch immer die erstaunliche Halblingsfrau, konnte ihrer Argumentation aber nichts entgegensetzen. »Wo ist er hingegangen?«, fragte sie. »Meinen Quellen zufolge hat er Calimhafen verlassen«, antwortete Dwahvel. »Vielleicht ist er unterwegs nach Dallabad? Oder er ist bereits an der Oase vorbei und auf dem Weg aus Calimshan hinaus. Ich glaube, das würde ich tun, wenn ich Artemis Entreri wäre.«
Sharlotta erwiderte darauf nichts, im Stillen stimmte sie ihr jedoch aus ganzem Herzen zu. Sie war noch immer verwirrt von den jüngsten Ereignissen, aber ihr war völlig klar, dass ihre angebliche »Rettung« durch Entreri nichts anderes als eine Entführung gewesen war, um so viele Informationen wie möglich aus ihr herauszuquetschen. Und sie hatte ihm viel geboten, erkannte sie besorgt. Sie hatte ihm viel mehr erzählt, als sie hätte tun sollen, mehr, als Rai-guy und Kimmuriel für akzeptabel halten würden.
Sie verließ den ›Kupfernen Einsatz‹ und versuchte, sich über all das klar zu werden. Was sie wusste, war, dass die Dunkelelfen sie finden würden, und zwar wahrscheinlich schon sehr bald. Die Frau nickte, als sie die einzige Alternative erkannte, die ihr offen stand, und eilte so schnell sie konnte zum Haus Basadoni. Sie würde Rai-guy und Kimmuriel von Entreris Verrat berichten.
Entreri schaute zur Sonne, die noch tief am östlichen Himmel hing, und holte tief Luft, um sich zu sammeln. Die Zeit war verstrichen, Dwahvel hatte Sharlotta freigelassen, wie es vereinbart worden war. Die Frau war zweifellos sofort zu Raiguy und Kimmuriel gelaufen und hatte damit entscheidende Ereignisse in Gang gesetzt.
Falls sich die beiden Dunkelelfen noch in Calimhafen befanden.
Falls Sharlotta nicht doch hinter die List mit der Entführung gekommen war und sich lieber ein sicheres Versteck gesucht hatte.
Falls die Dunkelelfen Sharlotta nicht schon längst im ›Kupfernen Einsatz‹ gefunden und das Lokal dem Erdboden gleichgemacht hatten. In diesem Fall könnten sich Dallabad und der Gesprungene Kristall bereits in Rai-guys gefährlichen Händen befinden.
Falls Rai-guy und Kimmuriel nicht sofort nach Menzoberranzan geflohen waren, sobald sie von Sharlottas Entdeckung erfuhren. Falls Jarlaxle sich noch immer in Dallabad aufhielt.
Dieser letzte Gedanke beunruhigte Entreri ganz gehörig. Der unberechenbare Jarlaxle war vielleicht der explosivste Bestandteil einer langen Liste von Unbekannten. Falls Jarlaxle Dallabad bereits verlassen hatte, würde er dann nicht jeden einzelnen Aspekt des Plans zunichte machen? Würden Kimmuriel und Rai-guy ihn unvermutet überrumpeln und mit Leichtigkeit erschlagen?
Der Meuchelmörder verdrängte alle Zweifel mit einem Kopfschütteln. Er war nicht an Gefühle des Selbstzweifels oder gar der Unzulänglichkeit gewöhnt. Vielleicht hasste er die Dunkelelfen aus diesem Grund so sehr. In Menzoberranzan war sich der stets kompetente und fähige Artemis Entreri unglaublich klein und unbedeutend vorgekommen.
Wirklichkeit ist, was du aus ihr machst, ermahnte er sich. Er war derjenige, der hier die Fäden der Täuschung und Intrige spann, also war er es – und nicht Rai-guy, Kimmuriel oder Sharlotta, nicht einmal Jarlaxle und der Gesprungene Kristall – , der die Kontrolle hatte.
Er schaute erneut zur Sonne, blickte dann zur Seite zu den imposanten Zwillingstürmen aus Kristall, die sich über die Palmen der Oase erhoben, und erinnerte sich selbst daran, dass diesmal er und niemand sonst es war, der das Stundenglas umgedreht hatte.
Er rief sich ins Gedächtnis, dass der Sand bereits rann, dass die Zeit knapp wurde, und stieß seinem Pferd die Hacken in die Seite und galoppierte zur Oase.
Als der Sand durchgelaufen
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