Die Vergessenen Welten 14 - Die Rueckkehr Der Hoffnung
Ganzen nicht sonderlich beeindruckt. Jeder Schüler eines Zauberers wie Mahskevic kannte die magische Schule, welcher der Besitzer angehörte. Sie beinhaltete Illusionen und Wahrsagerei – nichts, was einen erfahrenen Krieger irgendwie ängstigen konnte. Nein, die Wachen und Schutzzauber von E'kressa, dem Seher, beeindruckten Le'lorinel nicht im Mindesten. Sie waren mehr äußerer Schein als Substanz. Beim Durchschreiten der dunklen Türöffnung, die in einen kreisförmigen Gang führte, zog Le'lorinel nicht einmal das Schwert, sondern nahm sogar den glänzenden Silberhelm ab.
»E'kressa diknomin tue?« Le'lorinel hielt am Fuß einer Leiter an und wartete auf eine Antwort auf die Frage, die in der Sprache der Gnomen gestellt worden war.
»E'kressa diknomin tue?«, wiederholte Le'lorinel lauter und nachdrücklicher.
Eine Erwiderung driftete auf einer unsichtbaren Brise durch die Luft.
»Welch Abenteuer, düster grell, erwartet die dunkle Seite von Le'lorinel?«, erklang eine hohe, aber doch grabesartige Stimme in der Umgangssprache. »Wenn dunkle Haut färbt blutrot die Klingen, wird dann der unstillbare Hunger verklingen? Hat erdolcht Le'lorinel den edlen Drow, wird dann Lächeln erstehen auf seinem Gesicht wie Tau?«
Le'lorinel musste jetzt tatsächlich lächeln – sowohl über die Weissagung als auch über die hanebüchenen Reime.
»Darf ich…«, setzte der Elf an.
»Komm herauf«, wurde er eilig unterbrochen. Der Tonfall und die Hast, in der die Worte gesprochen wurden, verrieten Le'lorinel, dass E'kressa deutlich machen wollte, dass er die Frage vorhergesehen hatte.
Mit einem leisen Lachen stieg Le'lorinel die Sprossen hinauf.
An ihrem oberen Ende schloss sich eine Tür an, die mit blauen Perlenschnüren verhangen war, durch die ein sanftes, blaues Licht drang. Le'lorinel trat hindurch und kam in E'kressas Empfangszimmer, wie es schien. Dieser Raum war angefüllt mit Teppichen und Sitzkissen sowie magischen Runen und Artefakten: hier ein Totenschädel, dort ein riesiger Fledermausflügel; an einer Wand eine Kristallkugel, die auf einem Sockel ruhte, dort ein großer Spiegel, dessen Ecken eine seltsam verdrehte Form aufwiesen.
Noch nie hatte Le'lorinel so viele krude magische Gegenstände auf einem Fleck gesehen. Und nach den Jahren, die er mit Mahskevic verbracht hatte, wusste der Elf in der Tat, dass dies alles unbedeutend war, nichts als schmückendes Beiwerk – vielleicht mit Ausnahme der Kristallkugel.
Le'lorinel schenkte all diesen Gegenständen keinerlei Beachtung und musterte stattdessen E'kressa. Mit der dunkelblauen Robe, auf der sich wirbelnde, rote Muster austobten, und mit dem riesigen, kegelförmigen Hut sah der Gnom fast wie die Karikatur der klassischen Vorstellung aus, die man von einem Zauberer hatte. Nur dass E'kressa natürlich, statt groß und imposant zu sein, kaum drei Fuß Höhe erreichte. Ein langer grauer Bart und buschige Augenbrauen lugten unter dem Hut hervor, und E'kressa hatte den Kopf weit in den Nacken gelegt und das Gesicht ungefähr in Le'lorinels Richtung gewandt, ohne jedoch direkt in die Richtung des Elfen zu blicken.
Zwei reinweiße Augäpfel zeigten sich unter den buschigen Brauen.
Le'lorinel lachte laut auf. »Ein blinder Seher? Wie unübertrefflich typisch.«
»Du bezweifelst die Macht meiner magischen Sicht?«, entgegnete E'kressa und hob bedrohlich die Arme wie die Schwingen eines sich aufplusternden Adlerkükens.
»Mehr, als du dir auch nur vorstellen kannst«, erwiderte Le'lorinel wegwerfend.
E'kressa behielt seine Pose einen langen Moment bei, doch dann gab er sie auf, als er die entspannte Haltung des Elfen und sein spöttisches Grinsen bemerkte. Mit einem Achselzucken hob der Gnom die Hände und nahm die falschen weißen Linsen von seinen funkelnden grauen Augen. »Funktioniert bei den Bauern«, erklärte der Illusionist und Seher. »Verblüfft sie sogar. Und außerdem sind sie immer gern bereit, ein oder zwei zusätzliche Münzen für den blinden Seher zu opfern.«
»Bauern sind leicht zu beeindrucken«, meinte Le'lorinel. »Ich nicht.«
»Und doch kenne ich dich und weiß über deine Mission Bescheid«, stellte E'kressa rasch fest.
»Und du kennst auch Mahskevic«, entgegnete der Elf trocken.
E'kressa stampfte mit einem gestiefelten Fuß auf und nahm eine beleidigte Haltung ein, die er vielleicht vier Herzschläge lang durchhielt. »Du hast Bezahlung mitgebracht?«, fragte der Seher verärgert.
Le'lorinel warf einen Beutel voller
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